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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Unterdrückung seiner …“
    „Eli!“
    „Ja, Ned?“
    „Eli, diese Beichten sollen vertraulich sein.“
    Er nagte an der Oberlippe. „Ich weiß.“
    „Du vergewaltigst Olivers Intimsphäre, wenn du mir das alles erzählst. Ausgerechnet mir.“
    „Ich weiß es.“
    „Warum tust du es dann?“
    „Ich dachte, es würde dich interessieren.“
    „Nein, Eli, das kaufe ich dir nicht ab. Ein Mensch von deiner moralischen Integrität, deiner allumfassenden Bildung – Scheiße, Mann, du hast doch etwas anderes im Sinn als bloßes Herumgetratsche. Du bist hier mit dem Vorhaben hereingekommen, Oliver an mich zu verraten. Warum? Willst du Oliver und mich verkuppeln?“
    „Nicht direkt.“
    „Aber warum hast du mir dann von ihm erzählt?“
    „Weil ich wußte, daß es falsch ist.“
    „Was ist das denn für eine abgewichste Vorstellung?“
    Er kicherte mich blöde an und schenkte mir ein verwirrendes Grinsen. „Es befähigt mich, etwas zu beichten“, sagte Eli. „Für mich ist dieser Vertrauensbruch das Schlimmste, was ich je getan habe. Jemandem Olivers Geheimnis verraten, der am ehesten in der Lage ist, mit Olivers wundem Punkt etwas anzufangen. Okay, ich habe es getan, und um der Form Genüge zu tun, beichte ich es jetzt. Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa. Die Sünde ist direkt unter deinen Augen begangen worden, und du wirst mir hoffentlich die Absolution erteilen, oder?“ Er ratterte die Worte so schnell heraus, daß ich im ersten Moment der byzantinischen Verwirrung seiner Schlüsse nicht folgen konnte. Selbst als ich begriff, war ich immer noch im Zweifel, ob er es wirklich ernst gemeint hatte.
    Schließlich sagte ich: „Das ist das Dreckigste, das ich je gehört habe, Eli!“
    „Wirklich?“
    „Eine derart zynische Scheiße würde nicht einmal von Timothy kommen. Es entweiht den Geist und die Buchstaben von Bruder Javiers Anweisung. Bruder Javier erwartet nicht von uns, Sünden zu begehen, um sie im selben Moment zu bereuen. Du mußt etwas Wirkliches bekennen, etwas aus deiner Vergangenheit, etwas, das schon seit Jahren in diesem Innern rumort, etwas tief Vergrabenes und Krankes.“
    „Und wenn ich nichts in dieser Art zu beichten habe?“
    „Nichts, Eli?“
    „Nichts.“
    „Hast du dir nie gewünscht, deine Großmutter möge auf der Stelle der Schlag treffen, als sie dich dazu zwang, den feinen Sonntagsanzug anzuziehen? Hast du nie heimlich in die Damendusche geschaut? Hast du nie einer lebenden Fliege die Flügel ausgerissen? Kannst du mit reinem Gewissen von dir behaupten, keine verborgene Schuld mit dir herumzutragen, Eli?“
    „Keine besondere jedenfalls.“
    „Kannst du der Richter darüber sein?“
    „Wer sonst?“ Er wurde jetzt unruhig. „Du weißt, daß ich dir schon etwas anderes erzählt hätte, wenn wirklich etwas vorgekommen wäre. Aber da gibt es nichts. Und was hätte es gebracht, wenn ich nur gekommen wäre, um zu erzählen, daß ich einer Fliege mal die Flügel ausgerissen habe? Ich habe ein bepißtes kleines Leben geführt, voller bepißter kleiner Sünden, von denen es mir im Traum nicht einfallen würde, dich damit zu langweilen. Ich habe keine andere Möglichkeit gesehen, wie ich Bruder Javiers Anordnung nachkommen sollte. Dann, im letzten Moment, dachte ich an diese Sache, Olivers Vertrauen zu verletzen, und das habe ich getan. Ich denke, das genügt.“
    Er ging auf die Tür zu.
    „Warte“, sagte ich. „Ich weise deine Beichte zurück, Eli. Du versuchst mich mit einer Ad-hoc -Sünde abzuspeisen, dich erst nachträglich mit Schuld zu beladen. Das zieht nicht. Ich will etwas Wirkliches hören.“
    „Was ich dir von Oliver erzählt habe, ist wirklich.“
    „Du weißt, was ich meine.“
    „Da kann ich nicht mit dienen.“
    „Eli, du tust es doch nicht für mich. Du tust es für dich, es ist dein Läuterungsritus. Ich hab’s hinter mir, Oliver auch und sogar Timothy. Und jetzt stehst du hier, schiebst deine eigenen Sünden zurück und gibst vor, noch niemals etwas begangen zu haben, für das man sich schuldig fühlen könnte …“ Ich zuckte die Achseln. „Also gut. Es ist deine Unsterblichkeit, die du da mit Füßen trittst, nicht meine. Also geh. Geh. Geh.“
    Er warf mir einen furchtbaren Blick zu, einen Blick, der sich aus Angst, Groll und Schmerz zusammensetzte, und stürmte aus dem Zimmer. Als er fort war, bemerkte ich, daß meine Nerven auf das Äußerste angespannt waren: Meine Hände zitterten, und auf dem Oberschenkel zuckte unkontrolliert ein

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