Brennendes Land
denn nun entgangen?«
»Sie haben mich vergessen, Mann! Ich liebe meinen Staat! Ich liebe meine Leute! Klar, Sie verachten Louisiana, Mr. Harvard Business Boy – es ist korrupt, es ist heiß, es steht zur Hälfte unter Wasser, es ist ein karges Land, vergiftet von Pestiziden und Luftverschmutzung, nichts als Gas und Öl, das Ihr Yankees im Winter verbrennen könnt. Die Hälfte der Bevölkerung spricht die falsche gottverdammte Sprache, aber verdammt noch mal, hier leben immer noch Menschen ! Meine Leute haben Seele, sie haben Geist, das sind authentische, reale Menschen ! Wir sind nicht wie der Rest der USA, wo die Menschen zu krank und schockiert und zu müde sind und zu gut überwacht werden, um für eine anständige Zukunft zu kämpfen.«
Huey hustete heftig und brüllte dann weiter in den Hörer. »Man bezeichnet mich als ›Ganovengouverneur‹ – also, was bleibt mir denn anderes übrig? Diese ganzen ›Notstandsausschüsse‹ – die sind völlig illegal, repressiv und verfassungswidrig! Schauen Sie sich doch mal den neuen Präsidenten an! Dem sitzt der Finger am Abzug verdammt locker – und das ist Ihr bester Mann! Dieser Mann will mich aus meinem Parlamentsgebäude vertreiben – Scheiße, der Präsident würde mich gern beseitigen ! Mein Leben ist bedroht! Ständig suche ich den Himmel ab, damit ich nicht von gottverdammten Röntgenlasern wie eine Fritte gebraten werde! Und Sie – Sie glauben, ich wollte Nobelpreisträger einer Lobotomie unterziehen! Nobelpreisträger! Sind Sie ebenso meschugge wie Ihr Boss? Allmächtiger Gott, weshalb sollte ich das tun? Was hätte ich davon?«
»Gouverneur, wenn Sie mir das alles früher gesagt hätten, wären wir vielleicht zu einer Einigung gekommen.«
»Warum, zum Teufel, hätte ich Ihnen irgendwas sagen sollen? Sie haben keinen Einfluss! Sie zählen nicht! Soll ich etwa vor jedem hergelaufenen Senatsangestellten die Hosen runterlassen? Sie sind ein politischer Albtraum, Mann – ein Spieler ohne Geschichte und Machtbasis, der aus dem gesellschaftlichen Abseits kommt! Wenn Sie nicht gewesen wären, hätte alles wunderbar geklappt! Der Stützpunkt wäre pleite gegangen. Die Leute wären friedlich abgezogen. Und ich hätte sie für einen Appel und ein Ei aufgelesen.«
Kevin betrat das Labor. Er trug eine schlecht sitzende Uniform und sah aus, als habe er schlimme Fußschmerzen. »Einen Moment, Gouverneur«, sagte Oscar. Er legte die Hand aufs Mikrofon. »Kevin, wie haben Sie mich gefunden?«
»In die Telefone sind Positionsmelder eingebaut.«
Oscar würgte das Telefon mit der Faust. »Das haben Sie nie erwähnt.«
»Das brauchten Sie nicht zu wissen.« Kevin runzelte die Stirn. »Oscar, hören Sie. Wir müssen zum Medienzentrum gehen, und zwar sofort. Der Präsident der Vereinigten Staaten ist dran.«
»Oh.« Oscar nahm die Hand vom Mikrofon. »Entschuldigen Sie, Gouverneur. Ich kann die Unterhaltung jetzt nicht fortsetzen – ich muss einen Anruf des Präsidenten entgegennehmen.«
»Um diese Zeit?« brüllte Huey. »Schläft denn niemand mehr?«
»Auf Wiederhören, Gouverneur. Danke für Ihren Anruf.«
»Warten Sie! Warten Sie! Bevor Sie eine Dummheit machen, sollten Sie wissen, dass Sie immer noch zu mir kommen und mit mir reden können. Bevor alles außer Kontrolle gerät… sollten wir beim nächstenmal vorher reden.«
»Schön zu wissen, dass diese Option besteht, Euer Exzellenz.«
»Hören Sie, Mann! Noch was! Als Gouverneur von Louisiana bin ich ein großer Förderer der Genindustrie. Ich habe überhaupt kein Problem mit Ihrem persönlichen Hintergrund!«
Oscar legte auf. Seine Nerven summten wie ein defekter Transformator. Seine Augen brannten, und er hatte den Eindruck, als schwanke die Wand. Er legte Kevin den Arm um die Schulter. »Was machen Ihre Füße, Kevin?«
»Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
»Ich bin ziemlich benommen.« Er nieste. Er hatte Herzklopfen.
»Müssen die Allergien sein«, meinte Kevin. »Jeder, der im Hochsicherheitstrakt arbeitet, bekommt Allergien. Eine Art Berufskrankheit.«
Kevins Geschwätz war Lichtjahre entfernt. »Äh… was haben Sie gesagt, Kevin?«
»Das Verständnis der Risiken am Arbeitsplatz ist für eine gefahrlose Berufsausübung unerlässlich, Mann.«
Oscar hatte nicht den Eindruck, dass er an den Folgen einer Allergie zu leiden hatte. Eher fühlte es sich an wie eine verschleppte Gehirnerschütterung. Oder vielleicht handelte es sich auch um die Nachwirkungen des militärischen Betäubungsgases.
Weitere Kostenlose Bücher