Brenda Joyce
höflich und schön.«
»Natürlich
müssen sie tapfer sein! Meine Stiefmutter hat mit meinem Vater zusammen die
Welt umsegelt und an seiner Seite gegen Piraten gekämpft! Sie ist tapfer und
schön!« Seine Augen blitzten.
Ned trat
vor. »Lass sie, Alexi. Sie will nicht mitkommen.«
Jack, ihr jüngerer
Bruder, lachte sie aus.
Ariella kam
dazu. Sie hatte endlich das Geschichtsbuch beiseitegelegt. »Ich komme
mit.« Ihre blauen Augen leuchteten. »Ich würde den Geist gern sehen.«
Alexi warf
Elysse einen triumphierenden Blick zu.
»Na
schön!«, rief sie erbost, weil er sie dazu gebracht hatte zuzustimmen.
»Aber wie gelangen wir dorthin?«
»Es wird
höchstens zwanzig Minuten dauern, wenn wir reiten«, sagte Ned. »Die
Mädchen können hinter uns sitzen. Jack kann allein reiten.«
Elysse
erkannte sofort, dass das eine schreckliche Idee war – aber alle anderen
freuten sich und waren ganz aufgeregt. Innerhalb weniger Minuten folgte sie
den Jungen und Ariella über die Terrasse bis dorthin, wo sie die Pferde stehlen
würden. Die Jungen ritten oft ohne Sattel, nur mit Zügeln. Jetzt wünschte
Elysse, sie wären schlechtere Reiter – aber das waren sie nicht. Es war so
dunkel in der Nacht, und so still! Als sie ihnen durch Adares weitläufige
Gärten folgte, sah sie hinauf zu dem hellen Mond. Er war rund und voll. Sie
betete, dass sie in dieser Nacht keinem Gespenst begegnen würden.
Gleich
darauf saßen sie alle auf Pferden und ritten im Schritttempo vom Haus weg.
Elysse klammerte sich an Alexi fest und wurde von Minute zu Minute aufgeregter.
Er war ein ausgezeichneter Reiter, aber sie nicht, und sie hatte Angst, dass
sie herunterfallen würde.
»Du brichst
mir die Rippen!«, sagte er, doch er lachte leise dabei.
»Ich
verabscheue dich!«, rief sie.
»Nein, das
tust du nicht!«
Den Rest
des Weges legten sie schweigend zurück. Weiter vorn, im seltsam gelben Licht
des Mondes, erblickte sie die dunklen Umrisse von Errol Castle. Es erschien
ihr riesig.
Alles war
jetzt still. Sie hörte nichts anderes als das rhythmische Klappern
der Pferdehufe. Und ihren eigenen schnellen Herzschlag. Unter ihren Händen
fühlte sie Alexis Atem. Sein Herz schlug ebenfalls immer schneller. Sie ritten
vorbei an unheimlichen weißen Steinen, die einst zur Außenmauer gehört hatten.
Am liebsten wäre sie umgekehrt und nach Hause gelaufen. Dann, ganz plötzlich,
hörten sie einen Wolf heulen.
Alexis
erstarrte, und Elysse flüsterte aufgeregt: »So nahe bei Adare gab es noch
niemals Wölfe.«
»Es ist
nicht nahe.« An einer weiten Öffnung in der Mauer ließen sie die Pferde
anhalten. Dort war einst der Eingang gewesen. Hinter dem Labyrinth der
Steinmauern im Innern des Schlosses sah sie am anderen Ende den einsamen Turm
stehen. Sie schluckte, und ihr Herz schlug noch schneller.
Alexi
flüsterte: »Sie sagen, er trägt eine Fackel – dieselbe, die er für seine
verlorene Liebe entzündete.« Er drehte sich ein wenig herum und reichte
ihr seine Hand. »Steig ab.«
Elysse
stieg ab und vermochte das Gleichgewicht nur zu halten, weil sie sich an seiner
Hand festklammerte. Auch alle anderen saßen ab. Ariella flüsterte: »Wir haben
keine Kerzen mitgebracht.«
»Doch,
haben wir«, erklärte Alexi stolz. Aus einer Hosentasche zog er eine Kerze
hervor und zündete sie an. »Kommt.« Er ging schnell hinein, offenbar
entschlossen, die kleine Gruppe anzuführen.
Alle
folgten ihm nach. Elysse fühlte sich schlecht. Sie brachte nicht den Mut auf
hineinzugehen.
Die Kinder
betraten die Ruine und verschwanden in der Dunkelheit. Elysse biss sich auf
die Lippe und atmete schwer. Wenn sie an ihrem Standort außerhalb der Ruinen
verharren würde, wäre sie vollkommen alleine. Und das war vermutlich noch
schlimmer als alles andere.
Hinter ihr
bewegte sich etwas. Sie schrie auf, zuckte zusammen und merkte dann, dass eines
der Pferde sie angestupst hatte. Eine Eule schrie, es klang unheimlich. Sie
hasste Abenteuer! Sie mochte Gesellschaften und hübsche Dinge! Aber hier
draußen allein zu sein war schlimmer, als mit allen anderen hineinzugehen.
Elysse lief ihnen nach.
Drinnen war
es beinahe vollkommen schwarz, und sie konnte überhaupt nichts sehen. Dann
hörte sie die anderen etwas weiter vorn flüstern, und sie begann zu eilen, um
ihnen folgen zu können. Aber das Innere der Ruine war ein steinernes Labyrinth.
Sie stieß gegen eine Mauer, geriet in Panik und machte kehrt. Gelangte an eine
Ecke und bog ab. Dann blieb ihr Fuß an etwas
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