Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
für diese Suche einsetzen, und wenn Vince den Suchern in die Quere kam, würden sie wissen wollen, wer er war. Die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, konnte er sich aber nicht leisten.
    Außerdem: Falls er selbst in den Vorbergen des Santa-Ana-Gcbirges suchte, wohin die den Labors Entkommenen mit höchster Wahrscheinlichkeit geflohen waren, mochte er dem Falschen über den Weg laufen - den Golden Retriever verpassen und auf den Outsider stoßen. Das könnte gefährlich sein. Tödlich.
    Vor dem Schlafzimmerfenster flossen der wolkengepanzerte Nachthimmel und die See in Schwärze ineinander, Schwärze, so finster wie die finstere Seite des Mondes.
    Am Donnerstag, einen Tag nachdem Einstein Arthur Streck in Nora Devons Küche gestellt hatte, wurde Streck dem Untersuchungsrichter vorgeführt, und man vernahm ihn zu der Anklage des Einbruchs, der versuchten Körperverletzung und der versuchten Vergewaltigung. Da er bereits einmal wegen Vergewaltigung verurteilt worden war und zwei Jahre einer dreijährigen Kerkerstrafe abgesessen hatte, wurde eine hohe Kaution festgesetzt; er war nicht imstande, sie aufzubringen. Und da er niemanden ausfindig machen konnte, der ihm vertraute und die Kaution für ihn geleistet hätte, schien es ihm bestimmt, so lange in Untersuchungshaft zu bleiben, bis sein Fall vor Gericht kommen würde, was für Nora eine große Erleichterung bedeutete. Am Freitag ging sie mit Travis Cornell zum Lunch. Es verblüffte sie selbst, als sie sich sagen hörte, sie nehme seine Einladung an. Zwar war Travis offensichtlich richtig schockiert gewesen, als er von ihr erfuhr, in welchem Maße Streck sie belästigt hatte, und in gewissem Maße verdankte sie ihm ihre Unberührtheit, vielleicht sogar ihr Leben, weil er im allerletzten Augenblick gekommen war. Aber all die Jahre unter Tante Violets Verfolgungswahn ließen sich nicht in wenigen Tagen wegwischen, und ein Rest unsinnigen Argwohns blieb in Nora haften. Sie wäre bedrückt, vielleicht sogar erschüttert gewesen, keineswegs aber überrascht, hätte Travis plötzlich den Versuch gemacht, sich ihr aufzudrängen. Seit frühester Kindheit dazu erzogen, von anderen Menschen das Schlimmste zu erwarten, konnten nur Freundlichkeit und Mitgefühl von Seiten anderer sie überraschen. Dennoch ging sie mit ihm essen. Zuerst wußte sie gar nicht, warum sie das tat. Aber sie brauchte nicht lange nachzudenken, um die Antwort zu finden. Der Hund. Sie wollte dem Hund nahe sein, weil er ihr ein Gefühl der Sicherheit vermittelte und weil sie noch nie derart unverhohlene Zuneigung erfahren hatte, wie Einstein sie ihr so verschwenderisch zuteil werden ließ. Niemand hatte ihr bislang irgendeine Art von Zuneigung entgegengebracht, deshalb genoß sie sie, selbst wenn sie nur von einem Tier ausging. Außerdem wußte Nora im Innersten, daß Travis Cornell völlig vertrauenswürdig war, weil Einstein ihm vertraute. Und Einstein sah nicht aus, als würde er sich leicht täuschen lassen. Sie aßen in einem Cafe, wo man in einem mit Ziegeln ausgelegten Innenhof an ein paar leinengedeckten Tischen unter weiß-blau gestreiften Schirmen speisen konnte. Die Hundeleine durfte sie an dem schmiedeeisernen Tischfuß anbinden, so daß Einstein bei ihnen bleiben konnte. Er benahm sich äußerst gesittet und blieb die meiste Zeit ruhig liegen. Gelegentlich hob er den Kopf und sah sie beide mit seinen seelenvollen Augen an, bis sie ihm ein paar Brocken von ihrem Essen abgaben, obwohl er keineswegs lästig darum bettelte.
    Nora hatte keine große Erfahrung mit Hunden, fand aber, daß Einstein ungewöhnlich aufmerksam und wißbegierig war. Er wechselte häufig seine Position, um andere Gäste zu beobachten, die ihn zu interessieren schienen.
    Für Nora war alles von Interesse. Dies war ihre erste Mahlzeit in einem Restaurant. Obwohl sie in zahllosen Romanen davon gelesen hatte, wie Leute in Restaurants zu Mittag oder zu Abend aßen, faszinierte und entzückte sie jede Einzelheit. Die Rose in der milchig-weißen Vase auf dem Tisch. Die Zündholzbriefchen mit Namensaufdruck des Restaurants. Die runjen Butterstückchen mit eingeprägtem Blumenmuster, die in einer Schale mit geschabtem Eis serviert wurden. Der Zitronenschnitz im Eiswasser. Die gekühlte Salatgabel als besonders erstaunliches Detail.
    »Sehen Sie sich das an«, sagte sie zu Travis, nachdem man ihnen ihr Hauptgericht serviert hatte und der Kellner gegangen war. Er sah ihren Teller mit gerunzelter Stirn an und fragte:
    »Stimmt etwas

Weitere Kostenlose Bücher