Bridget Jones 01 - Schokolade zum Fruehstueck
zur Familie - nie weiß, wer einem etwas schenken wird und wer nicht und ob Geschenke kleine Liebesbeweise oder richtige Gaben sein sollen, und so endet das Ganze wie ein scheußlicher Austausch versiegelter Gebote. Vor zwei Jahren habe ich Magda sehr hübsche Ohrringe von Dinny Hall geschenkt, was sie ganz verlegen und unglücklich machte, da sie mir nichts gekauft hatte. Daher habe ich letztes Jahr nichts für sie besorgt, und dann hat sie mir eine teure Flasche Coco Chanel geschenkt. In diesem Jahr habe ich für sie eine große Flasche Distelöl mit Champagner und eine Seifenschale gekauft, und sie wurde ganz missmutig und murmelte nur so vor sich hin, von wegen, dass sie ihre Weihnachtseinkäufe noch nicht erledigt hätte. Letztes Jahr hat mich Sharon mit einem Schaumbad in einer Weihnachtsmann-Flasche bedacht, also habe ich ihr gestern Abend nur das Algae-and-Polyp-Oil-Duschgel vom Body Shop geschenkt, woraufhin sie mir eine Handtasche überreichte. Ich hatte für den Notfall noch eine Flasche edles Olivenöl mitgebracht, die mir aber aus dem Mantel gefallen und auf Magdas Conran-Shop-Teppich zerbrach.
Uäh. Warum geht es zu Weihnachten eigentlich nie ohne Geschenke? Es ist dermaßen dämlich, alle übernehmen sich und werfen wider Willen viel Geld aus dem Fenster, meistens für sinnloses Zeug, das kein Mensch will. Von wegen kleine Liebesbeweise, hinter allem steht der reine Zwang. (Hmmm. Muss allerdings zugeben, dass ich mich über die neue Handtasche schweinemäßig gefreut habe.) Was soll es denn für einen Sinn haben, dass die ganze Nation sechs Wochen lang missgelaunt herumrast und sich auf den Geschmack anderer Leute einstellen muss, wo doch dieses Unterfangen nachweislich noch nie gelungen ist. Am Ende sitzt die ganze Nation vor einem Haufen dämlicher Sachen und weiß nicht, was sie sagen soll. Würde man Karten und Geschenke komplett abschaffen, dann wäre Weihnachten eine Art heidnisches Lichterfest, das einen von der langen winterlichen Finsternis ablenkt. Perfekt! Aber selbst wenn Regierung, die Kirchen, Eltern, Tradition etc. weiterhin auf der ruinösen Geschenkorgie bestehen, warum hält man es dann wenigstens nicht so, dass jeder etwa 500 £ für sich selbst ausgibt und die Einkäufe unter seinen Freunden und Verwandten verteilt. Die brauchten das Zeug nur noch hübsch zu verpacken und hätten die wundervollsten Geschenke - statt dieser Orgie gegenseitiger Erpressung.
9.45 Uhr. Habe gerade mit Mum telefoniert. »Liebes, ich rufe nur an, um dir zu sagen, dass ich dieses Jahr keine Weihnachtsgeschenke mache. Du und Jamie wisst ja jetzt, dass es keinen Weihnachtsmann gibt, und wir haben alle viel zuviel zu tun. Wir sollten uns zur Abwechslung einfach mal an der Gesellschaft der anderen erfreuen.«
Aber sonst haben wir doch auch immer Geschenke bekommen. Sie steckten in kleinen Säckchen am Fußende des Bettes. Die Welt sieht auf einmal so grau und trostlos aus. Weihnachten ohne Geschenke ist kein Weihnachten.
O Gott, ich gehe wohl besser zur Arbeit - werde aber beim Disco-Mittagessen nichts trinken, sondern mich Matt gegenüber einfach nett und professionell geben und um etwa 15.30 Uhr nach Hause gehen und meine Weihnachtskarten schreiben.
2 Uhr morgens. Okay, okay - auf Weihnachtsfeiern im Büro sind alle besoffen. Macht ja auch Spaß. Muss jetz schlafn - ausziehn is nich mehr.
Mittwoch. 20. Dezember
5.30 Uhr. O mein Gott. O mein Gott. Wo bin ich?
Donnerstag. 21. Dezember
58,5 kg (witzigerweise gibt es eigentlich keinen Grund dafür, warum ich nicht sogar über Weihnachten abnehmen sollte, da ich so vollgefressen bin - bestimmt ist es nach dem Weihnachtsessen vollkommen akzeptabel, jede Nahrung zu verweigern, und zwar mit der Begründung, dass ich schon zuviel gefuttert hätte. Ja, vermutlich ist es sogar die einzige Zeit im Jahr, wo man wirklich nichts essen muss).
Lebe nun seit zehn Tagen in einem Zustand permanenter Verkaterung und treibe ohne richtige Mahlzeiten oder etwas Warmes im Bauch Raubbau an meinen Reserven.
Weihnachten ist wie Krieg. Der Gang in die Oxford Street scheint mir mittlerweile so bedrohlich wie ein Sturmangriff. Wenn doch das Rote Kreuz oder die Deutschen kämen und mich fänden. Aaargh. Es ist zehn Uhr vormittags. Habe noch keine Weihnachtseinkäufe gemacht. Habe noch keine Weihnachtskarten verschickt. Muss dringend zur Arbeit. Gut, werde nie, nie wieder in meinem ganzen Leben etwas trinken. Aaargh - das Feldtelefon meldet sich.
Humpf. Es war Mum, hätte
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