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Blutiger Freitag

Blutiger Freitag

Titel: Blutiger Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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1. KAPITEL
    Freitagmorgen, 23. November
    Bloomington, Minnesota
    Mall ofAmerica
    Er tat es schon wieder. Rebecca Cory richtete sich auf und holte tief Luft. Sie würde die Stellung halten – ganz egal, wie oft der Typ sie anrempelte. Die ersten beiden Male hatte sie einfach nicht reagiert. Und ein kurzer Blick nach hinten überzeugte sie, dass das auch diesmal die beste Strategie war. Der Kerl war riesig. Er überragte sie bestimmt um einen drei viertel Meter. Und dann auch noch das krasse Tattoo und diese merkwürdige Kleidung: Armyhosen und ein enges T-Shirt. Kein Mantel. Bei minus sieben Grad und Schnee draußen schon eine merkwürdige Kleiderwahl. Aber in diesem überfüllten Einkaufszentrum vielleicht keine schlechte Lösung.
    Selbst bei flüchtigem Hinsehen war Rebecca der rot-grüne Drache nicht entgangen, der sich auf dem muskulösen Arm des Mannes nach unten schlängelte. Der Schwanz war um den Nacken des Muskelprotzes geschlungen, und der Feuer speiende Kopf kam aus dem Ärmel des T-Shirts hervor. Das Tattoo reichte bis zum Ellenbogen des Typen. Der gleiche Ellenbogen, der ständig zwischen Rebeccas Schulterblättern landete.
    Sie ermahnte sich, Ruhe zu bewahren. Die Warteschlange vor ihr wurde langsam kürzer. Inzwischen konnte Rebecca schon die Theke des Coffeeshops sehen. Es würde nicht mehr lange dauern. Sie versuchte sich auf die Weihnachtsmusik zu konzentrieren, soweit sie über das Geplapper der Leute und die lautstarken Wutanfälle ungeduldiger Kleinkinder überhaupt noch zu hören war.
    „... walkin’ in the winter wonderland.“
    Sie liebte diesen Song. Obwohl die Mall of America ganz bestimmt kein Wintermärchenland war. Der Schweiß tropfte Rebecca den Rücken hinunter. Sie wünschte, sie hätte ihren Mantel bei Dixon und Patrick gelassen. Die beiden waren irgendwo hinter ihr in der überfüllten Cafeteria des Kaufhauses und verteidigten den letzten freien Bistrotisch mit vier Stühlen.
    Rebecca summte das Lied mit. Den Text kannte sie auswendig. Während ihrer langen Fahrt hatten sie ständig Weihnachtslieder gesungen. Von Connecticut nach Minnesota. Einundzwanzig Stunden. Zweitausend Kilometer. Am Leben gehalten durch Red Bull, Kaffee aus dem Automaten und McDonald’s-Produkte.
    Sie war immer noch hundemüde. Obwohl sie nach dem Thanksgiving-Dinner bei Dixons Großeltern gestern alle sofort ins Bett gefallen waren.
    Die Erinnerung erfüllte Rebecca noch immer mit einem warmen Gefühl. Das erste richtige Festtagsmahl seit Jahren. Mit Truthahn, Soße, selbst gemachtem Kartoffelpüree und allen dazugehörigen Beilagen. Der Großvater hatte ein Tischgebet gesprochen. Die Großmutter hatte jedem einen Nachschlag serviert, ob man wollte oder nicht. Dixon hatte es wirklich gut. Familie, Tradition und uneingeschränkte Liebe. Auch wenn ihr eigenes Leben ganz anders aussah, gab der Gedanke daran Rebecca neuen Mut.
    Der Ellenbogen knallte wieder zwischen ihre Schulterblätter.
    Verdammt noch mal!
    Sie widerstand dem Impuls, sich umzudrehen.
    Was, zum Teufel, machte sie hier überhaupt?
    Sie hasste Shoppingcenter, und der Tag nach Thanksgiving war der schlimmste im ganzen Jahr. Die Leute nutzten das lange Wochenende, um wie verrückt einzukaufen. Hatten die alle nichts anderes zu tun? Entnervt sah Rebecca sich um. Natürlich war es mal wieder Dixon gewesen, der sie zu diesem Trip überredet hatte. Er hatte sie damit geködert, dass es ein unvergessliches Abenteuer werden würde.
    Dixons Überredungskünste waren legendär. Und seit ihrer gemeinsamen Kindergartenzeit fiel Rebecca immer wieder darauf herein. Damals hatte ihr Dixon erfolgreich weisgemacht, dass Kleister wie Zuckerwatte schmeckt. Und hatte sie daraus gelernt? Natürlich nicht. Sonst würde sie wohl kaum bei dieser durchgeknallten Aktion heute mitmachen. Typisch Dixon! Aber was konnte man schon von einem erwarten, der voll auf Batman und Robin stand?
    Und der arme Patrick war mit von der Partie, weil er kein Spielverderber sein wollte.
    Patrick.
    Er war eine ganz andere Geschichte. Sie hätte Patricks Verhalten liebenswert finden sollen. Stattdessen hielt sie es für äußerst verdächtig, dass dieser total coole Typ zweitausend Kilometer reiste, um mit ihr und Dixon Thanksgiving zu feiern. Schien ziemlich viel Aufwand zu sein, nur um sie ins Bett zu bekommen.
    Das war unfair.
    Sie wusste, dass er keine Familie in Connecticut hatte, bei der er die Feiertage verbringen konnte. Patricks Mutter lebte in Green Bay und seine Halbschwester in

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