Bruce Cincinnaty - Genie der Nanozyten (German Edition)
für eine Entscheidung grübeln. Entscheidungen sollen innerhalb kurzer Atemzüge getroffen werden, wie wenn Regentropfen auf den Boden fallen. Feind und Freund, dass kann jeder sein. Urteile nicht zu früh, und warte, bis du in der Nähe bist.
Das war die Geschichte, die der Sensei Ryan am ersten Tag seiner langjährigen Lehre mit auf den Lebensweg gab. Geduld, Ausdauer und Selbstdisziplin seien die entscheidenden Merkmale eines Samurai. Er sollte sich die Kunst des ausdauernden Herzens aneignen und ein Herz rein wie ein Kristall besitzen.
Der Ehrenkodex der Samurai mit den sieben Tugenden wie Aufrichtigkeit, Mut, Güte, Höflichkeit, Wahrheit, Ehre und Loyalität sollten Ryans schon ehrlichen Charakter festigen. Das war auch der Grund, weshalb Ryan so viel Schmerz spürte, den Gedanken mit sich tragen zu müssen, dass Bruce und Leila in Gefahr waren. Er nippte an seinem Scotch und schaute aus dem Fenster. Glasklare Himmelsaussichten mit schneeweißen Wolken spiegelten sich in seinen Augen. Nun war es an der Zeit zu planen und bei der Rettung von Bruce und Leila die kleinsten Details oder Fehlschritte in Gedankengängen zu berücksichtigen. In wenigen Studen würden sie den Luftraum in Tokio betreten. Ryan konnte sich alles in Bildern vor seinen Augen vorstellen. Er zog seinen linken Kaschmirärmel nach hinten und spähte auf seine Glashütte.
Die Platinzeiger richteten sich auf 16:25. Die Wettervorhersage beschrieb das Wetter mit 11 Grad und einem Wind von 32km/h zum morgigen Zeitpunkt. Weitere vier Minuten später würden sie in der Nähe vom Sanjii Ikkyu Tower sein. Ryan streckte seine Arme in die Luft. Da sie keine Zeit zum Landen auf einem Flughafen hätten, müssten Chaka, Khaliq und Ryan vom Flugzeug springen. Autopilot müsste so eingestellt werden, dass der Flieger in den Pazifischen Ozean fliegt. Ryan atmete tief Luft ein. Des Weiteren müsste eine selbstzündende Bombe im Flugzeug so eingestellt werden, dass dieser über dem Pazifischen Ozean den Jet in tausend Stücke zerreißt. Das könnte man durch einen Triebwerksfehler erklären, urteilte Ryan. Da sie mit schwerer Ausrüstung Richtung Boden schnellen würden, wäre ein weicher Untergrund zum Landen wie Gras empfehlenswert. Genau da käme sein Freund Eduard Scheidt ins Spiel. Ryan ballte die Faust. Es wählte.
„Ryan! Ich habe auf deinen Anruf gewartet.“
„Eduard. Bist Du schon auf dem Weg?“
„Ja. Wo sollen wir hin?“
„Finde eine weiche Stelle Nähe Sanjii Ikkyu Tower zum Landen und schick mir die GPS Daten. Wartet dort auf uns.“
„Geht klar.“
„Wie viel Mann hast du dabei?“
„Drei?“
„Ok.“
„Was machen wir eigentlich?“
„Jemanden retten ...“
„Du weißt, ich bin für dich da. Egal was ...“
„Eduard.“
„Ja?“
„Danke.“
Ryan legte auf. Sehr gut. Eduard würde mit seinem Team dort auf sie warten.
Kapitel 31
Bombenwarnung
Hoheitsgebiet Japan
01.04.2024 – 17:00
Den ganzen Flug über hatte der junge Financier kein Auge zugedrückt. Er meditierte mit offenen Augen. Eine Perfektion der Disziplin, die nur die wenigsten Krieger durchzuführen vermochten. Seine Augen glühten lavarot, da selbst die Nanozyten trotz exzellenter Energieversorgung den Flüssigkeitstransport der Augenlider nicht nachbilden konnten. Zumindest noch nicht im Jahre 2024, am Anfang von Cincinnatys weltbewegenden Erfindungen. Eine halbe Stunde vor Ankunft nahe den GPS Daten Eduard Scheidts leuchteten kleine Punkte an seinem linken Finger.
Ein animierter Wecker erschien in seinem Sichtfeld bis Ryan es über seine Gedanken deaktivierte. Er streckte sich. Erst jetzt bemerkte er, dass er sich stundenlang nicht bewegt hatte. Sein Kopf war vollgestopft mit Berechnungen von der Ankunft bis hin zu diversen Exit-Strategien. Er hielt seinen Tachi mittig in der rechten Hand und ballte seine linke Faust. Nun wählte er die zuvor über das Internet herausgefundene Rufnummer der Sicherheitsfirma BSP Security von Sanjii Ikkyu Tower. Während er wählte, fragte sich Ryan wann er das letzte Mal sein Können als Samurai beweisen konnte. Es war schon zu lange her. Zu lange. Ryan säuselte leise vor sich hin.
„Null. Null. Acht. Eins. Zwei. Sieben ...“ während er die neunstellige Nummer der Zentrale von BGF Securities auf seine linke Hand tippte. Anfangs plante er den Chef dieser Firma zu kontaktieren. Diesen Gedankengang verwarf er jedoch schnell, da sein Vorhaben glaubwürdiger erscheinen würde, wenn er sein Problem jemand Normalem
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