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Brown, Dale - Phantomjäger

Titel: Brown, Dale - Phantomjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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zu, General Grislow!«, sagte Patrick, aber die Verbindung war bereits abgebrochen.
    Im Oval Office herrschte zunächst sekundenlang betroffenes Schweigen. Keiner der Anwesenden hatte jemals solche offenen, unverschämten Drohungen in einem offiziellen Telefongespräch mit dem Repräsentanten eines anderen Staats gehört. Schließlich ergriff Vizepräsident Busick das Wort. »Mr. President«, sagte er, »ich denke, wir sollten noch mal darüber reden, ob wir den Russen wirklich Entschädigungen ...«
    »Der Luftangriff auf den Stützpunkt Friedrich Engels war nicht genehmigt«, stellte der Präsident fest. »General McLanahan könnte Weisungen von Verteidigungsminister Goff missverstanden haben, aber das glaube ich nicht. Ich denke, dass der Angriff auf Engels ein bewusst geplanter Überraschungsschlag war, der unabhängig von seinem Ergebnis nicht genehmigt war. Deshalb sind wir moralisch verpflichtet, den Russen Schadenersatz zu leisten.«
    »Den Teufel sind wir, Mr. President!«, rief Busick erregt. »Wir sind ihnen überhaupt nichts schuldig! Sie haben selbst mit allem angefangen – wir haben es nur zu Ende gebracht. Der General hat vielleicht etwas zu früh losgeschlagen, aber er hat nicht mehr getan als das, was seiner Meinung nach zum Schutz unserer Leute dort draußen notwendig war.«
    »Sehen Sie das auch so, General?«, fragte Thorn.
    Patrick betrachtete erst den Präsidenten, dann Martindale und dann wieder Thomas Thorn. »Nein, Sir, das war kein Missverständnis«, antwortete er. Busick und Martindale schlossen frustriert die Augen, und auch Robert Goff schüttelte traurig den Kopf. »Verteidigungsminister Goff hat mir den direkten Befehl erteilt, meine Truppen aus Turkmenistan abzuziehen, sobald Miss Hershel und ihre Delegation in Sicherheit waren. Meine Bodentruppen waren nur fünfzehn Meilen von der usbekischen Grenze entfernt – sie hätten vor oder nach dem Angriff auf Tschardschu ohne weiteres abgezogen werden können. Stattdessen habe ich sie an Ort und Stelle gelassen und einen Luftangriff auf den Stützpunkt Engels vorbereitet.«
    »Weil Sie wussten, dass Grislow weitere Angriffe gegen Sie plante?«
    »Ja, Sir, aber vor allem, weil ich Grislow vernichtend treffen wollte«, gab Patrick zu. »Ich wollte seine Bomber am Boden zerstören. Ich wollte ins Herz von Grislows Bomberflotte treffen. Ich hatte die nötigen Waffen und die Gelegenheit dazu, deshalb habe ich sie genutzt.«
    Thorn starrte seine Berater der Reihe nach aufgebracht an, dann sagte er: »Genau deswegen zahlen wir Entschädigungen an die Russen, Leute. Amerika wird gelegentlich vorgeworfen, es setze seine Interessen mit Brachialgewalt durch, aber wenn wir solchen Mist bauen, sollten wir wenigstens den Mut haben, uns dazu zu bekennen und die angerichteten Schäden zu ersetzen.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Danke, das war’s für heute, Gentlemen.«
    Kevin Martindale baute sich vor Thomas Thorn auf, sah ihm ins Gesicht, schüttelte den Kopf und meinte spöttisch: »Sie werden im Herbst leicht zu schlagen sein, Mr. President.« Er wandte sich an McLanahan und sagte so laut, dass alle es hören konnten: »Lassen Sie sich nicht von ihm entmutigen, Patrick. Grislow hat Recht – aber dabei muss es nicht bleiben. Kämpfen Sie weiter, wie nur Sie zu kämpfen verstehen.«
    Schließlich blieben nur noch Thorn und McLanahan im Oval Office zurück. Thorn sah den Zweisternegeneral an. »Auch Sie können gehen, General«, sagte er. Patrick schien etwas sagen zu wollen, aber Thorn hob eine Hand. »Sagen Sie nichts, General – ich weiß, dass es ohnehin nicht Ihr Ernst wäre. Gehen Sie einfach. Fliegen Sie heim und umarmen Sie Ihren Jungen. Fahren Sie mit ihm an den Strand. Was mit Ihnen geschehen soll, entscheide ich später.«
    Patrick verließ das Weiße Haus und ging zum Tor am Westflügel. Als er darauf wartete, passieren zu dürfen, hörte er hinter sich ein Auto hupen. Maureen Hershel ließ das hintere Fenster ihrer Limousine herunter. »Kann ich Sie irgendwohin mitnehmen, General?«, fragte sie.
    McLanahan sah sie an, dann richtete er sich auf, blickte zum Oval Office hinüber ... und stellte zu seiner Überraschung fest, dass Thorn seinen Blick durchs Fenster erwiderte. Der Präsident hatte den Telefonhörer am Ohr, aber er beobachtete ihn trotzdem aufmerksam. Patrick holte tief Luft; er war durcheinander und leicht verunsichert.
    »Na los, kommen Sie, General«, sagte Maureen. »Ich könnte gerade einen Drink brauchen –

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