Brenda Joyce
zurückkehrte. Aber sie erinnerte
sich an den Abschied, als wäre er gestern gewesen.
Er hatte
sie mit diesem schiefen Lächeln angesehen, das so typisch für ihn war. »Und
wirst du einen Ring tragen, wenn ich zurückkomme?«
Sie hatte
sofort gewusst, was er meinte. Sie erschrak, doch sie fasste sich rasch und
antwortete schnell. »Ich trage immer Ringe.« Aber sie fragte sich auch, ob
irgendein schneidiger Engländer sie hinreißen würde, ehe Alexi zurückkehrte.
Sie hoffte jedenfalls darauf!
»Ich meine
nicht deine Diamanten.« Er senkte den Kopf ein wenig, sodass sie seine
Augen nicht sehen konnte.
Sie zuckte
die Achseln. »Ich kann nicht ändern, dass ich so viele Verehrer habe, Alexi.
Vermutlich wird es einige Bewerber geben. Vater wird sicher wissen, welchen ich
nehmen sollte.«
Auch er
zuckte jetzt die Achseln. »Ja, ich denke, Devlin wird dafür sorgen, dass du
vorteilhaft verheiratet wirst.«
Sie sahen
einander in die Augen. Eines Tages würde ihr Vater eine günstige Verbindung für
sie finden. Sie hatte gehört, wie ihre Eltern darüber sprachen, und sie wusste,
sie wünschten sich überdies, dass sie eine Liebesehe einging. Das wäre natürlich
perfekt. Oder?
»Wenn
niemand um meine Hand anhält, wäre ich schwer gekränkt«, sagte sie und
meinte das ganz ernst.
»Genügt es
dir nicht, dass du stets von Verehrern umgeben bist?«
»Ich hoffe,
verheiratet zu sein, wenn ich achtzehn bin«, rief sie aus. Ihr achtzehnter
Geburtstag wäre im Herbst, in etwa sechs Monaten, wenn Alexi sich noch immer
in Kanada aufhielt. Ihr Herz schlug schneller. Plötzlich überkam sie eine
dunkle Vorahnung; sie verdrängte sie jedoch und lächelte ihn strahlend an. »Was
wirst du mir diesmal mitbringen?« Er brachte ihr immer ein Geschenk mit,
wenn er von einer Seereise zurückkehrte.
Nach einer
Pause sagte er leise: »Ich werde dir einen russischen Zobel mitbringen,
Elysse.«
Das
überraschte sie. »Du segelst nach Kanada.«
»Ich weiß,
wohin ich fahre«, erwiderte er und sah ihr direkt in die Augen. »Und ich
werde dir einen russischen Zobel mitbringen.«
Während er
sie anlächelte, hatte sie nur spöttisch gelacht, da er sich offenbar über sie
lustig machte.
Wenig
später hatte er sich von ihr und dem Rest der Familie verabschiedet. Sie war in
den Salon geeilt, wo sie bereits von ihren Verehrern erwartet wurde ...
Er war mehrere Monate in Kanada
geblieben. Offenbar hatte er Schwierigkeiten gehabt, eine Fracht für die
Rückreise zu finden. Als er endlich nach Liverpool zurückgekehrt war, war er
nicht geblieben, sondern direkt zu den Inseln aufgebrochen, um Zuckerrohr zu
holen. Das hatte sie überrascht. Und enttäuscht.
Natürlich
hatte sie nie bezweifelt, dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten würde.
Cliff de Warenne gehörte eine der erfolgreichsten Transportgesellschaften für
Seefrachten, und Alexi war die meiste Zeit seines Lebens mit seinem Vater auf
dem Meer gewesen. Es war von vornherein klar gewesen, dass Alexi, wenn er das
entsprechende Alter erreichte, die lukrativsten Handelsrouten übernehmen und
die gewinnbringendsten Frachten transportieren würde, wie sein Vater es einst
getan hatte. Mit siebzehn Jahren hatte et sein erstes Schiff befehligt. Elysse
war die Tochter eines Kapitäns im Ruhestand, und sie konnte verstehen, wie sehr
Alexi das Meer liebte – es lag ihm im Blut. Männer wie Cliff de Warenne und wie
ihr Vater, Devlin O'Neill – konnten nie lange an Land bleiben.
Doch sie
hatte erwartet, dass er nach seiner Reise zu den Westindischen Inseln nach
Hause zurückkam. Er war immer nach Hause gekommen, früher oder später. Doch
stattdessen hatte er erneut die Segel setzen lassen und war nach China
aufgebrochen.
Als Elysse
erfahren hatte, dass er sein Schiff, die Ariel, an die East India
Company verliehen hatte, die ein Monopol besaß auf den Handel mit China, hatte
sie begonnen, sich Sorgen zu machen. Obwohl inzwischen außer Dienst, beriet
Devlin O'Neill hin und wieder sowohl die Admiralität als auch das
Außenministerium in Angelegenheiten des Reiches und der Meerespolitik. Deshalb
kannte sich Elysse in den Bereichen Handel, Wirtschaft und Außenpolitik aus.
Sie hatte in den vergangenen Jahren viel gehört über den Handel mit China. Das
Chinesische Meer war gefährlich – es war noch immer größtenteils nicht auf
Landkarten erfasst, mit versteckten Riffen, Felsen und Untiefen, nicht zu reden
von den starken Regenfällen oder den schlimmen Stürmen. Der Hinweg war
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