Bridget Jones 01 - Schokolade zum Fruehstueck
Ausgesprochen grausames Volk.«
Das nächste Mal kam es wie aus heiterem Himmel: »Erinnerst du dich an Mark Darcy, Liebes? Der Sohn von Malcolm und Elaine? Er ist einer dieser sagenhaften Staranwälte. Geschieden. Elaine sagt, er arbeitet ununterbrochen und ist entsetzlich allein. Ich glaube, er wird wohl auch zu Unas Truthahncurry an Neujahr kommen.«
Ich weiß nicht, warum sie es nicht unverhohlen ausgesprochen und gesagt hat: »Liebes, bums doch beim Truthahnessen unbedingt Mark Darcy, ja? Er ist wirklich sehr reich.«
»Du musst Mark kennen lernen«, säuselte Una Alconbury, bevor ich auch nur dazu gekommen war, mir einen Drink zu genehmigen. Gegen den eigenen Willen mit einem Mann verkuppelt zu werden, ist eine Ebene der Erniedrigung, aber tatsächlich von Una Alconbury dazu gezerrt zu werden, während man noch mit einem übersäuerten Kater kämpft, und dabei von einem ganzen Zimmer voller sogenannter Freunde der Familie dabei beobachtet zu werden, kommt einer öffentlichen Hinrichtung gleich.
Der reiche, von seiner grausamen Frau geschiedene Mark - ziemlich groß übrigens - stand mit dem Rücken zum Raum und studierte das Sortiment im Bücherregal der Alconburys: überwiegend ledergebundene Buchreihen über das Dritte Reich, die Geoffrey sich bei Reader's Digest bestellt. Schon der Name Darcy kam mir reichlich albern vor. Wie aus einem Roman von Jane Austen. Außerdem stand ihm diese piefige Arroganz nicht, mit der er sich abseits hielt. Ich meine, warum nennt er sich nicht gleich Heathcliff und verbringt den geselligen Abend im Garten? Dann brauchte er nur ab und zu nach seiner Cathy zu rufen und seinen Kopf gegen den Baum zu rammen.
»Mark!« sagte Una, als wäre sie eine Elfe des Weihnachtsmannes. »Ich möchte Sie mit jemand Nettem bekannt machen.«
Er drehte sich um und enthüllte, dass das, was von hinten wie ein harmloser marineblauer Pullover ausgesehen hatte, in Wirklichkeit einen V-Ausschnitt sowie ein in verschiedenen Gelb- und Blautönen gehaltenes Rautenmuster hatte - wie es unter anderem die ältere Garde unter Englands Sportreportern bevorzugt. Wie mein Freund Tom häufig bemerkt, ist es erstaunlich, wie viel Zeit und Geld man bei der Partnersuche sparen kann, wenn man genau auf die Einzelheiten achtet. Eine weiße Socke hier, ein paar rote Hosenträger dort, ein grauer Slipper oder ein Hakenkreuz reichen meistens aus, um einem klarzumachen, dass es zwecklos ist, sich die betreffende Telefonnummer zu notieren und Geld für teure Restaurants aus dem Fenster zu werfen, weil sowieso nie was daraus werden wird.
»Mark, das ist die Tochter von Colin und Pam, Bridget«, sagte Una und wurde ganz rosarot und flatterig. »Bridget arbeitet bei einem Verlag, stimmt's, Bridget?«
»Ja, stimmt ganz genau«, sagte ich, als nähme ich bei Capital Radio an einer Anrufsendung teil und wollte Una gerade fragen, ob ich meine Freunde Jude, Sharon und Tom, meinen Bruder Jamie, alle aus dem Büro, meine Mutter und meinen Vater und schließlich noch sämtliche Gäste beim Truthahncurry grüßen dürfte.
»Tja, ich lasse euch zwei jungen Leute mal allein«, sagte Una. »Tsas! Wahrscheinlich habt ihr ohnehin schon die Nase voll von uns alten Tattergreisen.«
»Überhaupt nicht«, sagte Mark Darcy verlegen und mit einem ziemlich unattraktiven nervösen Kichern, worauf Una, nachdem sie mit den Augen gerollt, sich eine Hand auf den Busen gelegt und ein heiteres, perlendes Lachen ausgestoßen
hatte, den Kopf nach hinten warf und uns dann unserem grässlichen Schweigen überließ.
»Ich. Äh. Lesen Sie irgendwelche, zum Beispiel... Haben Sie in letzter Zeit irgendwelche guten Bücher gelesen?« fragte er.
Ich zermarterte auf die schnelle mein Hirn, wann ich zuletzt ein richtiges Buch gelesen hatte. Für Leute aus der Verlagsbranche hat Lesen als Freizeitgestaltung etwa denselben Reiz wie das Durchwühlen der hauseigenen Abfalltonne nach Feierabend für den Müllmann. Ich habe Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus, das Jude mir geliehen hat, etwa zur Hälfte gelesen, nahm aber nicht an, dass Mark Darcy trotz seiner seltsamen Art sich deswegen gleich als Marsmensch bezeichnen würde. Dann hatte ich eine Eingebung.
»»Backlash - Die Männer schlagen zurück von Susan Faludi«, sagte ich triumphierend. Ha!
Ich habe das Buch zwar nicht direkt gelesen, habe aber das Gefühl, ich kenne es ganz gut, weil Sharon dauernd davon schwadroniert hat. Jedenfalls eine todsichere Wahl, da ein Softi im
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