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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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jetzt.«
    Natürlich.
    »Und noch was, Dupin!«
    »Ja?«
    »Es ist nicht korrekt, von Monsieur Konan als meinem Freund zu sprechen. Berücksichtigen Sie das. Nicht jeder, den ich kenne, ist ein Freund von mir.«
    Es war ekelhaft. Dupin reagierte nicht.
    »Um eine Schatzsuche ging es dann also nicht.«
    Dupin war sich nicht sicher, ob das eine nüchterne Feststellung oder ein süffisanter Kommentar gewesen sein sollte.
    »Nein. – Wir wissen zwar, dass zwei der drei Toten auf alle Fälle Schatzsucher waren und dass sie in den letzten Monaten auffällig häufig zu einer bestimmten Stelle fuhren und dass Unterwasserarchäologen in dem Gebiet um die Glénan noch viele gesunkene Schiffe vermuten – aber darum ging bei diesem Fall nicht, da haben Sie recht.«
    »Ein bestimmte Stelle, sagen Sie?«
    Die Nachfrage war prompt gekommen. Dupin musste grinsen.
    »Leider konnten wir sie nicht genau bestimmen. Aber es hat sich ja nun erledigt.«
    Der Präfekt schwieg, man konnte förmlich hören, wie es in ihm arbeitete. Aber er besann sich anders.
    »Und was ist mit Monsieur le Directeur Le Berre-Ryckeboerec? Und dem Bürgermeister von Fouesnant, Du Marhallac’h? Er gilt eigentlich als ein vernünftiger Mann, er …«
    »Korruption, die Beweise sind erdrückend. Kadeg hat sich dieser Sache angenommen.«
    Dupin würde keinen Millimeter weichen. Niemals.
    »Ist das so? Die Beweise sind eindeutig? Denkt Kadeg genauso darüber?«
    »Absolut.«
    »Sie glauben, der Staatsanwalt wird es auf keinen Fall anders sehen können?«
    »Auf keinen Fall.«
    Der Präfekt schien kurz nachzudenken.
    »Wenn das so ist, ist er ein schwarzes Schaf und wird hoffentlich eine strenge Strafe erfahren.«
    »Und der Direktor des Instituts«, Dupin wusste, dass dies seine schwache Stelle war, sah aber keinen Grund, sich jetzt diese Blöße zu geben, »hat die Vorschriften zum Verkauf von Forschungsergebnissen, Lizenzen und Patenten des Instituts in einer belegbaren Vielzahl von Fällen manipuliert und dem Institut damit wirtschaftlichen Schaden zugefügt.«
    Dupin wusste auch, dass sie dafür noch keinerlei Beweise hatten. Im Moment war ihm das egal.
    »Wir ermitteln, ob eine Vorteilsnahme vorlag und, falls ja, in welcher Form. Ich bin mir sicher, dass wir etwas finden.«
    »Ein sehr unangenehmer Bursche. Ich hatte in den letzten beiden Tagen wiederholt mit ihm zu tun. Mit ihm und seinen Anwälten. Sie hätten wirklich …«, die Stimme des Präfekten war bei diesen Sätzen wieder ein Stück angeschwollen, manchmal kam es dann zu einem zweiten Ausbruch. Aber nicht dieses Mal.
    »Was ich sagen wollte: Sie werden mich ab jetzt regelmäßiger über den Stand der Dinge unterrichten, wenn Sie sich in Ermittlungen befinden. Vor allem bei Fällen solcher Art. Haben Sie das verstanden?«
    Dupin reagierte nicht. Er war fast am Ende Bananecs angekommen. Auf einem lang gestreckten, mit Gräsern bewachsenen Streifen Land, dessen Traumstrände hier, genau wie am westlichen Ende von Saint-Nicolas, zu einer weiteren kleinen, bei Ebbe angehängten Insel führten. Dupin ging weiter. Der Präfekt schien sein Schweigen als devotes Erdulden seiner Vorhaltungen gedeutet und damit sein Ziel erreicht zu haben.
    »Aber das ist jetzt im Augenblick nicht unser Thema – richtig, mon Commissaire? Jetzt geht es um den gelösten Fall. Und das haben wir gut gemacht!«
    Das war der rote Knopf bei Dupin. Signalrot. Wenn der Präfekt ihn am Ende eines Falles mit »mon Commissaire« ansprach und in den Plural überging.
    »Sagen Sie mir, wann können Sie hier sein, Commissaire? Wegen der Pressekonferenz. Ich könnte sie natürlich ohne Sie abhalten, wenn es nicht passt, aber wir müssten uns zumindest – eingehend besprechen, damit ich die Details kenne. Ich müsste …«
    »Hallo? – Hallo, Monsieur le Préfet?«
    Bereits am Ende von Saint-Nicolas war die Verbindung instabil geworden, es hatte hin und wieder gerauscht und ein paarmal hatte er den Präfekten für Sekunden nicht gehört.
    »Dupin? -lo?«
    »Ja, Monsieur le Préfet?«
    »Ich – nicht mehr. Ich muss – Informationen – unbedingt das –.«
    Dupin hatte noch einen Schritt zugelegt. Mit Erfolg. Die Verbindung war vollständig zusammengebrochen.
    Noch ein paar Meter und Dupin stand auf der flachen Sandanhäufung vor Bananec, die ganz sicher nicht einmal als »Inselchen« geführt wurde. Zur Sandbank von Guiriden, an der er gestern vorbeigefahren war, waren es noch etwa vierhundert Meter, von dort ungefähr noch einmal

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