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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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Solenn Nuz einen halben Schritt voraus. Es war ungeheuerlich. Dupin versuchte, sich zu sammeln.
    »Es war Mord, habe ich recht? Es war Mord. Es waren Lefort und Konan.«
    Sogar jetzt blieb Solenn Nuz ruhig.
    »Sie haben ihn ertrinken lassen. Der Motor war angeblich defekt. Das weiß niemand genau. Zwischen den Glénan und den Moutons. Das Meer war bereits sehr aufgewühlt. Er ist vermutlich über Bord gegangen, als er etwas reparieren wollte. Sie haben gesehen, was passiert ist, Lefort und Konan. Sie haben es gesehen. Dass er im Wasser trieb. Sie haben sich parallel gelegt, und Lefort ist an Bord. Und er hat«, zum ersten Mal veränderte sich ihre Stimme, wenn auch nur geringfügig, sie wurde tonloser, »er hat ihn gesehen, er hat ihn im Meer seinem Schicksal überlassen. Er hat den Antrag gesucht, er wusste, wo er liegen musste, er kannte unser Boot.«
    Sie machte eine längere Pause.
    »Er hat ihn genommen und ist zurück auf sein Boot. Dann sind sie losgefahren«, sie stockte noch einmal, »sie dachten, sie reichen ihn ein, und wenn er angenommen würde, könnten sie behaupten, Jacques hätte ihnen das Dokument doch gegeben – dann hätten drei Aussagen gegen meine gestanden.«
    Das war sie. Das war die Geschichte. Das dunkle Zentrum von allem. Und – was Sonntagnacht Lefort und Konan widerfahren war: Sie hatten sich plötzlich in exakt derselben Situation befunden wie Jacques Nuz zehn Jahre zuvor. Vollkommen chancenlos, ohne Schwimmweste, in einem heftigen Sturm, in unerbittlichen Strömungen im Atlantik zu treiben.
    »Und Le Menn?«
    »Er befand sich fast direkt hinter ihnen. Le Menn hat sie gesehen, nicht alles, aber das Entscheidende – dass Jacques im Meer war und Yannig und Lucas wegfuhren. Er hat nicht angehalten. Er ist weitergefahren. Er hat nichts getan. Auch danach nicht. Er hatte Angst vor Lucas. Er war feige. Er war schon immer feige.«
    In Dupins Kopf sortierten sich die Dinge, die Teile eines grausigen, eines brutalen und entsetzlich traurigen Puzzles fügten sich ineinander. Nur wenige fehlten noch.
    »Seit wann wussten Sie davon? Woher? – Haben Sie den Antrag gefunden, den man in der Akte abgelegt hatte?«
    »Es war Zufall. Ich habe ihn vor drei Monaten gefunden. Ich brauchte Informationen aus den allerersten Anträgen, für die geplante Erneuerung des Anbaus. Da habe ich ihn gesehen. Und begriffen.«
    »Und Sie sind zu Lefort gegangen.«
    Ein zweites Mal veränderte sich ihre Stimme. Sie wurde vollkommen leer. Gespenstisch leer.
    »Er hat gelacht. Er hat gesagt, ich könne das nie beweisen. – Und er lag damit richtig.«
    Dupin schwieg. Sie waren bei den Felsen angekommen.
    »Und woher wussten Sie von Le Menn?«
    »Lefort hat es ihm gesagt. Dass ich es ahne. Le Menn ist zu mir gekommen. Und er – er hat mir alles erzählt«, erwiderte sie deutlich ruhiger und gefasster. »Sie müssen Spalten in den Felsen suchen, tiefe, enge Spalten, in den Becken. Sie sehen nur ganz wenig von den Muscheln, ein winziges Stückchen, wenn überhaupt, und das hat exakt die Farbe der Felsen. Rostig. Sie …«
    »Monsieur le Commissaire? Hallo?«
    Es war Riwal. Er rannte auf sie zu und hatte schon von Weitem gerufen. Es sah komisch aus, wie der Inspektor in heller Aufregung über den breiten Strand auf sie zustürmte. Ein sehr unpassender Moment.
    »Entschuldigung! Ich muss Sie sprechen, Monsieur le Commissaire!«
    Dupin ging ihm entgegen. In höchstem Maße misslaunig.
    »Riwal, das ist jetzt …«
    »Pascal Nuz hat gestanden. Er hat alles gestanden.«
    Riwal hatte diesen Satz noch halb im Laufen gesagt, keuchend und um Luft ringend. Nun war er knapp vor Dupin zum Stehen gekommen.
    »Pascal Nuz hat was?«
    »Er hat die Morde gestanden. Dass er es war, der das Beruhigungsmittel in die Getränke gegeben hat. Dass er sich gestern mit Le Menn auf der Insel getroffen hat, er ihn mit seiner Waffe auf sein Boot gezwungen und ihn schließlich zwei, drei Seemeilen südlich des Archipels gezwungen habe, über Bord zu gehen. Er«, Riwal setzte ab, um noch einmal tief Luft zu holen, er war immer noch außer Atem, »er hat auch gesagt, warum. Er habe seinen Sohn rächen wollen. Den – Mord an seinem Sohn «, Riwal stütze sich mit der rechten Hand in der Hüfte ab, »er behauptet, Lefort und Konan hätten seinen Sohn ermordet.«
    Dupin senkte den Kopf. Wieder überkam ihn ein Schwindel.
    Er ging auf die Wasserlinie zu. Riwal folgte ihm nicht. Erst knapp vor den sanft plätschernden Wellen blieb Dupin stehen. Das Wasser

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