Bronwyn Jameson
denn passiert?“
„Das wissen wir noch nicht. Zwanzig Minuten nach dem Start in Sydney verschwand das Flugzeug von dem Radarschirm.“ Er blickte sie an, dann senkte er den Kopf. „Es tut mir so leid, Kim“, sagte er leise.
Nein. Das konnte nicht sein. Ausgerechnet ihr Vater, der mit all seiner Macht und Energie unsterblich zu sein schien, sollte tot sein? Und sollte seinen größten Triumph nicht mehr miterleben, nämlich seinem ärgsten Konkurrenten dessen Terrain streitig zu machen? „Er wollte doch zur Eröffnung des neuen Juweliergeschäfts in der Queen Street kommen“, sagte sie tonlos.
„Ja. Er hatte eigentlich um halb acht fliegen wollen, aber der Flug verzögerte sich. Er hatte noch im Büro zu tun.“
So war es immer gewesen. Schon in Kimberleys Kindheit hatte er nie Zeit für sie und ihren Bruder gehabt, weil das Geschäft immer vorging. Sie konnte sich nicht erinnern, ihn jemals anders als in einem dreiteiligen Anzug gesehen zu haben. Der Beruf war alles, was ihn interessierte. Diamanten, Verträge und weltweite Publicity, dafür lebte er.
„Als ich dich auf dem Flugplatz sah, umringt von Reportern, Fotografen und TV-Crews, habe ich gedacht, es hätte mit der Geschäftseröffnung zu tun. Du weißt, Vater scheute in dem Punkt vor nichts zurück.“ Das Herz wurde ihr schwer. „Aber sie sind gekommen, weil sie es wussten.“
Während sie ihren letzten Strandspaziergang genoss, sich ein allerletztes Frühstück mit Papayas und Mangos schmecken ließ und später im Flugzeug mit dem jungen Mann flirtete, der neben ihr saß, war ihr Vater … „Und ich hatte keine Ahnung“, stieß sie stockend hervor. Trotz der Entfremdung in den letzten zehn Jahren, trotz all der berechtigten Vorwürfe, die sie dem Vater machte, hatte sie ihn bewundert, vor allem als Kind und Jugendliche. Sie erinnerte sich noch gut, dass ihr Bruder und sie immer um seine Gunst gebuhlt hatten. Er hatte großen Einfluss auf sie gehabt, auf ihre Entscheidungen in Bezug auf ihren Beruf und darauf, was sie für wichtig hielt. Natürlich hatte sie in den letzten Jahren manches in Frage gestellt und war insgesamt kritischer ihm gegenüber geworden, aber er war doch immer noch ihr Vater. „Woher wussten die Reporter denn so gut Bescheid?“
Ric zuckte mit den Achseln. „Über deinen Vater? Keine Ahnung. Und woher sie wussten, mit welchem Flug du kommst, ist mir auch ein Rätsel.“
„Und woher wusstest du es?“
„Ich habe bei dir im Büro angerufen. Aber der Kerl da in deiner Firma, dieser Lionel, wollte mir nicht gleich sagen, wann du ankommst.“ Er hatte kostbare Zeit verloren, bis er die Information endlich aus dem Mann herausgepresst hatte. Und auf der ganzen Fahrt zum Flughafen stand er unter dem Druck, eventuell zu spät zu kommen. Denn die Reporter fanden immer einen Weg, an Informationen heranzukommen. Und wenn Kimberley nun von ihnen erfuhr, dass … Schrecklicher Gedanke!
Es wunderte ihn nicht, dass Lionel so zurückhaltend war. Denn die beiden Unternehmen waren erbitterte Konkurrenten, obgleich die Gründer sogar miteinander verwandt waren. Howard Blackstone und Oliver Hammond waren Schwäger, und der Kampf zwischen beiden Häusern, der nun schon dreißig Jahre dauerte, hatte auch auf die nächste Generation abgefärbt. Dass Kimberley die Position als Assistentin bei ihrem Cousin Matt Hammond angenommen hatte, hatte die Beziehungen nicht gerade verbessert.
„Ich kann verstehen, dass Lionel nicht gleich bereit war, mit der Information herauszurücken“, sagte Kimberley, als habe sie gerade Rics Gedanken gelesen.
Ihre Stimme klang kalt und überheblich, und Ric musste sich zusammennehmen, um nicht heftig zu kontern. Was hatte er erwartet? Sie waren erst zehn Minuten zusammen, und schon waren sie kurz davor, sich zu streiten. Aber so war es immer gewesen. Auch in guten Zeiten hatten beide immer Schwierigkeiten gehabt, ihr Temperament zu zügeln.
Müde lehnte er den Kopf gegen das Polster. Er kannte keine Frau, die schwieriger war als Kimberley. Allerdings auch keine, die ihn mehr reizte und die ihm mehr Freude und Befriedigung schenkte als sie.
Als er telefonisch von der vermissten Maschine hörte, war ihm gleich klar gewesen, dass er nach Auckland fliegen musste. Sosehr ihm auch widerstrebte, ihr diese Nachricht überbringen zu müssen, so sehr freute er sich, dass sie auf diese Weise gezwungen war, nach Sydney zurückzukommen. Sie gehörte zu Blackstone.
Er sah sie an. Sie benutzte immer noch dieses leichte
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