Brisante Enthüllungen
hättest dich an mich wenden können. Ein Wort hätte genügt." Seine Stimme klang seltsam eindringlich.
Er tut so, als hätte ich ihn verlassen, überlegte Polly verblüfft und ärgerlich zugleich. Als sie ihre Mutter stöhnen hörte, setzte sie sich neben sie auf die Sessellehne und legte ihr den Arm um die Schulter. "Es wird nichts passieren, Mom. Das verspreche ich dir."
"Wie kannst du das versprechen?" fragte Mrs. Fairfax beinah hysterisch. "Er wird meinen kleinen Liebling mit nach Italien nehmen." Sie warf Sandro einen bösen Blick zu. "Wie können Sie es wagen, unser Leben zu zerstören? Verlassen Sie unser Haus, und kommen Sie nie wieder hierher."
"Sie sind nicht die Einzige, die leidet, Signora." Er wandte sich an Polly. "Ich halte es für besser, dass mein Sohn nicht mehr von deiner Mutter betreut wird. Das Kindermädchen, das ich eingestellt habe, wird bei dir wohnen."
"Dazu ist meine Wohnung zu klein", entgegnete Polly kurz angebunden.
Sandro zuckte die Schultern. "Dann miete ich dir eine größere Wohnung."
"Das möchte ich nicht. Geh bitte, und lass uns in Ruhe."
"Der Marchese hat Ihnen ein großzügiges Angebot gemacht, Signorina Fairfax", mischte sich Alberto Molena ein. "Er könnte darauf bestehen, dass das Kind während des Sorgerechtsstreits woanders untergebracht wird."
"Er ist natürlich davon überzeugt, dass man ihm das alleinige Sorgerecht übertragen wird." Polly stand auf. "Er ist verdammt arrogant und siegessicher. Doch welches Gericht würde einem Mann mit Verbindungen zu Kriminellen ein kleines Kind anvertrauen? Ich werde dafür sorgen, dass seine Kontakte zur Unterwelt bekannt werden."
Alle schwiegen verblüfft. "Du liebe Zeit", stieß Sandro schließlich hervor.
"Ich glaube, Sie machen einen großen Fehler, Signorina. Seit dem Tod seines Vaters ist der Marchese das Oberhaupt einer alten, adligen süditalienischen Familie. Zugleich ist er der Vorstandsvorsitzende des riesigen Familienkonzerns, der auch in der Tourismusbranche tätig ist." Der Rechtsanwalt hob geradezu hilflos die Hände. "Sie kennen sicher die Comadora-Hotelkette, oder?"
Polly war schockiert. "Ja, ich habe davon gehört."
Der Mann schüttelte den Kopf. "Ein Mitglied der Familie Valessi in Verbindung mit Kriminellen zu bringen könnte man als üble Nachrede oder Verleumdung bezeichnen, wenn es nicht so lächerlich wäre."
Polly war gar nicht zum Lachen zu Mute. Die Sache war ihr schrecklich peinlich, und sie errötete. "Es … tut mir Leid", entschuldigte sie sich leise. Hinter ihr stöhnte ihre Mutter auf und lehnte sich im Sessel zurück.
Sandro drehte sich langsam um. "Das hast du also geglaubt, Paola, trotz allem. Das erklärt vieles. Deine Mutter hat erwähnt, dein Vater sei in seinem Büro. Er sollte kommen, damit jemand bei deiner Mutter ist."
"Ja … ja, ich rufe ihn an und ihren Arzt auch." Polly ging in die Eingangshalle. Sandro folgte ihr. "Was … geschieht jetzt?" Ohne ihn anzusehen, blätterte sie hektisch im Telefonverzeichnis.
"Ich lasse es gerichtlich klären. Aber du kannst Carlino mitnehmen. Heute Nacht kann er bei dir schlafen. Julie Cole, das Kindermädchen, wird dich begleiten und ihn ins Bett legen. Morgen früh um sieben wird Julie dann zurückkommen."
"Wir können auch hier bleiben", schlug sie vor. "Im Haus ist Platz genug."
"Nein. Das ist nicht die richtige Umgebung für meinen Sohn."
Weil es nur ein einfaches Haus in einem Londoner Vorort und kein Palazzo war? Polly begriff plötzlich, warum es so wichtig für ihn gewesen war, sie loszuwerden. Sie war eine ganz normale junge Frau und kaum geeignet, eine Marchesa zu werden. Tiefer Schmerz durchdrang sie. Sie brauchte Sandro nicht mehr zu fragen, warum er sie hatte loswerden wollen, denn sie wusste jetzt die Antwort.
Unschlüssig nahm sie den Hörer ab. Auf einmal hatte sie eine Idee. Vielleicht konnte sie Sandro ablenken.
"Sandro, so müssen wir nicht miteinander umgehen. Wir können uns doch einigen und das Sorgerecht gemeinsam ausüben", schlug sie vor.
Er presste die Lippen zusammen. "Erwartest du, dass ich dir vertraue? Vergiss nicht, du hast mir meinen Sohn vorenthalten. Um mich zu täuschen, hast du sogar behauptet, du hättest einen Freund. Wie soll ich dir da noch trauen?"
Polly schluckte. "Ich kann verstehen, dass du wütend auf mich bist."
"So? Vielen Dank." Es klang ironisch.
"Ich habe mich sehr bemüht, Charlie eine gute Mutter zu sein. Vielleicht war das alles nicht genug", fuhr sie mutig fort. "Aber er
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