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Land der wilden Sehnsucht

Land der wilden Sehnsucht

Titel: Land der wilden Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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1. KAPITEL
    Vancouver, Kanada
    Blaine erkannte sie sofort, als sie die Hotellounge betrat. Der Portier mit dem schmucken Zylinderhut hielt ihr lächelnd die Tür auf. Wer wollte es ihm verdenken? Diese Frau forderte einen Mann geradezu heraus.
    Warum Blaine so sicher war, dass nur sie es sein konnte, wusste er nicht. Sein Instinkt sagte es ihm, obwohl er sich völlig andere Vorstellungen von ihr gemacht hatte. Die beruhten jedoch auf der Beschreibung, die Mark seiner Mutter gegeben hatte – in dem einzigen Brief, der Monate nach seiner Hochzeit mit der Kanadierin angekommen war. Wie auch immer … Das Gefühl, diese Frau zu kennen, war so stark, dass Blaine geradezu davon überwältigt wurde. Dabei warf ihn doch sonst nichts so leicht aus der Bahn.
    Das lag zum Teil daran, dass Marks Schilderung ihr durchaus nicht gerecht wurde. Sie war schön . Kein anderes Wort hätte das besser treffen können. Ihr schlanker Körperbau versprach, dass sie auch im Alter noch so gut aussehen würde. Außerdem strahlte sie etwas Edles aus, eine vornehme Kühle, die sofort auffiel. Eigentlich entsprach sie nicht Marks Geschmack. Sie wirkte elegant, aber auf eine feine, zurückhaltende Art. Sie war erst seit kurzer Zeit Witwe, und anscheinend sollte die stilvolle Aufmachung über ihre innere Leere hinwegtäuschen.
    Blaine hatte einen Platz gewählt, von dem aus er sie beobachten konnte, ohne sofort bemerkt zu werden. Dann war er vielleicht in der Lage, sich ein besseres Bild von der Fremden zu machen, die Mark geheiratet hatte. Vorläufig versuchte er jedoch noch, Marks Beschreibung mit dem, was er jetzt sah, in Einklang zu bringen. Eigentlich sollte sie blond, klein und zierlich sein. Gut, sie trug Pumps mit hohen Absätzen, und die Frauen von heute wechselten ständig die Haarfarbe, aber trotzdem …
    Dass es sich nicht um seine Schwägerin handeln könnte, schloss Blaine trotz der Abweichungen von vornherein aus. Es musste Marks Witwe Amanda sein, obwohl der Name, so hübsch er auch war, nicht zu ihr passte. Ob Mark sich einen seiner Scherze erlaubt hatte? Von früh auf hatte er Spiegelfechtereien geliebt und sich in eine Scheinwelt hineingeträumt und Halbwahrheiten und schamlose Lügen so geschickt vermischt, dass es andere zur Verzweiflung trieb. Ihr Vater hatte einmal die Befürchtung geäußert, Mark könnte ein Psychopath sein. Ein hartes Urteil von einem arglosen Mann wie Desmond Kilcullen. Es ließ sich allerdings nicht bestreiten, dass Mark zwischen wahr und unwahr nicht unterscheiden konnte. Wie er auf andere wirkte, war ihm gleichgültig. Er dachte nur an sich selbst. Das hatten Blaine und sein Vater, so bitter es auch war, schließlich akzeptieren müssen.
    Und sein Geschmack bezüglich Frauen? Mark hatte sich nur für hübsche Püppchen interessiert, deren Reize auf den ersten Blick erkennbar waren. Andere Eigenschaften, wie Wärme, Kameradschaft, Seelengröße oder Verstand, bedeuteten ihm dagegen nichts. Er bevorzugte blonde Glamourgirls, die seine Zwillingsschwester Marcia boshaft als „Strohköpfe“ bezeichnete. Die einzige Ausnahme bildete Joanne Barrett, Hilarys Wunschbraut für ihren Sohn, mit der sich Mark verlobt hatte, um sie dann skrupellos zu verlassen. Die Frau, die er schließlich geheiratet hatte, stellte eine verblüffende Abweichung von seinen Vorlieben dar.
    Als sie einen Moment stehen blieb und sich umsah, stand Blaine auf und winkte ihr zu. Joanne kann sich wahrlich nicht mit ihr messen, dachte er, jedenfalls nicht, was das Aussehen betrifft.
    Sie bemerkte ihn, lächelte aber nicht, und Blaine verzog ebenfalls keine Miene. Wenn es um sie ging, war sein Herz aus Stahl.
    Sie kam auf ihn zu, schlank und biegsam, ohne nach rechts oder links zu sehen. Die bewundernden Blicke, die man ihr von allen Seiten zuwarf, schien sie nicht zu registrieren. Schöne Frauen gewöhnten sich offensichtlich schnell daran, ständig beachtet zu werden.
    Vancouver, herrlich gelegen zwischen Bergen und Meer, würde ihm wenig Unterhaltung und kaum Vergnügen bringen. Das bedauerte Blaine, obwohl er sich bei diesem kalten, regnerischen Wetter ohnehin nicht wohlfühlte. Außerhalb des Hotels war es bitterkalt, und es wehte ein scharfer Wind. Er kam von einer großen Rinderfarm am Rand der endlosen inneraustralischen Wüste, der sengend heißen roten Simpson Desert. Hier hatte er nur eine bestimmte Aufgabe zu erledigen. Er musste den Leichnam seines Halbbruders in sein Heimatland überführen und seine Witwe dorthin einladen,

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