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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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eigener. Ihre Stimme hob sich zu einem Wimmern. »Ich kann nicht weiter! Ich halte es nicht aus, ich sterbe!« Plötzlich packte sie Heaths Hände. »David, bring mich zurück! Bring mich zurück! «
    Bevor er einen Gedanken fassen oder ein Wort sagen konnte, hatte Broca ihm Alor entrissen und ihm einen gewaltigen, weit ausholenden Faustschlag versetzt. Heath stürzte zu Boden, und das letzte, was er hörte, war Alors Stimme, die seinen Namen rief.
     

6.
     
    Heath war nicht lange bewußtlos; denn als er den Kopf wieder hob, konnte er die anderen noch in der Ferne erkennen. Broca rannte wie ein Irrer den Kraterwall hoch, Alor in den Armen. Geisterhaft und verschwommen stand er einen Augenblick auf dem Kamm. Dann warf er sich hinein und war verschwunden.
    Heath war allein.
    Er lag still. Er kämpfte, um bei Verstand zu bleiben, focht gegen die Folter in seinem Fleisch.
    »Ethne, Ethne«, flüsterte er. »Dies ist das Ende des Traumes.«
    Meter um Meter begann er, auf das Herz des Mondfeuers zuzukriechen.
    Er war ihm näher als beim letztenmal. Die rauhe Erde scheuerte ihm die Haut von den Händen und den bloßen Knien. Sie bluteten, doch dieser Schmerz war nicht einmal ein Nadelstich gegen die Agonie des Mondfeuers. Auch Broca mußte gelitten haben, aber er war seinem Schicksal entgegengerannt. Vielleicht war sein Nervensystem unempfindlicher, widerstandsfähiger. Vielleicht war es auch einfach die Gier nach Macht, die ihn anstachelte.
    Heath verlangte nicht nach Macht. Er verlangte nicht danach, ein Gott zu sein. Er wollte nur sterben, und er wußte, daß es bald soweit sein würde. Doch bevor er starb, würde er das tun, was er vorher nicht geschafft hatte. Er würde Ethne zurückbringen. Er würde noch einmal ihre Stimme hören und in ihre Augen sehen, und sie würden gemeinsam auf die letzte Dunkelheit warten.
    Mit ihrem Tod würde ihr Bild vergehen; denn dann würden Geist und Erinnerung nicht mehr sein. Doch er würde nicht mitansehen müssen, wie das Leben aus ihr wich, wie in diesen ganzen letzten Jahren am Meer der Morgenopale. Sie würde bei ihm sein bis zum Ende, süß und liebevoll und glücklich, wie sie immer gewesen war.
    Wieder und wieder sprach er ihren Namen, während er weiterkroch. Er versuchte, an nichts anderes zu denken, um die schrecklichen Dinge, die sich in ihm taten, vergessen zu können.
    »Ethne, Ethne«, stöhnte er. Seine Hände krallten sich in die Erde. Seine Knie schleiften über den Boden. Das Leuchten des Mondfeuers hüllte ihn in ein goldenes Banner aus Nebel. Doch er würde nicht aufgeben, wenn es ihm auch die Seele aus dem Leib brannte.
    Er erreichte den Rand des Kraters und blickte hinab auf das Herz des Mondfeuers.
    Der ganze riesige Krater war ein Meer aus glühendem Dampf, der so dicht war, daß er sich in kleinen Wellen kräuselte, auf denen funkelnder Schaum stand. In diesem Meer war eine Insel, wie ein gefallener Berg, der in einer so gewaltigen, gleißenden Helligkeit brannte, daß nur die Augen eines Gottes seinen Anblick ertragen konnten.
    Er hing in den Wolken wie eine feurige Scheibe.
    Heaths Vermutung war also richtig gewesen. Es machte jetzt nichts mehr aus. Der Leib eines schlafenden Gottes oder ein Stück eines gefallenen Mondes – es würde ihm Ethne zurückbringen, und das war alles, was er wollte.
    Er zog sich über den Kraterrand und ließ sich den Abhang hinabrollen. Er schrie nur einmal auf, als der Nebel sich über ihm schloß.
    Dann folgte eine Zeit, für die es weder Vergleich noch Beschreibung gab.
    Irgendeine Kraft schien die Atome zu spalten, aus denen sich der Organismus, der David Heath genannt wurde, zusammensetzte und sie nach einem anderen Schema wieder zusammenzusetzen. Ein Schmerz durchtobte ihn, eine Pein, die größer war als alles, was er bisher gekannt hatte, und dann war der Schmerz plötzlich fort. Sein Körper war wieder hell und ganz, sein Verstand wach, scharf und klar, und ein aufkeimendes Bewußtsein neuer Macht erfüllte ihn.
    Er blickte an sich herab, fuhr sich mit den Händen durch das Gesicht. Er hatte sich nicht verändert. Und doch wußte er, daß er anders war. Diesmal hatte er die volle Kraft der Strahlung abbekommen, und anscheinend hatte sie den Wandel vollendet, der vor drei Jahren begonnen hatte. Er war vielleicht nicht mehr derselbe David Heath, doch er war nicht mehr gefangen im Niemandsland zwischen dem Alten und Neuen.
    Ihm war nicht mehr zumute, als ob er sterben müsse, und er hatte auch nicht mehr den Willen, zu

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