Brisante Enthüllungen
kennt dich überhaupt nicht. Es würde ihn verwirren und erschrecken, auf einmal unter lauter Fremden zu leben. Er ist zu Anfang immer etwas scheu."
"Ja, das warst du doch auch, meine Schöne", erklärte Sandro spöttisch.
Sie errötete, als sie sich daran erinnerte, wie behutsam und rücksichtsvoll er gewesen war, als sie sich zum ersten Mal geliebt hatten. "Lass uns nicht persönlich werden", forderte sie ihn auf.
Er zuckte die Schultern. "Das wird schwierig sein, denn es ist eine sehr persönliche Sache, miteinander ein Kind zu haben. Carlino wird sich rasch an mich gewöhnen. Darauf kannst du dich verlassen. Dorotea, meine frühere Kinderfrau, wird sich um ihn kümmern."
Erst habe ich Sandro verloren, und jetzt will er mir auch noch mein Kind wegnehmen, dachte sie und hatte das Gefühl, innerlich zu zerbrechen.
Julie Cole war eine sehr nette und taktvolle junge Frau. Und sie kam sehr gut mit Charlie zurecht, wie Polly sich eingestand.
Sie hatte auf die Rückkehr ihres Vaters warten wollen, um mit ihm zu reden. Aber dann hatte auf einmal ein Wagen mit Chauffeur vor dem Tor gestanden, und Sandro hatte sie ruhig und bestimmt aufgefordert, mit Charlie nach Hause zu fahren. Sandro hatte den Jungen zum Auto getragen, und Polly hatte gehofft, ihr Sohn würde schreien, um sich treten und die Arme nach ihr ausstrecken. Das tat er jedoch nicht. Er ließ sich sogar widerstandslos den Daumen aus dem Mund nehmen.
"Es ist mir völlig egal, ob er ein Marchese ist oder nicht, ich werde die Sache gerichtlich durch alle Instanzen klären lassen", sagte Mrs. Fairfax, als Polly sich verabschiedete.
Sie hat ja keine Ahnung, wie viel Macht und Einfluss Sandro hat, dachte Polly unglücklich und seufzte. Niemals hätte sie sich vorstellen können, sich mit Sandro um das Sorgerecht ihres Sohnes streiten zu müssen.
Es wäre durchaus möglich, dass man ihm das Sorgerecht nicht zuspricht, überlegte Polly jetzt.
Charlie war müde und ziemlich schlecht gelaunt. Während Polly sich bemühte, ihm den Schlafanzug anzuziehen, war sie den Tränen nahe.
"Lassen Sie mich das machen", forderte Julie sie freundlich auf. "Sie sind sehr erschöpft."
Polly ließ sich gern helfen. Sie blieb an der Tür stehen und sah zu, wie geschickt die junge Frau mit dem Jungen umging. Und dann schlief er zu Pollys Überraschung innerhalb von fünf Minuten ein.
Sie stellte sich an das Kinderbett und betrachtete Charlie liebevoll. Am liebsten hätte sie ihn auf den Arm genommen und wäre mit ihm hinaus in die Dunkelheit und irgendwohin gelaufen, wo niemand sie finden würde.
Ihr war jedoch klar, wie unmöglich das war. Selbst wenn sie gewusst hätte, wo sie sich mit Charlie hätte verstecken können, hatte sie dazu gar kein Geld. Außerdem konnte sie sich nicht erlauben, Sandro noch zorniger zu machen. Sie musste mit ihm reden, ihn überzeugen und, falls nötig, ihn bitten. Vielleicht ließ er sie sogar überwachen, so dass sie sowieso keine Chance hätte zu flüchten.
Als Julie weg war, ließ Polly sich ein Bad einlaufen und gab etwas Badeöl hinein. Dann zog sie sich aus und ließ sich in das warme Wasser sinken. Morgen würde vielleicht alles anders aussehen. Immerhin wusste sie jetzt, was sie erwartete, und konnte handeln. Möglicherweise gab es einen Weg, um das Schlimmste zu verhindern. Sie nahm sich vor, sich einen guten Rechtsanwalt zu nehmen.
Polly lehnte sich zurück und schloss die Augen. Wichtig ist, dass ich ruhig bleibe und mich von Sandro fern halte, sagte sie sich.
In dem Moment hörte sie seine Stimme.
"Es ist gefährlich, in der Badewanne einzuschlafen, meine Schöne", erklärte er spöttisch. "Du willst doch sicher nicht, dass Carlino ohne Mutter aufwächst, oder?"
4. Kapitel
Polly schrie schockiert auf, als sie Sandro erblickte. Er stand an der Tür und betrachtete sie belustigt. Sie wollte sich aufrichten, erinnerte sich jedoch noch rechtzeitig daran, dass sie nackt war.
"Lass mich in Ruhe", forderte sie ihn auf und legte die Arme auf den Rand der Badewanne. "Wie bist du überhaupt hereingekommen?"
"Ich habe Julie gebeten, beim Verlassen der Wohnung die Tür nicht zuzuziehen."
"Wie bitte? Ist dir klar, was sie jetzt denkt?"
Er zuckte die Schultern. "Das ist mir ziemlich egal. Es lässt sich sowieso nicht abstreiten, dass wir eine Beziehung hatten. Carlino sieht mir viel zu ähnlich."
"Ja, aber jetzt haben wir keine Beziehung mehr", entgegnete Polly. "Verlass bitte meine Wohnung, sonst rufe ich die Polizei."
Er
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