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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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beeindruckt. Ich, der ich nie weiter westlich als Parsippany, New Jersey, gewesen bin, der aber eine klare und lebendige Vorstellung vom wahrscheinlichen Aussehen des großen amerikanischen Herzlandes hat. Ich hatte mit einem verdreckten und beengten Chikago gerechnet, einer summierten Öde des Mittelwestens, mit roten Backsteinhäusern aus dem neunzehnten Jahrhundert, sieben Stockwerke hoch, und einer Bevölkerung, die nur aus polnischen, ungarischen und irischen Arbeitern im Overall bestand. Statt dessen wartete diese Stadt mit breiten Straßen und leuchtenden Türmen auf. Die Architektur war überwältigend; nichts in New York ließ sich damit vergleichen. Natürlich sind wir nie vom See weggekommen. Geh nur mal fünf Straßenkreuzungen nach draußen, dann findest du die Öde, die du suchst, versprach Ned. Der schmale Streifen von Chikago, den wir sahen, war allerdings ein Märchenland. Timothy führte uns zum Dinner in ein französisches Restaurant, seiner Vorliebe, das gegenüber einem seltsamen antiken Monument lag, welches allgemein als Wasserturm bekannt war. Ein weiterer Beleg für die Wahrheit von Fitzgeralds Thesen über die Superreichen: Sie sind anders als du und ich. Ich kenne mich mit französischen Restaurants so gut aus wie andere mit tibetanischen oder marsianischen. Meine Eltern haben mich nie zu einer Feier ins Le Pavillon oder Chambard ausgeführt; zum Abitur ging es ins Brass Rail, zu Schraffts an dem Tag, als ich mein Stipendium erhielt, ein Dinner für drei Personen für etwas unter zwölf Dollar, und ich schätzte mich dafür glücklich. Bei den seltenen Gelegenheiten, wo ich ein Mädchen zum Essen ausführe, ist die Küche notwendigerweise nicht vornehmer als Pizza oder Kung po chi ding. Die Karte in Timothys Lokal, ein phantastisches Werk mit eingravierten Goldlettern auf Velinpapier, das größer war als die Times, war ein vollständiges Mysterium für mich. Aber da war Timothy mein Klassenkamerad, mein Zimmergenosse, der sich mit Leichtigkeit einen Weg durch diese Geheimnisse bahnte und uns vorschlug, wir sollten folgendes einmal versuchen: die quenelles aux huîtres, die crêpes farcies et roulées, die escalopes de veau à l’estragon, die tournedos santés chasseur, den homard à l’Americaine. Oliver war natürlich genauso verwirrt wie ich, aber zu meiner Überraschung erwies sich Ned, Ned mit seinem Untere-Mittelschichten-Background, der sich nicht wesentlich von meinem unterschied, als mit der Materie vertraut, und bewandert diskutierte er mit Timothy die relativen Vorzüge vom gratin de ris de veau, den rognons de veau à la Bordelaise, dem caneton aux cerises, den suprêmes de volaille aux Champignons. (Er erklärte später, daß er in jenem Sommer, als er sechzehn geworden war, als Küchenjunge in einem vornehmen Schlemmerlokal in Southampton gearbeitet habe.) Mir war es absolut unmöglich, mit dieser Karte etwas anzufangen, und so stellte mir Ned ein Essen zusammen. Timothy tat das gleiche für Oliver. Ich erinnere mich an Austern, Schildkrötensuppe, Weißwein, dem roter folgte, ein tolles Etwas von einem Lamm, Kartoffeln, die größtenteils aus Luft bestanden, Broccoli mit dicker gelber Sauce. Danach für jeden ein Glas Cognac. Legionen von Obern rauschten besorgt um uns herum, als seien wir vier Bankiers bei einer Sauftour und nicht vier schäbig bekleidete Studenten. Ich erhaschte einen Blick auf die Rechnung, und mir wäre fast das Herz stehengeblieben: 112 Dollar, ohne Trinkgeld. Mit großem Aufwand zückte Timothy seine Kreditkarte. Mir war heiß und schlecht, ich hatte ein totales Völlegefühl: Ich fürchtete, ich müßte mich auf den Tisch übergeben. Das Würgen verging, ohne mir Schande zu machen, und draußen fühlte ich mich besser, obwohl mir immer noch übel war. Ich notierte mir in Gedanken, daß ich vierzig oder fünfzig Jahre meiner Unsterblichkeit mit dem ernsthaften Studium der kulinarischen Kunst zubringen wollte. Timothy schlug vor, in einem der tollen Cafés etwas weiter im Norden weiterzumachen, aber wir anderen waren müde und überstimmten ihn. Zurück zum Hotel, ein langer Fußmarsch, vielleicht eine Stunde durch die schneidende Kälte.
    Wir hatten eine Suite bezogen, mit zwei Schlafzimmern. Ned und ich in einem, Timothy und Oliver im anderen. Ich ließ meine Kleider zu Boden fallen und warf mich ins Bett. Zu wenig Schlaf, zu viel gegessen: schauderhaft, schauderhaft. Obwohl ich so erschöpft war, blieb ich mehr oder weniger wach, döste, war

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