Brisante Enthüllungen
verpasste den Flug, bekam jedoch noch am selben Abend einen Platz in der letzten Maschine nach London.
Nachdem sie sich in der Hotelsuite angezogen hatte, befürchtete sie, Sandro würde versuchen, sie aufzuhalten. Er war jedoch nicht im Wohnzimmer gewesen, und sie hatte ungehindert hinausgehen können. An der Rezeption ließ sie sich ein Taxi rufen. Als sie endlich im Flugzeug gesessen hatte, hatte sie erleichtert aufgeatmet.
Zu Hause fühlte sie sich seltsam leer. Sie knipste das Licht an und ließ sich auf das Sofa sinken.
Dass so etwas geschehen könnte, hätte sie sich nie vorstellen können. Die Contessa war für sie eine Kundin wie jede andere gewesen. Aus irgendeinem Grund musste Sandro Macht über seine Tante haben, sonst hätte sie sicher nicht eingewilligt, sich an der Sache zu beteiligen. Aber Sandro hat ja auch über mich immer noch Macht, gestand Polly sich ein. Schon als er zum ersten Mal ihre Hand genommen hatte, hatte sie sich körperlich nach ihm gesehnt und sich gewünscht, er würde sie küssen.
Sandro hatte sie verzaubert, und sie hatte geglaubt, er würde sie lieben. Und er hatte es zugelassen, er hatte ihr alles gesagt, was sie hatte hören wollen. Er hatte ihr alles Mögliche versprochen, damit sie so lange bei ihm blieb, wie es ihm passte.
Sie war für ihn nur eine von vielen Frauen gewesen. Und nach drei Jahren hatte er sie, Polly, auf einem Video gesehen und plötzlich gemerkt, dass er sie noch begehrte.
Jedenfalls hatte sie jetzt nichts mehr zu befürchten, wie sie sich einredete. Polly gestand sich ein, dass sie glimpflich davongekommen war. Natürlich hatten sein Zorn und seine Verachtung sie verletzt, doch das würde sie überwinden. Es hätte schlimmer ausgehen können, das war ihr klar. Sie hätte in seinen Armen und in seinem Bett landen können. Anschließend wäre sie wieder so deprimiert und verzweifelt gewesen wie damals.
Vielleicht war er sogar verheiratet mit einer Frau aus seinen Kreisen, aus dem kriminellen Milieu, in dem er verkehrte.
Polly konnte froh sein, dass sie nicht wieder in etwas hineingeraten war, was sie später bereut hätte.
Sie nahm sich vor, mit Charlie möglichst weit weg von London zu ziehen, wo man sie nicht so leicht ausfindig machen konnte. Außerdem wollte sie sich erkundigen, ob sie ihren Familiennamen ändern konnte.
Nachdem sie geduscht und sich die Haare gewaschen hatte, wünschte sie, sie könnte auch die Erinnerungen an Sandro einfach wegspülen. Immer noch glaubte sie, seine Lippen auf ihren zu spüren und den Duft seines dezenten After Shaves wahrzunehmen.
Du liebe Zeit, ich darf nicht so pathetisch sein, mahnte sie sich, während sie sich den Jogginganzug anzog. In der Küche setzte sie Wasser für einen Kräutertee auf und ging zurück ins Wohnzimmer. Aus einem unerklärlichen Grund hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Sie stellte sich ans Fenster und schob den Vorhang etwas zurück.
Auf der Straße war jedoch niemand zu sehen. Aber im Schatten der Straßenlaterne auf der gegenüberliegenden Seite glaubte Polly eine Gestalt zu erkennen. Nein, das bilde ich mir nur ein, sagte sie sich sogleich und schloss den Vorhang wieder. Sandro wusste nur, wo sie arbeitete, nicht jedoch, wo sie wohnte, sonst hätte er auch gewusst, dass sie mit keinem Mann zusammenlebte und einen Sohn hatte.
In der Nacht schlief Polly schlecht. Deshalb rief sie am Morgen ihre Arbeitgeberin an und meldete sich krank. Dann legte sie sich wieder ins Bett und schlief bis mittags.
Nachdem sie aufgestanden war, entschloss sie sich, Charlie abzuholen, und rief ihre Eltern an. Es schaltete sich jedoch nur der Anruferbeantworter ein, und sie hinterließ die Nachricht, dass sie in einer Stunde da sei.
Sie trug etwas Make-up auf, band das lange Haar im Nacken zusammen, zog Jeans und ein weißes T-Shirt an und verließ die Wohnung. Sie würde ihrer Mutter nicht erzählen, was sie in Italien erlebt hatte. Es reichte, dass sie mit ihr über die Umzugspläne reden musste.
Im Haus ihrer Eltern war es seltsam still, wie ihr sogleich auffiel, als sie die Haustür aufschloss. "Mom? Dad? Seid ihr da?" rief sie.
"Wir sind im Wohnzimmer." Die Stimme ihrer Mutter klang unnatürlich schrill.
Polly runzelte die Stirn und betrat das Wohnzimmer. Ihre Mutter saß mit Charlie auf dem Schoß und angespannter Miene im Sessel neben dem Kamin. Plötzlich entdeckte Polly den Fremden, der höflich aufstand. Und dann bemerkte sie zu ihrem Entsetzen Sandro. Er stand schweigend am
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