Brown, Dale - Feuerflug
die neuen Codes abzuholen.«
»Verstanden«, sagte der Batteriechef. Das war das übliche Verfahren. Bestimmt flog ein Offizier des unbeschädigten Hubschraubers an Bord dieser Maschine mit, um seine Schlüsselunterlagen in Empfang zu nehmen, denn kein Flugzeug durfte Zillah – erst recht nicht jetzt, wo erhöhte Alarmbereitschaft herrschte – ohne gültigen Transpondercode anfliegen. Der Leutnant, dessen Fla-Lenkwaffenbatterie dreißig Kilometer nordöstlich von Zillah stand, hatte seine Batterie und die beiden benachbarten Batterien bereits vor fünf Minuten vor dem anfliegenden Hubschrauber gewarnt, als dieser auf ihren Radarschirmen aufgetaucht war.
Das für alle Höhen und große Reichweiten geeignete Luftverteidigungssystem S-300, eines der besten Boden-LuftLenkwaffensysteme der Welt, hatte den tief anfliegenden Hubschrauber schon aus neunzig Kilometern Entfernung erfasst, obwohl er sich nur vierhundert Meter über der Wüste befand.
Das sehr leistungsfähige Multifunktionsradar des S-300 konnte Flugzeuge zwischen dreißig und dreißigtausend Metern Höhe aus bis zu dreihundert Kilometern Entfernung erfassen.
Nach Zillah führten nur drei überwachte Einflugstrecken, die zudem täglich wechselten. Alle Flugzeugbesatzungen mussten bestimmte Kontrollpunkte passieren und anschließend den zugewiesenen Kurs halten, bis vom Erdboden aus Sichtkontakt hergestellt war. Zu dem S-300 gehörte auch ein leistungsfähiges Wärmebildgerät zur Zielverfolgung, das normalerweise benutzt wurde, wenn das eigene Radar gestört wurde oder ausgeschaltet war, aber auch zur routinemäßigen Flugzeugidentifizierung diente. Hielt die Maschine ihren Kurs, konnte der Unteroffizier am Wärmebildgerät sie mit seinem IR-Teleskop mühelos erfassen und verfolgen.
Um die Identifizierung aus der Ferne zu erleichtern, trug jedes Flugzeug am Bug und an beiden Rumpfseiten einen reflektierenden Strichcode, der in willkürlichen Abständen gewechselt wurde, meist einmal pro Woche.
Der Batteriechef stand hinter dem Radaroperator und seinem Assistenten und runzelte die Stirn über seine eigenen widersprüchlichen Gedanken.
Während über Funk der Identifizierungscode abgefragt wurde, kontrollierten die beiden Radaroperatoren den Transpondercode, der mit Fahrt, Höhe und Rufzeichen des Ziels auf ihrem Radarschirm erschien. Alles in bester Ordnung. Weshalb war er also so nervös, was diese anfliegende Maschine betraf?
»Luftalarm!«, sagte der Batteriechef plötzlich. Nach einem Blick auf die Uhr machte er einen Vermerk im Diensttagebuch. »Alle Einheiten Feuerbereitschaft herstellen! Dies ist keine Übung!«
Seine Leute drehten sich überrascht zu ihrem Chef um, dann starrten sie sofort wieder auf ihre Anzeigen und Bildschirme und suchten irgendwelche Anzeichen für einen Eindringling, den sie übersehen haben mussten. Aber sie konnten keine entdecken. Trotzdem reagierten sie automatisch: Der Batterieoffizier drückte einen Knopf auf seiner Konsole, der in der gesamten Stellung Luftalarm auslöste; Nachlademannschaften nahmen ihre Positionen ein, um die mobilen Abschussvorrichtungen mit weiteren vier Fla-Lenkwaffen laden zu können; zugleich ging die Warnung vor einem unmittelbar bevorstehenden Angriff an alle Flugzeuge und Luftabwehrstellungen in hundertfünfzig Kilometer Umkreis hinaus.
Der Anruf von der Brigade ließ keine Minute auf sich warten. »Leutnant, was haben Sie?«, fragte der Kommandeur der Luftverteidigungsbrigade.
»Einen anfliegenden Kampfhubschrauber Mi-24, Löwe Sieben, Oberst.«
»Ist er identifiziert?«
»Seine Codes sind fast nicht mehr gültig, aber vorläufig verifiziert.«
»Sonstige Ziele?«
»Nein, Oberst.«
»Wieso haben Sie dann Luftalarm ausgelöst, Leutnant?«
Der Batteriechef schluckte trocken, aber dann antwortete er, ohne zu zögern: »Löwe Sieben hat einen Kettenflieger zurückgelassen, obwohl eine weitere Maschine seiner Kette notlanden musste. Alle unsere Flugzeugbesatzungen wissen, wie wichtig es ist, immer rechtzeitig zum Stützpunkt zurückzukehren, um neue Codes zu erhalten – sie wissen, dass sie dazu verpflichtet sind, außer sie befinden sich im Kampf mit dem Feind.«
Der Brigadekommandeur zögerte. Der Leutnant war ein ehemaliger Unteroffizier, der sich mit Anflug- und Luftabwehrverfahren sehr gut auskannte – zumindest hoffte er, dass der Brigadekommandeur sich daran erinnern würde.
Tatsächlich gab es nur eine Begründung für diesen Alarm, den der Brigadekommandeur im nächsten
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