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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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sein...«
    »Gott bewahre!« riefen sie beide wie aus einem Munde.
    Aufgrund der Durchsuchungen wußten sie, daß weder FitzAlan noch Adeney tot oder gefangengenommen waren. Sie konnten zwar noch nicht sicher sein, daß die beiden Gegner des Königs sich jetzt in Sicherheit befanden, aber sie wären bereit gewesen, ihr Leben dafür hinzugeben. Er wußte jetzt also, daß er, der Verräter, von ihnen nichts in Erfahrung bringen würde.
    Jedenfalls nicht auf dem direkten Wege.
    „Es tut mir leid«, sagte Edric Flesher ernst, »daß ich Euch keinen besseren Trost bieten kann, aber so ist es nun einmal.
    Wenigstens ist Godith bis jetzt noch nicht in die Hände der Feinde gefallen, und wir beten zu Gott, daß das nie geschehen wird.« Damit konnte ebensogut er selber gemeint sein, dachte Beringar.
    „Dann werde ich jetzt gehen und versuchen, woanders etwas in Erfahrung zu bringen«, sagte er entmutigt. »Ich will euch nicht weiter in Gefahr bringen. Petronilla, sieh nach, ob die Straße frei ist.« Sie tat es bereitwillig und sagte, es sei niemand zu sehen. Beringar drückte ihr und ihrem Mann die Hand und trat durch die halbgeöffnete Tür, die hinter ihm sofort wieder verriegelt wurde. Nicht zu geräuschvoll, da er ja angeblich heimlich gekommen war, aber doch hörbar, ging er mit hastigen Schritten die Straße hinunter bis zur Ecke des Hauses. Dort kehrte er um, schlich auf Zehenspitzen zurück und legte sein Ohr an die Tür.
    »Seine Braut will er fangen!« hörte er Petronilla verächtlich sagen. »Ja, und einen schönen Batzen Geld würde er für sie zahlen! Sie ist ein guter Lockvogel für ihren Vater, wenn nicht sogar für FitzAlan. Er muß sich jetzt mit Stephen gutstellen, und da kommt ihm mein Mädchen gerade recht.«
    »Vielleicht urteilen wir zu hart über ihn«, wandte Edric ein.
    »Vielleicht will er sie wirklich nur in Sicherheit bringen. Aber ich gebe zu, daß es besser ist, vorsichtig zu sein. Wir werden ihm bei der Suche nicht helfen.«
    »Gott sei Dank«, sagte sie heftig, »kann er nicht wissen, daß ich mein Lämmchen an einem Ort versteckt habe, wo jeder vernünftige Mann es am wenigsten suchen wird!« Sie lachte in sich hinein. »Später, wenn man nicht mehr nach ihr sucht, werden wir sie dort abholen. Jetzt bete ich, daß ihr Vater schon weit weg ist, und daß er schnelle Pferde hat. Und daß den beiden Männern in Frankwell, die mit dem Schatz des Grafen heute nacht nach Westen reiten, nichts zustößt. Mögen sie unversehrt die Normandie erreichen und der Kaiserin – Gott segne sie! – gut dienen.«
    »Sei still!« sagte Edric warnend. »Auch wenn die Türen verschlossen sind...«
    Sie gingen in ein anderes Zimmer; eine Tür fiel ins Schloß.
    Hugh Beringar verließ seinen Lauschposten und ging ruhig den langen, steilen Hügel hinunter bis zum Stadttor und der Brücke.
    Leise und zufrieden pfiff er vor sich hin.
    Er hatte mehr erfahren, als er gehofft hatte. Man wollte also nicht nur FitzAlan selbst, sondern auch seinen Schatz nach Wales schmuggeln, und zwar noch heute nacht! Und den hatte man, womit niemand gerechnet hatte, aus der Stadt und in diese kleine Siedlung Frankwell gebracht. So mußten keine Tore passiert, keine Brücken überquert werden. Und Godith... nun, er hatte schon eine Idee, wo sie versteckt sein könnte. Mit dem Mädchen und dem Geld, überlegte er, könnte man sich die Gunst weit weniger bestechlicher Männer als König Stephens erkaufen!
    In dem Schuppen, der im Kräutergarten stand, war Godith damit beschäftigt, Pflanzenauszüge und Mixturen herzustellen, wie Cadfael es ihr gezeigt hatte. Es war eine Stunde vor der Vesper. Sie machte sich Sorgen, und ihre Gedanken schwankten zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Ihr Gesicht war verschmiert, weil sie die Tränen mit ihren schmutzigen Händen weggewischt hatte, und tiefe Ringe unter den Augen verrieten ihren Kummer und Schmerz. Obwohl sie versuchte, sie zurückzuhalten, liefen ihr zwei Tränen über die Wangen, und da sie keine Hand frei hatte, sie aufzufangen, fielen sie in einen Extrakt, der gar nicht verdünnt werden sollte. Sie stieß einen Fluch aus, den sie als kleines Mädchen im Falkenhaus gelernt hatte, als die Falkner einen Freund von ihr in die Lehre genommen hatten, der recht unachtsam und nachlässig war.
    „Du solltest sie lieber segnen«, hörte sie Bruder Cadfaels sanfte, beruhigende Stimme hinter sich. „Das wird die beste Augensalbe, die ich je hergestellt habe. Ich bin sicher, das war Gottes Werk.«

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