Bridget Jones 01 - Schokolade zum Fruehstueck
reichte.
»Ich weiß nicht... ich begreife nicht, wie... ich weiß nicht, was ich denken soll«, sagte Dad besorgt.
»Pass mal auf, es gibt absolut keinen Grund zur Besorgnis«, sagte Una mit bewundernswerter Gelassenheit, was mich plötzlich dazu veranlasste, in ihr die Mummy zu sehen, die ich im Grunde nie gehabt hatte. »Es ist nur, weil ich ein bisschen zuviel Milch hineingekippt habe. Ich schütte einfach ein wenig davon ab und gieße es mit heißem Wasser auf.«
Als ich mich schließlich vom Schauplatz des Unheils entfernte, fuhr ich auf dem Rückweg nach London viel zu schnell und rauchte wie ein Schlot. Wohl weil ich gegen meine richtige Mum ohnehin chancenlos war.
DEZEMBER Ach du lieber Weihnachtsmann!
Montag 4. Dezember
58 kg (hmm, muss vor der weihnachtlichen Völlerei abnehmen), Alkoholeinheiten bescheidene 3, Zigaretten heiligenmäßige 1, Kalorien 3876 (nicht schon wieder), 1471-Anrufe, um festzustellen, ob Mark Darcy angerufen hat, 6 (g.).
Bin gerade zum Supermarkt gegangen und habe mich zu meinem Erstaunen dabei ertappt, wie ich an Christbäume, Kaminfeuer, Weihnachtslieder, Plätzchen etc. dachte. Dann wurde mir klar, warum. Die Belüftungsdüsen am Eingang, die sonst immer den Geruch von frischgebackenem Brot in den Laden pumpen, sonderten nun den Duft von frischgebackenen Plätzchen ab. Das zynische Kalkül hinter einer solchen Technik ist nur zu offensichtlich. Fühle mich an mein Lieblingsgedicht von Wendy Cope erinnert, das lautet:
Zur Weihnachtszeit jubeln die Kinder und die Glocken klingen Die kalte Winterluft will durch die Mäntel dringen Frohe Familien gehen zur Messe, wo sie heiter singen Doch einen Single kann das zur Verzweiflung bringen.
Immer noch nichts von Mark Darcy.
Dienstag. 5. Dezember
57 kg (gut, heute fange ich wirklich mit der Diät an), Alkoholeinheiten 4 (Beginn der Festtagszeit), Zigaretten 10, Kalorien 3245 besser, 1471-Anrufe 6 (ich mache mich).
Werde immer wieder von Katalogen mit »Geschenktipps« abgelenkt, Werbebeilagen, die jetzt unentwegt aus den Zeitungen purzeln. Bin besonders scharf auf den webpelzgefütterten Brillenhalter in Schildform aus poliertem Metall: »Allzu oft werden Brillen einfach achdos auf den Tisch gelegt, vielfache Beschädigungen sind die Folge.« Wie mir das aus der Seele spricht! Das schnittig entworfene Schlüsselanhängerlämpchen »Schwarze Katze« hat tatsächlich einen einfachen Kippmechanismus, und es »wirft ein kräftiges, rotes Licht auf das Schlüsselloch jedes Katzenliebhabers«. Bonsai-Sets! Hurra. »Pflegen Sie die alte Kunst der Bonsaizucht mit diesem Töpfchen vorgepflanzter Schösslinge des rosaroten persischen Seidenbaums.« Hübsch, sehr hübsch.
Dennoch tiefe Trauer bei dem Gedanken, wie brutal Marco Pierre White und meine Mutter auf den rosaroten Seidenschösslingen der zwischen mir und Mark Darcy sprießenden romantischen Gefühle herumgetrampelt sind. Versuche aber, philosophisch damit umzugehen. Vielleicht ist Mark Darcy mit seinen Fähigkeiten, seiner Intelligenz und der Nobelkarosse mit Chauffeur einfach nicht der Richtige für mich. Rauchen und Trinken tut er selbstverständlich auch nicht. Der reinste Heilige. Vielleicht steht irgendwo geschrieben, dass die gröbere Sorte Mann eher zu mir passt. Jemand wie Marco Pierre White zum Beispiel oder, um einfach aufs Geratewohl einen Namen zu nennen, Daniel. Hmmm. Was soll's. Das Leben geht weiter. Darf nicht in Selbstmitleid verfallen.
Habe gerade Shazzer angerufen, die meinte, dass nirgendwo geschrieben steht, ich müsse mit Marco Pierre White ausgehen, geschweige denn mit Daniel. Das einzige, was eine Frau in unserer heutigen Zeit braucht, ist sie selbst. Hurra!
2 Uhr morgens. Warum hat mich Mark Darcy nicht angerufen? Warum? Ich sehe einen Schäferhund, ich sehe eine angefressene Leiche, ich sehe mich\ Lieber Gott, warum gerade ich?
Freitag. 8. Dezember
59 > 5 kg (Katastrophe), Alkoholeinheiten 4 (g.), Zigaretten 12 (hervorragend), eingekaufte Weihnachtsgeschenke o (schlecht), Weihnachtskarten (verschickt)0o, I411-Anrufe 7.
16 Uhr. Humpf. Gerade hat Jude angerufen, und kurz bevor wir uns verabschiedeten, sagte sie: »Wir sehen uns dann am Sonntag bei Rebecca.«
»Bei Rebecca? Am Sonntag? Welche Rebecca? Was denn?« »Oh, hat sie nicht...? Sie hat nur ein paar... Ich glaube, es ist nur eine Art vorweihnachtliche Dinner-Party.« »Ich habe am Sonntag sowieso zu tun«, log ich. Endlich eine Gelegenheit, auch mal in den Ecken Staub zu wischen!
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