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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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die andere Seite bei der Klostersiedlung erreicht haben.
    Aber ich habe wenig Hoffnung. Und Hesdin schweigt noch immer beharrlich, obwohl Ten Heyt sein Bestes getan hat. Wir werden nichts von ihm erfahren. Er kennt die Strafe, und Drohungen beeindrucken ihn nicht.«
    »Er soll bekommen, was ich ihm versprochen habe«, sagte Stephen entschlossen. »Und die übrigen? Wie viele wurden gefangengenommen?«
    »Dreiundneunzig, außer Hesdin.« Courcelle sah den König an.
    Der war zwar wütend und verbittert, aber sein Zorn verrauchte schnell. »Euer Gnaden, wenn Ihr jetzt Gnade walten laßt, wird Euch das als Schwäche ausgelegt werden«, sagte er mit Nachdruck.
    »Dann hängt sie!« sagte Stephen.
    »Alle?«
    »Alle! Und zwar sofort. Schafft sie noch heute aus dieser Welt!«
    Das grausige Werk der Hinrichtung überließ man den Flamen.
    Dazu waren Söldner schließlich da. Den ganzen Tag waren sie damit beschäftigt, und hatten daher gar keine Gelegenheit, die Häuser der Stadt zu plündern. Dieser kleine Aufschub ermöglichte es den Gilden und Gemeindevorstehern, in aller Eile eine Delegation aufzustellen, die den König ihrer Loyalität versichern sollte.
    Prestcote übernahm die Burg und befahl, mit den Aufräumungsarbeiten zu beginnen, während Ten Heyt und seine Männer die Soldaten der alten Burgbesatzung an den Zinnen aufhängten. Arnulf von Hesdin starb als erster. Der zweite war ein junger Edelmann, der den Rang eines Unterführers gehabt hatte; er hatte verzweifelte Todesangst.
    Als man ihn aus der Gruppe der Gefangenen herauszerrte, wehrte er sich wie wild und schrie, man habe ihm versprochen, sein Leben zu schonen. Aber die flämischen Söldner verstanden nur wenig Englisch und waren höchst unbeeindruckt von seinem Flehen, und schließlich wurde es durch die Schlinge um seinen Hals erstickt.
    Adam Courcelle machte kein Hehl daraus, daß er nur zu froh war, der Hinrichtung nicht beiwohnen zu müssen, und sich statt dessen um die Fortsetzung der Suche in der Stadt und ihrer näheren Umgebung auf der anderen Seite des Flusses kümmern zu können. Er fand jedoch keine Spur von William FitzAlan oder Fulke Adeney.
    Vom Beginn des Angriffs im frühen Morgen bis in die späte Nacht hinein, als die Hinrichtung endlich beendet war, lastete eine bedrückte, ängstliche Stille über dem Kloster. Es gab Gerüchte zuhauf, und obwohl niemand wußte, was wirklich geschah, ahnte jeder, daß es schrecklich sein mußte.
    Mechanisch gingen die Mönche ihrer Arbeit nach; der genau geregelte Tagesablauf wurde beibehalten, denn nur mit Hilfe dieser Stütze war das Leben zu ertragen, ließen sich Krieg, Katastrophen oder Tod vergessen. Zur Messe nach der Bibellesung erschien Aline Siward in Begleitung ihrer Zofe Constance. Sie war bleich und ängstlich, aber gefaßt. Und vielleicht ihretwegen nahm auch Hugh Beringar am Gottesdienst teil, denn er hatte sie das Haus in der Nähe der Hauptmühle des Klosters, das man ihr zugewiesen hatte, verlassen sehen. Während der Messe schenkte er ihrem sorgenvollen, kindlichen Gesicht unter dem weißen Trauerschleier wesentlich mehr Aufmerksamkeit als den Worten des Priesters.
    Nach der Messe folgte Beringar ihr, bis sie wieder das Haus betrat. Er hatte nicht vor, sie einzuholen oder anzusprechen – noch nicht. Als sie im Haus verschwunden war, ließ er seine Gefolgsleute zurück und ging durch die Klostersiedlung bis zur Brücke. Sie war teilweise immer noch hochgezogen, so daß niemand die Stadt verlassen oder betreten konnte, aber der Schlachtenlärm zu seiner Rechten, wo die Burg hinter einem Schleier von Rauch lag, ebbte langsam ab. Es würde wohl noch dauern, bevor er mit der Suche nach seiner Braut beginnen konnte. Wenn er die Zeichen richtig deutete, würde die Brücke innerhalb der nächsten Stunde heruntergelassen werden.
    Genug Zeit also, um in Ruhe zu Mittag zu essen. Es war keine Eile geboten.
    Wie überall sonst schwirrten auch im Gästehaus die Gerüchte hin und her. Die allgemeine Meinung war, daß die Burg mit Sicherheit gefallen sei, und daß man teuer dafür bezahlen müsse. Es würde ratsam sein, sich von nun an nach König Stephens Anordnungen zu richten, denn er war hier, und siegreich dazu, und die Kaiserin Maud, wie legitim ihr Anspruch auch sein mochte, war weit weg in der Normandie und konnte unmöglich wirksamen Schutz gewähren. Man munkelte auch, daß FitzAlan und Adeney im letzten Moment aus der Falle entkommen waren. Für diese Schicksalswendung sprachen viele ein

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