Broken Heart Vampires 01 - Vampire zum Frühstück
zu geben bereitete mir einen Heidenspaß.
Innerhalb weniger Minuten erreichte ich die Gegend, die Tamara und ich Spukwald nannten. Broken Heart war umgeben von zahllosen Fleckchen mit dichtem Dickicht und buschigen Bäumen. Dieser Wald barg ein Geheimnis. An sich gehörte er nicht mir, doch ich hatte mich einverstanden erklärt, ihn zu pflegen. Vorerst.
Man sollte meinen, ein Vampir, der schnell rennen, hoch springen und fest zuschlagen kann, hat keine Angst, morgens um drei in ein harmloses Wäldchen zu spazieren. Doch mein nicht schlagendes Herz verkrampfte sich leicht, als ich das Unterholz betrat. Unter den Wanderschuhen raschelten Blätter und knackten Zweige. Ich war versucht, die Taschenlampe herauszuholen, doch eigentlich sah ich alles gestochen scharf. Bereits nach kurzer Zeit erreichte in den Treffpunkt - einen halb verrotteten, umgestürzten Baumstamm, der zwischen ei ner Eiche und einer Trauerweide festsaß.
„Nefertiti?“, flüsterte ich. „Komm Miez, Miez, Miez ..."
Eine Katzendame mit goldenem Fell und einem Anch-Anhänger um den Hals sprang auf den Baumstamm und schlich zu mir herüber. Etwa fünfzehn Zentimeter vor mir blieb sie golden schimmernd stehen. Innerhalb weniger Augenblicke verwandelte sich die Katze in eine karamellhäutige Frau mit obsidianfarbenen Augen und langem schwarzen Haar. Sie war wunderschön. Und nackt.
„Wenn du bei der Verwandlung die Kette anbehältst“, sagte ich, während ich im Rucksack nach einem Nachthemd wühlte, „wieso schaffst du das nicht mit der Kleidung?“
„Ich habe dir doch gesagt, der Verwandlungszauber hängt eng mit dem Anch zusammen. Ich muss es immer tragen“, erwiderte Nefertiti mit exotischem Akzent. „Außerdem würde Johnny sich fragen, warum seine Katze ein Kleid tragen muss.“ Sie schlüpfte in das Nachthemd und sah mich dann erwartungsvoll an.
Ich verdrehte die Augen, setzte mich auf den Baumstamm und bot ihr mein Handgelenk an. Sie hielt es mit ihren feingliedrigen Fingern fest und versenkte die Reißzähne an der Pulsstelle. Es stach ein wenig, doch da Vampirzähne ein Betäubungsmittel abgeben, spürte ich bald nur noch den Druck ihres saugenden Mundes.
In der Nacht zuvor hatte ich Nefertiti erwischt, wie sie in mein Haus geschlichen war. Sie hatte sich Bücher ausgeliehen gehabt und sie heimlich zurückgebracht. Niemand wusste, dass die Katze, die jeder Luzifer rief, eigentlich ein Vampir war. Selbst Johnny Angelo, selbst ein Vampir und ihr sogenannter Besitzer, nicht. Eigentlich war so gut wie jeder in dieser Gegend ein Blutsauger.
Nefertiti war drei Monate lang in der Stadt umhergeschlichen und hatte sich, bemüht, unentdeckt zu bleiben. Sie hatte sich von Tierblut ernährt - nicht gerade ein Gaumenschmaus für einen Vampir - und gelegentlich Blut von schlafenden Spendern getrunken. Spender sind Menschen, die vom Konsortium dafür bezahlt werden, sich für uns als Nachtimbiss bereitzuhalten. Am besten, man stellt sie sich als wirklich schräge Version von Fastfood vor.
„Du solltest es ihm sagen“, riet ich ihr und klang wie das Echo meiner Tochter. „Es sind nun schon fünfzig Jahre.“
Sie ließ von meinem Handgelenk ab. Die Wunden schlossen sich fast augenblicklich (dank des heilenden Vampirspeichels), und Nefertiti wischte zärtlich die Blutpünktchen weg. „Noch mal fünfzig, und er wird frei sein, so wie er es verdient.“
Ich seufzte. Nachdem sie mich bei ihrem nächtlichen Eindringen fast zu Tode (bildlich gesehen) erschreckt und ich sie daraufhin beinahe mit der Hardcover-Ausgabe von „Krieg und Frieden“ erschlagen hätte, hatte sie mir die ganze Geschichte erzählt und mich um Hilfe angefleht.
Es war so: Vor einem halben Jahrhundert hatte Nefertiti den 50er-Jahre-Filmstar Johnny Angelo verführt. Sie hatte von ihm getrunken und mit ihm geschlafen und ihn somit für die nächsten hundert Jahre an sich gebunden. Dann hatte sie ihn verwandelt, gewissermaßen ohne dass er es mitbekam.
Sexuelle Beziehungen sind für uns Vampire eine sehr ernsthafte Angelegenheit. Wenn wir von einem anderen trinken und mit ihm den Matratzenmambo hinlegen, sind wir für das nächste Jahrhundert an die Person unserer Zuneigung gebunden. Überflüssig zu erwähnen, dass die meisten von uns ihr Sexualleben gut unter Kontrolle haben.
„Ich muss zu meinem Herrchen zurück“, sagte sie sanft. Ihr trauriger Blick traf auf meinen. „Er sagt, er mag Luzifer nicht, aber wenn ich zur
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