Bruder des Schwertes
funkelten vor Juwelen. Heath ging zwischen ihnen hindurch, und sie packten ihn und hielten ihn fest. Brocas Haß auf den Erdmenschen hatte sich auch auf seine Geschöpfe übertragen.
Heath versuchte, sich loszureißen, doch gegen ihre übermenschliche Stärke war er machtlos. Sie schleppten ihn phantastische Korridore entlang, über Flure aus Perlmutt, Kristall und Edelmetallen. An den Wänden reihten sich offene Truhen, gefüllt mit jeder Art von Schätzen, die ein Barbar sich vorstellen kann. Sklaven gingen lautlosen Schrittes ihren Aufgaben nach, und die Luft war schwer von Wohlgerüchen und Gewürzen. Wie seltsam es war, dachte Heath durch die Hallen des Traumes eines anderen Menschen zu gehen.
Man brachte ihn in einen riesigen Saal, wo ein großes Gelage abgehalten wurde. Es gab Harfenspieler und Sänger, Tanzmädchen und Mengen von Sklaven, sowie Ringkämpfer und Männer, die Schwertertänze vollführten. Die Männer und Frauen an den langen Tischen sahen aus wie Häuptlinge und Häuptlingsfrauen, doch sie trugen einfache Lederkleidung und schmucklose Tuniken, so daß Brocas Wachen und selbst seine Sklaven prächtiger gekleidet waren als sie.
Über dem Lärm und Trubel saß Broca. Sein Thron war wie ein silberner Drache geformt, dessen Flügel weit ausgebreitet waren. Er trug einen prachtvollen Harnisch, und ein geschliffener Diamant, wie ihn nur ein Hochkönig tragen durfte, hing zwischen seinen Brauen. Er trank Wein aus einem goldenen Kelch und blickte auf das Festgelage hinab. In seinen Augen stand nicht das winzigste Flackern von Menschlichkeit. Gott oder Dämon – ein Mensch war Broca nicht mehr.
Alor saß neben ihm. Sie trug die Roben einer Königin, doch sie verbarg ihr Gesicht in den Händen, und ihr Körper war still wie der Tod.
Heaths Schrei übertönte den Lärm des Festes. Broca sprang auf, und abrupt trat Schweigen ein. Jeder, Wachen, Häuptlinge und Sklaven, wandte sich und blickte Heath an, als er auf den Thron zugeführt wurde – und alle haßten ihn, wie Broca ihn haßte.
Alor hob den Kopf und sah ihm in die Augen. Und sie fragte ihn mit seinen eigenen Worten: »Bist du wirklich David oder nur ein Trugbild meiner Gedanken?«
»Ich bin David«, antwortete er und war froh, daß er sein Paradies zerstört hatte.
Brocas irrer Blick war auf Heath gerichtet. »Ich hätte nicht geglaubt, daß du die Kraft gehabt hättest«, sagte er, und dann lachte er. »Aber du bist kein Gott. Du stehst hier hilflos und als Gefangener.«
Heath wußte, daß er Broca mit seinen eigenen Mitteln bekämpfen konnte, aber er wagte es nicht. Eine einzige Kostprobe jener Ekstase war ihm fast zum Verhängnis geworden. Wenn er es noch einmal versuchte, dann mußte er damit rechnen, daß der Barbar und er ihre Schattenarmeen gegeneinanderschleudern würden, solange sie lebten, und am Ende würde er ebenso wahnsinnig wie Broca sein.
Er blickte um sich auf die feindseligen Geschöpfe, die körperlich und real genug waren, um ihn auf Brocas Wort hin zu töten. Dann sagte er zu Alor: »Möchtest du hierbleiben?«
»Ich möchte mit dir aus dem Mondfeuer fortgehen, David, wenn das möglich ist. Andernfalls will ich lieber sterben.«
Das Gift hatte sie noch nicht berührt. Sie war ohne Machtrausch gekommen. Obwohl sie im Mondfeuer gebadet hatte, war ihr Geist noch frei.
Heath wandte sich an Broca: »Du siehst, sie ist deiner nicht wert.«
Brocas Gesicht war dunkel vor Wut. Er nahm Alor zwischen seine großen Hände und sprach: »Du wirst bei mir bleiben. Du bist ein Teil von mir. Hör zu, Alor, es gibt nichts, was ich dir nicht geben kann. Ich werde andere Burgen bauen, andere Stämme erschaffen, und ich werde sie unterwerfen und dir zu Füßen legen. Wir beide zusammen, Alor, werden als Gott und Göttin in Herrlichkeit regieren.«
»Ich bin keine Göttin«, erwiderte Alor. »Laß mich gehen.«
»Eher bringe ich dich um.« Sein Blick senkte sich zu Heath hinab. »Lieber bringe ich euch beide um.«
»Beugen sich die hohen Götter herab, um Ameisen und Würmer zu zertreten?« gab Heath zu bedenken. »Wir verdienen solche Ehre nicht, sie und ich. Wir sind schwach, und selbst das Mondfeuer kann uns keine Kraft geben.«
Er sah das Aufflackern eines Gedankens in Brocas Gesicht und fuhr fort: »Du bist doch allmächtig. Es gibt nichts, was du nicht kannst. Warum belastest du dich mit einer Partnerin, die zu schwach ist, dich zu verehren? Schaffe dir eine neue Alor, Broca! Schaffe dir eine Göttin, die deiner wert
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