Breeds: Harmonys Spiel (German Edition)
drei Breeds, die sie in den Betonklotz mit der Einzelzelle und dem Verhörzimmer zerrten, sahen stark mitgenommen aus. Blaue Flecken im Gesicht, geplatzte Lippen und Blut verunstalteten sie. Der Mächtigste der drei, Mercury Warrant, hatte sich am Oberschenkel eine tiefe Schnittwunde eingefangen, die jemand mehr schlecht als recht mit einem Druckverband versorgt hatte. Der Ärmel von Rules schwarzer Uniform war aufgeschlitzt und blutgetränkt. Lawe würde zu seinen vielen Narben eine weitere dazubekommen. Sie führte unten am Kinn entlang.
Harmony wurde auf einen kleinen Metallstuhl an einem zerkratzten Holztisch gezwungen. Ihre Hand- und Fußfesseln befestigte das Trio an einem Eisenring im Boden. Nun konnte sie sich nicht mehr rühren. Obwohl sie nur hellgraue Boxershorts und ein passendes Tanktop trug, zeigte sie keinerlei Reaktion auf die kalte Luft oder die blauen Flecken und Kratzer, die ihre Schultern und Arme bedeckten.
Ihre Atmung war regelmäßig und leicht, ihr Verhalten insgesamt ruhig. Ihr ungewöhnlich gefärbtes Haar bedeckte ihr Gesicht. Würde er etwas in ihren Augen erkennen, wenn er sie sehen könnte? Oder hatte sie ihre Fähigkeit perfektioniert, sich absolut nicht anmerken zu lassen, was sie fühlte?
Im Laufe der Jahre hatte Harmony sich zur perfekten Kämpferin, zur Killerin gemacht. Absolute Selbstkontrolle, zwanzig Jahre Militärausbildung und ein unbezwingbarer Wille zu leben und Rache zu üben hatten aus ihr eine begehrte Auftragsmörderin gemacht.
Er starrte auf die Akte, die vor ihm im Regal neben dem Monitor lag. Sie quoll über vor Beweismaterial zu mutmaßlich von ihr begangenen Morden, von Spuren, die sie hinterlassen hatte, und von psychiatrischen Gutachten.
Ihren ersten Job hatte sie nur ein Jahr nach ihrer Flucht aus den Labors vor zehn Jahren angenommen. Mit der Zeit war sie immer erfahrener und gefährlicher geworden. Und besser darin unterzutauchen. Eine Menge Leute waren hinter dieser Frau her. Nicht nur, weil sie den Ruf genoss, die Beste zu sein, sondern auch wegen der Unterlagen, die sie am Tag ihrer Flucht aus den Labors mitgenommen hatte und seither versteckt hielt.
Seine Lippen zuckten amüsiert, als er einen gewissen Respekt verspürte. Sie hatte die Voraussagen der Forscher bezüglich ihrer Fähigkeit, eine perfekte Killerin zu werden, noch weit übertroffen.
Er sah, wie sich die Zellentür öffnete und eine Forscherin der medizinischen Einrichtung für Breeds den Raum betrat. Sie trug eine Plastikbox bei sich, in der sich die sterilen Spritzen befanden, mit denen sie die benötigten Proben nehmen wollte.
»Harmony, ich heiße Ely.« Elyiana Morreys Stimme war sanft und mitfühlend. »Du bist hier nicht in Gefahr.«
Keine Antwort.
»Ich brauche ein wenig Blut und einen Abstrich von deiner Mundschleimhaut. Es wird nicht lange dauern. Und ich verspreche, dass es nicht wehtut.«
Jonas hatte das ungute Gefühl, dass Harmony sich nicht im Geringsten darum scherte. Merc löste einen von Harmonys Armen und hob ihn auf den Tisch, während die Wissenschaftlerin näher trat.
Harmony blieb ruhig, reglos, während Ely den Stauschlauch um ihren Oberarm festzog und nach einer brauchbaren Vene tastete. Jonas sah zu, wie die Muskeln in Harmonys Arm sich anspannten und dann verhärteten. Dadurch würde die Vene nur schwer zu treffen sein. Ihre Muskeln zu kontrollieren hatten die Breeds genau zu diesem Zweck in den Labors trainiert. Ely machte ein besorgtes Gesicht, als sie zur Kamera hochschaute.
Jonas drückte auf einen Knopf. »Sag ihr, sie kriegt ein Beruhigungsmittel, wenn sie nicht mitmacht«, befahl er kalt.
Ely schien nicht begeistert, als sein Befehl über das Headset in ihr Ohr drang.
»Tu es, Ely. Wir haben jetzt keine Zeit für Diskussionen.«
Ihre Lippen wurden schmal.
»Harmony, mir wurde aufgetragen, dir ein Beruhigungsmittel zu geben, wenn du nicht kooperierst. Bitte zwing mich nicht, das zu tun.«
Jonas musste über Elys Mitgefühl beinah lächeln. Harmony würde ihr ohne zu zögern die Kehle durchschneiden, wenn ihr das irgendwie zur Flucht verhelfen könnte.
Doch Harmony entspannte sich und zuckte nicht einmal, als die Nadel ihre Vene traf. Zwei Ampullen später nahm Ely ein Wattestäbchen aus der Box.
»Mach bitte den Mund auf, ich brauche noch einen Speichelabstrich.« Harmony rührte sich nicht.
Jonas seufzte. »Merc, zieh ihren Kopf nach hinten und zwing sie, den Mund aufzumachen.«
Harmony würde es niemandem leicht machen.
Als Merc ihren
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