Brennendes Land
heiß!«
Lanas Bademantel klaffte auf. Oscar betrachtete eine runzlige braune Brustwarze und wurde dabei von jäher sexueller Erregung erfasst. Er war außer Kontrolle. »Ich muss mich hinlegen«, sagte er.
Lana sah ihn an, biss sich auf die Lippen. Ihre braunen Rehaugen standen voller Tränen. »Weshalb sagen Sie mir nicht, wie es um Sie steht? Armer Oscar! Niemand kümmert sich um Sie.«
»Könnte ich vielleicht einen Schluck Eiswasser haben?« murmelte er.
Lana entdeckte seinen Hut und setzte ihn Oscar auf. »Ich bringe Sie hier raus.«
»Oscar!« rief Kevin. »Das Südtor ist offen! Das Labor wird angegriffen! Von mehreren hundert Nomaden!«
Oscar antwortete wie aus der Pistole geschossen. »Handelt es sich um Regulatoren oder Moderatoren?« Die Worte waren allerdings unverständlich. Seine Zunge war auf einmal angeschwollen. Sie war aufgedunsen und riesengroß. Es war, als habe er zwei Zungen im Mund.
»Was sollen wir tun?« fragte Kevin.
»Lassen Sie ihn in Ruhe! Lassen Sie ihn!« kreischte Lana. »Jemand muss mir helfen, ihn rauszuschaffen! Er braucht Hilfe.«
In der Laborklinik wurde Oscar vom Personal die übliche Mischung aus Verwirrung und höflicher Besorgnis entgegengebracht. Er wies zahlreiche Krankheitssymptome auf, die sich freilich nicht genau diagnostizieren ließen, da sein Stoffwechsel sich von dem anderer Menschen unterschied. Er hatte hohes Fieber, Herzrasen, Hautausschlag und einen stark erhöhten Blutdruck. Angesichts seines einzigartigen medizinischen Hintergrunds war es schwer, die richtige Behandlung zu finden.
Gleichwohl taten ihm ein ordentlicher Kopfverband, eine Eispackung und ein paar Stunden Ruhe ausgesprochen gut. Schließlich fiel er in einen heilsamen Schlaf. Er erwachte gegen Mittag, noch immer erschöpft und arg mitgenommen, aber doch wieder Herr seiner selbst. Er setzte sich im Krankenbett auf, trank einen Schluck Tomatensaft und sah sich auf dem Laptop an, was es Neues gab. Kevin war nicht zugegen. Lana hatte darauf bestanden, dass ihn das Team in Ruhe ließ.
Um eins vernahm Oscar plötzlich das Geschnatter von Besuchern. Vier langhaarige, mit Stiefeln bekleidete Nomaden platzten in sein Zimmer. Der Erste war General Burningboy. Seine drei jüngeren Begleiter wirkten ausgesprochen furchteinflößend – sie trugen Kriegsbemalung, blickten finster drein und waren sehr muskulös.
Der General hatte ihm einen großen Blumenstrauß mitgebracht. Stechpalme, gelbe Narzissen und Mistelzweige. Die Symbolik der Blumen lag auf der Hand.
»Na, wie geht’s?« meinte Burningboy, schnappte sich eine Vase und ließ deren Inhalt zu Boden fallen. »Hab gehört, Ihnen ging’s schlecht, da wollte ich mit meinen Jungs mal vorbeischauen und Sie ein bisschen aufmuntern.«
Oscar musterte die Eindringlinge nachdenklich. Er freute sich, sie zu sehen. Es half seiner Moral auf die Beine, so rasch wieder gefragt zu sein. »Das ist nett von Ihnen, General. Nehmen Sie doch Platz.«
Burningboy setzte sich ans Fußende des Betts, das unter seinem Gewicht bedrohlich quietschte. Seine drei Begleiter ignorierten die beiden Stühle und hockten sich schweigend auf den Boden. Der älteste lehnte sich mit dem Rücken fest gegen die Tür.
»Nicht ›General‹. Corporal. Ich bin jetzt Corporal Burningboy.«
»Wie kam es zu der Degradierung?«
»Ganz einfach. Indem ich fünfzig Mädchen in diese Anlage geschickt habe, habe ich meine Netzwerkreputation und meine Glaubwürdigkeit eingebüßt. Diese jungen Frauen haben Väter, Mütter, Brüder und Schwestern – sogar schon Freunde. Ich habe diese kleinen Schätzchen in Gefahr gebracht und trage die Verantwortung dafür. Und das hat meine Glaubwürdigkeit so ziemlich aufgebraucht. Die jahrelange Mühe – alles umsonst! Jetzt bin ich nichts weiter mehr als ein kleines Arschloch.«
Oscar nickte. »Ich nehme an, das hat etwas mit Ihren Vertrauensservern und den Nomadennetzwerken zu tun.«
»Ja. So ist es.«
»Es scheint mir absurd, dass Sie herabgestuft wurden, obwohl der paramilitärische Einsatz doch erfolgreich war.«
»Nun ja…« Burningboy blinzelte. »Ich könnte vielleicht einen Teil des verlorenen Ansehens zurückgewinnen – wenn es mir gelänge, zu beweisen, dass wir Moderatoren einen Nutzen aus der ganzen riskanten Unternehmung ziehen.«
»Aha.«
»Bislang springt für uns nicht das Geringste dabei heraus, von den schlaflosen Nächten der besorgten Familien unserer tapferen Kriegerinnen einmal abgesehen.«
»Corporal, Sie haben
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