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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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richtig. Olivers LuAnn würde mich nach einer Viertelstunde zu Tode geritten haben, obwohl ich mir vorstellen könnte, daß ich es einmal gerne versuchen möchte, und sei es nur ihrer Brüste wegen. Und Timothys Margo? Davon will ich gar nicht erst reden. Mickey ist die Richtige für mich: freundlich, blaß, zurückgezogen, verfügbar. Jetzt ist sie achthundert Meilen von mir entfernt. Ich würde gern einmal wissen, was sie ihren Freundinnen über mich erzählt. Soll sie mich verherrlichen. Soll sie mich verklären. Ich kann es brauchen.
    Jetzt sind wir also in Chikago. Warum Chikago? Liegt das nicht abseits der direkten Route zwischen New York und Phoenix? Ich glaube schon. Wenn ich fahren würde, hätte ich den Kurs quer durch den Kontinent von einer Ecke zu der anderen gelegt, durch Pittsburgh und Cincinnati, aber wahrscheinlich sind die kürzesten Wege nicht immer die schnellsten. Wie dem auch sei, wir sind jetzt in Chikago, was auf Timothys Wunsch zurückgeht. Er hegt ganz und gar sentimentale Gefühle für diese Stadt. Hier ist er aufgewachsen; zumindest den Teil seiner Kindheit, den er nicht auf dem Gut seines Vaters in Pennsylvania verbracht hat, lebte er im Penthouse seiner Mutter am Lake Shore Drive. Gibt es überhaupt Anglikaner, die sich nicht alle sechzehn Jahre scheiden lassen? Gibt es überhaupt einen unter ihnen, der nicht über mindestens zwei Garnituren Eltern verfügt? Ich erinnere mich an Heiratsanzeigen in den Sonntagszeitungen: „Miss Rowan Demarest Hemple, die Tochter von Mrs. Charles Holt Wilmerding aus Grosse Pointe, Michigan, und Mr. Dayton Belknap Hemple aus Bedford Hills, New York, und Montego Bay, Jamaika, vermählte sich an diesem Nachmittag hier in der All Saints Episcopal Chapel mit Dr. Forrester Chiswell Birdsall IX., Sohn von Mrs. Elliot Moulton Peck aus Bar Harbor, Maine, und Mr. Forrester Chiswell Birdsall III. aus East Islip, Long Island.“ Et cetera ad infinitum. Was muß eine solche Versammlung für Ausmaße haben, mit den vervielfachten Pärchen, die sich zum Glückwunsch zusammenfinden, jedermann ist Cousin oder Cousine von allen anderen, allesamt haben, Person für Person, zwei- bis dreimal geheiratet. Die Namen, die Dreifachnamen, vom Lauf der Zeit geheiligt, die Mädchen heißen Rowan und Coate und Palmer, die Jungen heißen Amory und McGeorge und Harcourt: Ich bin mit Barbaras und Loises und Claires, Mikes, Dicks und Skeldons aufgewachsen; aus McGeorge wird „Mac“, aber was macht man mit Harcourts, wenn man Kosenamen sucht? Und was bei einem Mädchen, das Palmer oder Coate heißt? Eine andere Welt, diese WASPs, eine andere Welt. Scheidung! Die Mutter (Mrs. X.Y.Z.) lebt in Chikago, der Vater (Mr. A.B.C. III.) lebt außerhalb von Philadelphia. Meine Eltern, bei denen im kommenden August der dreißigste Hochzeitstag ansteht, haben sich während meiner ganzen Jugend angeschrien: Scheidung, Scheidung, Scheidung, ich hab die Schnauze voll, ich ziehe aus und kehre nie zurück! Die gewöhnliche Art von Menschen der Mittelschichten, nicht zusammenzupassen. Aber Scheidung? Zu einem Anwalt gehen? Mein Vater wäre lieber unbeschnitten gewesen, als das zu tun. Meine Mutter wäre eher nackt durch Gimbels gelaufen. In jeder jüdischen Familie existiert eine Tante, die einmal geschieden wurde, vor langer Zeit, wir reden jetzt nicht mehr darüber. (Man findet so etwas immer heraus, wenn man zwei ältere Verwandte verstohlen Erinnerungen austauschen hört.) Aber niemals jemand, der Kinder hatte. Man hat nie diese Anhäufungen von Eltern, die solche verwickelten Vorstellungen nötig machen: Ich möchte dich mit meiner Mutter und ihrem Mann bekannt machen, ich möchte dir meinen Vater und seine Frau vorstellen.
    Timothy besuchte seine Mutter nicht, während wir in Chikago waren. Dabei wohnten wir gar nicht mal so weit südlich von ihr, in einem Motel am See gegenüber dem Grant Park (Timothy bezahlte die Zimmer ohne Aufhebens mit einer Kreditkarte), aber er hat sie noch nicht einmal angerufen. Die wärmenden starken Bande des Familienlebens, der Goys, ja, ja. (Ruf an, zank dich, warum nicht?) Statt dessen nahm er uns zu einem nächtlichen Stadtbummel mit und führte sich einerseits so auf, als sei er der alleinige Besitzer, und andererseits, als sei er der Führer einer Touristengruppe im Gray Bus. Hier sehen sie die Doppeltürme von Marina City, dort das John Hancock Building, das ist das Kunstinstitut und das die großartige Ladenstadt an der Michigan Avenue. Ich war wirklich

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