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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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ist!«
    Und Alor meinte: »Schaffe dir eine Frau, die dich lieben kann, und laß uns gehen.«
    Eine lange Zeit herrschte Schweigen im Saal. Die Feiernden, die Tänzer und die Sklaven standen bewegungslos, und ihre Augen glitzerten in dem unwirklichen Licht. Dann nickte Broca.
     
    *
     
    Sie stand auf. Der Ausdruck der Macht trat in das Gesicht des großen Barbaren, die wilde Freude, des Herzens Sehnsucht aus dem Nichts zu formen. Aus der goldenen Luft erschuf er eine neue Alor. Sie war keine Frau, sondern ein Etwas aus Schnee, Feuer und Wunder, so daß neben ihr die Wirklichkeit glanzlos und ohne Schönheit erschien. Sie bestieg den Thron und setzte sich zu ihrem Schöpfer. Sie legte ihre Hand in die seine und lächelte.
    Broca befahl den Wachen, Heath freizulassen. Er trat zu Alor, und Broca sagte verächtlich: »Geht mir aus den Augen.«
    Sie gingen durch die menschenerfüllte Halle auf die Arkade zu, durch die Heath eingetreten war. Immer noch herrschte Schweigen, und keiner rührte sich.
    Als sie den Ausgang erreichten, verschwand er und wurde zu einer glatten Wand. Hinter ihnen lachte Broca, und plötzlich brach auch die Gesellschaft in ein wildes, höhnisches Gelächter aus.
    Heath nahm Alor fester bei der Hand und führte sie zu einer anderen Tür. Auch sie verschwand, und das spöttische Gelächter widerhallte kreischend von den Gewölben.
    »Habt ihr gedacht, ich würde euch gehen lassen?« rief Broca. »Euch zwei, die mich betrogen haben, als ich noch ein Mensch war? Selbst ein Gott kann sich erinnern.«
    Heath sah, wie die Wachen und die anderen auf sie zukamen. Er sah das Glitzern in ihren Augen. Er war erfüllt von einer dunklen Angst und schob Alor hinter sich.
    »Du Schwächling!« rief Broca. »Nicht einmal um dein Leben zu retten kannst du etwas erschaffen.«
    Es stimmte. Er wagte es nicht. Die Schattenmenschen kreisten ihn ein mit ihren seelenlosen Augen und ihren Gesichtern, in denen sich der Wille zum Töten widerspiegelte.
    Und dann, plötzlich, hatte er die Antwort. Heaths Stimme hallte zurück: »Erschaffen nicht – aber ich kann zerstören! «
    Und wieder warf er die Kraft seiner Gedanken gegen das Mondfeuer, doch diesmal trieb ihn keine unheilbringende Verlockung. Das einzige, was ihn trieb, war seine Liebe zu Alor und das Verlangen, sie zu beschützen.
    Die Hände der Schattenmenschen packten ihn und zerrten ihn von Alor weg. Er hörte sie schreien, und er wußte, daß man sie alle beide in Stücke reißen würde, wenn er versagte. Er beschwor die ganze Kraft und die ganze Liebe, die in ihm war.
    Er sah, wie die Gesichter der Schattenmenschen sich verzerrten und verblaßten. Er fühlte, wie ihr Griff nachließ, und plötzlich waren sie nur noch Schatten, eine schemenhafte Menge in einem zerbröckelnden Traumschloß.
    Brocas Göttin verblaßte mit dem Drachenthron, und Brocas königlicher Harnisch war nur noch ein Gewebe von Erinnerungen, durch die das einfache Leder schien.
    Mit einem wilden, heiseren Schrei sprang Broca auf die Füße.
    Heath konnte spüren, wie ihre beiden Geister auf jenem seltsamen Schlachtfeld aufeinandertrafen und miteinander rangen. Und wie Broca kämpfte, seine Vision aufrechtzuerhalten, so kämpfte Heath, um sie niederzureißen und aufzulösen. Eine Zeitlang hingen die Schatten in jener Halbwelt zwischen Sein und Nichtsein.
    Dann erzitterten die Wände der Burg und zerflossen wie rotes Wasser und waren verschwunden. Die Göttin Alor, die Tänzer, die Sklaven und die Häuptlinge, alle waren fort, und es gab nur noch den goldenen Nebel und einen großen Barbaren, seiner Träume entkleidet, und den Mann Heath und die Frau Alor.
    Heath blickte Broca an und sagte: »Ich bin stärker als du; denn ich habe meine Göttlichkeit aufgegeben.«
    Broca keuchte: »Ich werde alles wieder aufbauen.«
    »Dann tu es doch!« sagte Heath.
    Und er tat es. Seine Augen sprühten Feuer, sein mächtiger Leib erbebte unter der Kraft seines Willens.
    Alles war wieder da, das Schloß und die feiernde Menge und die Juwelen.
    Broca schrie seinem Schattenvolk zu: »Tötet sie!«
    Doch als ihre Hände sich ausstreckten, um sie zu vernichten, begannen sie erneut zu verblassen und sich aufzulösen.
    »Wenn dir an deinem Königreich liegt, Broca«, rief Heath, »dann laß uns gehen!«
    Die Burg war jetzt nur noch ein schattenhafter Umriß. Brocas Gesicht war schweißbedeckt. Seine Hände öffneten und schlossen sich in der Luft. Er schwankte unter seinen schrecklichen Anstrengungen, aber Heaths

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