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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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zusammen und legten los. »So haben wir tanzen gelernt«, erzählt sie. »Ich weiß, das klingt verrückt, aber so war es.« Adeles Sohn lacht laut auf, als er sich diese Szene in Gedanken ausmalt. »Sie gingen auf diese Tanzveranstaltungen, wo auch die Soldaten hinkamen, die Heimaturlaub hatten, und sie tanzten, tanzten, tanzten«, sagt Bruce. »Für sie lief alles prima.«
    Dora und Eda hielten nach der Trennung ihrer Eltern demonstrativ zu ihrer Mutter, während Adele sich unparteiisch gab. Sie war ihrem Vater aber immerhin noch so sehr zugetan, dass sie seiner Bitte nachkam, zusammen mit seiner neuen Lebensgefährtin, seiner ehemaligen Sekretärin, die achtzig Meilen weite Fahrt nach Ossining, New York, auf sich zu nehmen, um ihn in dem berühmt-berüchtigten Staatsgefängnis Sing Sing zu besuchen. Als Dora Wind davon bekam, schaltete sie das Bezirksgericht von Monmouth ein, um diesen Besuchen einen Riegel vorzuschieben. Trotzdem gelang es Anthony, seine Jüngste zu einem weiteren Besuch mit seiner Geliebten zu überreden. Da erwirkte Dora eine entsprechende gerichtliche Verfügung, die ihr das bei Androhung von Strafe untersagte. »Das war idiotisch, ich war damals ja noch ein Kind!«, sagt Adele. Das muss sie doch sicher sehr gekränkt haben. »Nein. Ich konnte nur einfach nicht mehr hinfahren, das war’s«, sagt Adele. Ihre Tochter Ginny widerspricht ihr: »Doch, sie hat das nie verwunden«, erklärt sie. Und Adele gibt zu: »Das Schreiben vom Gericht habe ich bis heute aufbewahrt.«
    Sie tanzten trotzdem weiter. Und auch als die Zerilli-Schwestern erwachsen wurden, arbeiten gingen und heirateten, schwere Stunden und sogar Tragödien durchstehen mussten, munterte die Musik sie immer wieder auf, brachte sie wieder auf die Beine und riss sie mit. »Das ist bis heute so geblieben«, sagt Bruce. »Schau dir nur diese drei Mädels an. Tanzen war stets ein wichtiger Teil ihres Lebens. Und das ist es noch immer.«
    Fünf Monate nach Bruce’ Geburt wurde Adele erneut schwanger. Und als Anfang 1951 das zweite Kind geboren wurde – ein Mädchen, das sie zu Ehren von Dougs verstorbener Schwester Virginia nannten –, mussten Doug und Adele bald einsehen, dass ihre bescheidene Wohnung für die größer werdende Familie zu klein wurde. Da sie sich keine größere leisten konnten, blieb ihnen keine andere Wahl, als in die Randolph Street zu ziehen und sich dort zwischen Bauteilen zerlegter alter Radios, die Fred in der Küche lagerte, und klapprigen Möbeln einzurichten. Alice war überglücklich, den kleinen Bruce bei sich im Haus zu haben. Seine Schwester hingegen nahm sie kaum wahr. »Es war alles andere als einfach für sie, aber was wusste ich schon? Ich war noch so jung«, sagt Adele. »Ich dachte, sie Virginia zu nennen, ist das Beste, was ich tun kann, aber das war es nicht.« Ganz abgesehen davon hatten Alice und Fred ihr Lieblingsenkelchen ohnehin längst gefunden. »Bruce ging ihnen über alles, ihm sahen sie wirklich alles nach.«
    Von dem Tag an, als die Familie bei ihnen einzog, umhegte und pflegte Alice den Jungen. Sie wusch und bügelte seine Wäsche und legte ihm jeden Morgen die Sachen, die er anziehen sollte, auf sein frisch gemachtes Bettchen. Tagsüber, wenn Adele und Doug nicht da waren, fütterten Alice und Fred den Kleinen und hielten ihn unentwegt bei Laune; sie waren stets in seiner Nähe. Ginny hingegen durfte sich glücklich schätzen, wenn ihr mehr Beachtung geschenkt wurde als nur ein kurzer prüfender Blick. Frustriert vom offenkundigen Desinteresse ihrer Großeltern suchte sich die Zweijährige bald andere Personen, bei denen sie den Tag verbrachte. Adele: »Sie wollte partout nicht bei ihnen bleiben, also tat sie es nicht.«
    »Ich war gefangen in der Rolle, die sie mir zugedacht hatten, nämlich ihr verstorbenes Kind zu ersetzen«, sagt Bruce. »Daraus entwickelte sich eine ziemlich komplizierte Art der Zuneigung, die ich nicht völlig erwidern konnte. Die Bedeutung, die wir [Ginny und Bruce] für sie hatten, war eine ungeheure Bürde. Und das wurde schließlich für alle zu einem Problem.« Wegen der ungeteilten Aufmerksamkeit, die sie ihm schenkten, sah Bruce bald in seinen Großeltern – und nicht in seinen Eltern – seine wichtigsten Bezugspersonen. »Das war emotionaler Inzest, und die Rolle der Eltern wurde infrage gestellt. Für ein kleines Kind war das sehr verwirrend, ich verlor die Orientierung. Man buhlte von zwei Seiten um mich. Und dann waren wir an einem Punkt angekommen,

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