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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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ein feiger Knecht?«
    »Nein, Euer Gnaden, keineswegs!« sagte Courcelle bedauernd.
    »Wir haben die Burg gründlich durchsucht, von den Kellern bis zu den Zinnen, das kann ich Euch versichern. Aber FitzAlan ist nirgends zu finden! Gebt uns ein wenig Zeit, und wir werden herausfinden, wann sie geflohen sind, auf welchem Weg, und welche Pläne sie verfolgen.«
    »Sie?« rief Stephen aufgebracht.
    »Adeney ist mit ihm entkommen. Es tut mir leid, Euer Gnaden diese Nachricht bringen zu müssen, aber das ist die reine Wahrheit. Nur Hesdin haben wir gefangen. Er ist verwundet, wenn auch nicht schwer, er hat kaum mehr als einen Kratzer abbekommen. Sicherheitshalber habe ich ihn in Eisen legen lassen, aber ich glaube, von der Dreistigkeit, die er gestern noch besaß, ist nichts mehr vorhanden.«
    »Bringt ihn her«, befahl der König. Die Tatsache, daß zwei seiner größten Feinde ihm entkommen waren, hatte ihn erneut in Wut versetzt. Stark humpelnd, mit Blut, Staub und Ruß verschmiert und mit schweren Ketten an Händen und Füßen, wurde der Gefangene vorgeführt. Arnulf von Hesdin war ein stattlicher Mann von fast sechzig Jahren. Zwei flämische Söldner warfen ihn vor dem König auf die Knie. Sein Gesicht war unbewegt, aber immer noch trotzig.
    »Seid Ihr nun gezähmt?« fragte der König triumphierend. »Wo ist jetzt Eure Unverschämtheit? Vor ein, zwei Tagen noch hattet Ihr eine Menge zu sagen. Seid Ihr nun still? Oder habt Ihr genug Vernunft, jetzt eine andere Sprache zu sprechen?«
    »Euer Gnaden«, sagte Hesdin, und es war ihm anzumerken, wie verhaßt ihm diese Worte waren, »Ihr seid der Sieger, und ich bin Euch ausgeliefert. Ich liege zu Euren Füßen, aber ich habe fair gekämpft und darf eine ehrenhafte Behandlung erwarten. Ihr braucht Geld, und wenn Ihr ein Lösegeld fordert, wie es eines Grafen angemessen ist, so bin ich in der Lage, es zu zahlen.«
    »Es ist zu spät, an meine Großherzigkeit zu appellieren. Ich habe geschworen, daß Ihr für Eure Beleidigungen mit dem Leben bezahlen sollt. Das Lösegeld eines Grafen kann Euch nicht freikaufen. Soll ich Euch meinen Preis nennen? Wo ist FitzAlan? Wo ist Adeney? Sagt mir, auf der Stelle, wo ich der beiden habhaft werden kann, und betet, daß es mir gelingt, und ich könnte – könnte! – in Erwägung ziehen, Euch Euer erbärmliches Leben zu schenken.«
    Hesdin hob den Kopf und sah dem König in die Augen. »Ich finde Euren Preis zu hoch«, sagte er. »Was meine Kameraden angeht, so sage ich Euch nur eines: Sie sind erst geflohen, als die Lage aussichtslos war. Und mehr werdet Ihr von mir nicht erfahren.«
    »Das werden wir schon sehen!« schrie der König wutentbrannt.
    »Schafft ihn fort, Adam, und übergebt ihn Ten Heyt. Soll der sich an ihm versuchen. Bis zwei Uhr habt Ihr Zeit, Hesdin, uns alles zu erzählen, oder Ihr werdet an den Zinnen aufgeknüpft.
    Schafft ihn mir aus den Augen!«
    Sie zerrten ihn fort. Nachdenklich sah Stephen ihm nach. Dann wandte er sich an Prestcote. »Glaubt Ihr ihm, was er sagte?
    Daß sie erst flohen, als die Lage aussichtslos war? Dann müssen sie sich noch immer in der Stadt verbergen. Findet sie!«
    »Über die Brücken sind sie nicht entkommen«, sagte Prestcote.
    »Es gibt nur einen anderen Ausweg, nämlich durch das Flußtor.
    Ich glaube kaum, daß sie den Severn durchschwommen haben können, ohne gesehen worden zu sein, und ich bin sicher, daß sie kein Boot hatten. Ja, sehr wahrscheinlich verstecken sie sich in der Stadt.«
    »Dann durchsucht sie! Ich verbiete jede Plünderung, bevor sie nicht gefangen sind.«
    Während Ten Heyt und seine flämischen Söldner die Männer zusammentrieben, die man mit der Waffe in der Hand gefangengenommen hatte, marschierte Courcelle mit den restlichen Soldaten des Königs in die Stadt ein, besetzte die beiden Brücken und begann mit der Durchsuchung eines jeden Hauses und Geschäftes innerhalb der Mauern. Der König zog sich mit seiner Leibgarde ins Lager zurück und wartete auf Nachrichten von den beiden Flüchtlingen. Es war nach zwei Uhr, als Courcelle ihm Bericht erstattete.
    »Euer Gnaden«, sagte er, »ich kann Euch keine Erfolgsmeldung bringen. Wir haben alle Straßen abgesucht, die Vorsteher und alle Kaufleute der Stadt sind verhört und alle Häuser durchsucht worden. Es ist keine große Siedlung, und ich verstehe nicht, wie sie ungesehen entkommen konnten, es sei denn, durch ein Wunder. Ich habe eine Patrouille ausgesandt, für den Fall, daß sie den Fluß durchschwommen und

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