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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Cajun-Guerillas nötig, um Sie und irgendeine Neurologin zu kidnappen?«
    »Gouverneur Huguelet wollte mit uns sprechen. Er will diese Anlage haben, Mr. President. Er verfügt über starke irreguläre Einsatzkräfte. Er verfügt über mehr Einsatzkräfte, als er zu kontrollieren vermag.«
    »Also, die Anlage kann er nicht haben.«
    »Nein, Sir?«
    »Nein, er kann sie nicht haben – und Sie auch nicht. Und zwar weil sie dem Land gehört, verdammt noch mal! Was denken Sie sich eigentlich? Sie können doch keine Moderatorenmiliz anheuern und ein staatliches Laboratorium einnehmen! Das gehört nicht zu Ihrem Berufsbild! Sie sind ein Wahlkampfmanager mit einem Auftrag. Sie sind nicht Davy Crockett!«
    »Mr. President, ich bin völlig Ihrer Meinung. Aber uns bot sich keine andere realistische Option. Green Huey stellte ganz offensichtlich eine Gefahr dar. Er hat sich mit einer ausländischen Macht verbündet. Er beherrscht seinen Bundesstaat vollkommen, und jetzt startet er auch noch paramilitärische Aktionen jenseits der Staatsgrenze. Was blieb mir anderes übrig? Mein Sicherheitschef hat Ihre für die nationale Sicherheit zuständige Dienststelle so rasch wie möglich informiert. In der Zwischenzeit habe ich im Rahmen meiner Möglichkeiten gehandelt.«
    »Welcher Partei gehören Sie an?« fragte der Präsident.
    »Ich bin Demokrat, Sir.«
    Der Präsident überlegte. Er selbst gehörte der Sozialpatriotischen Bewegung an, den ›Sozpats‹. Die Sozpats waren die führende Fraktion des Linken Traditionsblocks, dem auch die Sozialdemokraten, die Kommunisten, die Partei ›Macht für das Volk‹, das ›Arbeitende Amerika‹ und die alte und verbrauchte Demokratische Partei angehörten. Der Linke Traditionsblock hatte in letzter Zeit weniger unter ideologischen Auseinandersetzungen zu leiden gehabt als in früheren Zeiten. Daher war es ihm mit knappem Vorsprung gelungen, den Präsidenten zu stellen.
    »Das heißt, Sie arbeiten für Senator Bambakias aus Massachusetts?«
    »Ja, Sir.«
    »Was haben Sie in ihm gesehen?«
    »Ich mochte ihn. Er besitzt Phantasie und ist nicht korrupt.«
    »Also«, sagte der Präsident, »ich bin kein seelisch kranker Senator. Ich bin zufällig Ihr Präsident. Ich bin Ihr vereidigter Präsident, und ich habe naive, unerfahrene Mitarbeiter, die sich von schnell redenden Gaunern mit verwandtschaftlichen Beziehungen zu weißen, rassistischen Gangstern leicht beschwatzen lassen. Wegen Ihnen bin ich nun ein Präsident, der bedauerlicherweise Schuld daran hat, dass mehrere Dutzend Menschen verletzt und getötet wurden. Einige von ihnen waren ausländische Spione. Die meisten aber waren Landsleute.« Trotz seines zur Schau getragenen Bedauerns machte der Präsident den Eindruck, als sei er bereit, jederzeit wieder zu töten.
    »Mr. Valparaiso, ich möchte, dass Sie mir aufmerksam zuhören. Mir bleiben noch drei bis vier Wochen, dann habe ich mein politisches Kapital aufgezehrt. Dann ist der Honeymoon vorbei, und man wird gnadenlos über mich herfallen. Wie jeder amerikanische Präsident in den vergangenen zwanzig Jahren werde auch ich mit Anwälten zu tun haben, mit der Verfassung, mit Palastrevolutionen, Enthüllungsskandalen, Finanzskandalen und Notstandsintrigen. Das alles möchte ich überleben. Aber ich habe kein Geld, denn das Land ist pleite. Ich kann dem Kongress nicht trauen, und den Notstandsausschüssen schon gar nicht. Ich kann meinem eigenen Parteiapparat nicht trauen. Ich bin der Oberbefehlshaber der Nation, aber ich kann mich nicht einmal auf die Streitkräfte verlassen. Somit bleibt mir nur ein Mittel, meine Präsidentenmacht auszuüben. Meine geheimen Eingreiftruppen.«
    »Ja, Mr. President.«
    »Meine geheimen Eingreiftruppen sind schießwütig! Sie haben soeben in der Dunkelheit der Nacht einen Haufen Leute abgeknallt, aber wenigstens sind sie keine Politiker, daher tun sie, was man ihnen sagt. Und da sie geheim sind, gibt es sie offiziell gar nicht. Daher hat sich der Vorfall offiziell nicht ereignet. Wenn also alle beteiligten Parteien den Mund halten, kann man mich für das Massaker an der Grenze von Louisiana auch nicht zur Rechenschaft ziehen. Können Sie mir folgen?«
    »Ja, Sir.«
    »Ich möchte, dass Sie morgen als Erstes von ihrem Senatsposten zurücktreten. Ein solches Ding wie das von gestern Nacht können Sie sich als Kongressangestellter nicht erlauben. Vergessen Sie den Senat und vergessen Sie ihren bedauernswerten Freund, den Senator. Sie sind ein Pirat. Sie können

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