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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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überall. Die Familie war ohnehin nicht zu retten, die Söhne, sofern sie schlau waren, würden es genauso machen.
    »Endlich«, sagte es neben ihm. Siegfried kam auf sie zu. Herpo straffte sich, und sofort hingen die beiden Wachen an seinen Armen. Er sah dem Grafen entgegen. Gerade Haltung, rascher Gang und dieser Ausdruck furchtloser Entschlossenheit, den schon ihre Kinder zur Schau trugen. Auch in Lumpen gekleidet, hätte er den Edeling nicht verleugnen können. In seiner herausfordernden Art zu laufen lag der ganze Stolz eines Menschen, der allein den Kampf anbetete und jeden verachtete, der mit dem Leben auf andere Weise verbunden war. Sein Anblick erfüllte Herpo mit solchem Haß, daß er den Kopf senkte, um sich nicht zu verraten.
    Siegfried machte zwei Schritte vor ihm halt. »Du mußt sterben, Mann«, sagte er mit klarer Stimme. »Das Kriegsrecht verlangt es. Bereite dich vor, der Bischof wird dir beistehen.«
    Herpo hörte die Worte, verstand sie jedoch nicht. Nach einer Weile riß er die Augen auf und preßte den Mund zusammen, worauf ihm ein Stöhnen entfuhr: Einige Wunden in dem zerschundenen Gesicht waren abermals aufgeplatzt, und es quollen Blutstropfen hervor. Als er sich wieder in der Gewalt hatte, suchte er den Blick des Grafen, doch dieser war längst gegangen.
    Das Weitere geschah so, wie es König Heinrich gewünscht hatte. Während die Leute die Feuerstellen mit Erde bedeckten oder bereits die Pferde bestiegen, wurde Herpo unter die große Eiche geführt und mit Haselnußzweigen gebunden. Nachdem sein Kopf in der Schlinge steckte, näherte sich ihm von hinten ein riesiger Knecht, umklammerte seine Oberschenkel und hob ihn empor. Gleichzeitig zogen mehrere Männer am anderen Ende des Strickes.
    Alle, die an dieser Prozedur nicht beteiligt waren, hatten ihre jeweilige Beschäftigung unterbrochen; sogar der Büttel, der inzwischen zurückgetreten war, schaute andächtig zu. Es war so ruhig, daß man das zarte Geläut der Goldhähnchen in den Wipfeln der Fichten vernehmen konnte. Plötzlich gab es ein knackendes Geräusch, Zweige fielen herab – der Sterbende hatte seine Fesseln gesprengt. Auf ein Zeichen des Grafen hängte sich der Knecht an die heftig ausschlagenden Beine, sprang aber sogleich wieder weg und wischte sich das Gesicht ab. Ein Fußtritt trieb ihn erneut an.
    Dies alles hatte beiläufig aussehen sollen, das Grausige der unerwarteten Hinrichtung machte jedoch die beabsichtigte Wirkung zunichte. Als nach der Durchquerung der Bode die Leute gezählt wurden, stellte sich heraus, daß Herpos Henker, der während des Marsches das abgeknotete Seil offen am Sattel getragen hatte, spurlos verschwunden war. Drei Männer vom Troß fehlten ebenfalls. Nachdem sich Graf Siegfried mit dem König beraten hatte, verkündete er, daß sie sicherlich ertrunken seien, worauf ihm höhnisches Gelächter antwortete. Dennoch ließ man die Sache auf sich beruhen.
    Weniger erfreulich auch das, was sie in Magdeburg vorfanden. Nur ein kleiner Teil der Aufgebote war bereits eingetroffen. Im Festungsgelände stank es nach Mist, bei jedem, zweiten Schritt trat man auf Tierkot oder Knochen. Die Besatzung hatte nicht einmal Wachen aufgestellt. Als Siegfried erfuhr, daß sich die Männer statt der vorgeschriebenen Kriegsübungen meist der Jagd gewidmet hatten, löste er den Kommandanten ab und ließ ihn auspeitschen. Um die Stimmung unter den anderen zu heben, erwog er, noch am selben Abend Wein zu verteilen, stieß aber mit diesem Vorschlag beim König auf Widerspruch. »Wenn sie saufen wollen, müssen sie sich bei den Slawen bedienen; vorher gibt es keinen Tropfen«, sagte Heinrich und maß seinen Schwager mit einem verächtlichen Blick.

2
    A LS K ÖNIG H EINRICH daran ging, das Slawenland östlich der Elbe mit Krieg zu überziehen, war er jenseits der Fünfzig. Zwar war der Plan zu diesem Vorhaben nicht neu, seine Ausführung aber hatte er noch bis vor einem Jahr für einen späteren Zeitpunkt vorgesehen. Falls er vorher starb, würde diese Aufgabe eben seinem Sohn und Nachfolger zufallen. Ihm, Heinrich, oblag es zunächst und vor allem, den Ungarn eine Lektion zu erteilen, sie womöglich so zu schlagen, daß sie sich im Reich nicht mehr blicken ließen; Ruhm genug für einen Mann, der vor noch nicht einmal zehn Jahren als erster seines Geschlechtes die Königswürde erlangt hatte. Denn keiner seiner Vorgänger war dieser Teufel bislang Herr geworden.
    Niemand wußte genau, woher sie kamen. Nicht lange, nachdem

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