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Bruderschatten

Bruderschatten

Titel: Bruderschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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dass er Eddies Gewehr mitnahm. Nur zur Vorsicht, lenkte er ein, als ich ihn fragte, ob wir es nicht zu Hause lassen könnten.
    Der Dezembermorgen war noch nachtschwarz, und die Scheinwerfer fraßen sich im Wald durch die Dunkelheit. Links und rechts der Forstwege, die wir passierten, glitten die Schatten der Bäume an uns vorbei.
    Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren, als Leo nach einer halben Stunde endlich neben Kortners nagelneuem Mercedes parkte.
    Es war ein rauer Zementblock, etwa drei Meter hoch und sechs Meter breit, mit einer Stahltür. Sie knirschte, als Leo sie öffnete.
    Wir betraten eine Art Vorraum. Es gab sogar Licht.
    Wir gingen eine Treppe hinunter in einen Gang, von dem mehrere Türen abgingen. Aus einem Raum fiel Licht, und wir hörten die Stimmen von Kortner und meinem Vater.
    Leo öffnete die Tür und ließ mich zuerst eintreten. Mein Vater sah uns entgeistert an.
    Hinner saß zusammengesunken auf einem Stuhl, die Hände auf dem Rücken gefesselt.
    »Und?«, fragte Leo.
    »Wir brauchen noch einen Moment«, sagte mein Vater unwirsch. »Bring deine Schwester hier weg.«
    Hinner hob den Kopf. Blut lief aus einer Platzwunde über seiner linken Braue, er spuckte Blut und einen Zahn aus.
    »Ich bleibe«, sagte ich zu meinem Vater, der sein Gewehr in der Hand hielt. Auf dem Lauf gab es eine Spur Blut. Dann sah ich zu Kortner. Ich fragte mich, wer öfter zugeschlagen hatte.
    Konrad stand abseits mit einem unbeteiligten Gesicht.
    »Ich war es nicht«, sagte Hinner und keuchte. »Und es ist mir scheißegal, ob ihr mich zerhackt, langsam gart oder mir jeden Knochen einzeln brecht. Ich werde nicht gestehen, was ich nicht begangen habe.«
    Mein Vater trat auf ihn zu.
    »Du hast deine Schwester jahrelang vergewaltigt.«
    »Ja«, sagte Hinner. »Und? Hat sie mich angezeigt? Oder hat es ihr wehgetan?« Er streckte den Kopf nach vorn. »Es hat ihr gefallen.«
    »Sie war ein Kind«, sagte ich.
    »Halt dich da raus, Julie«, stöhnte Hinner. »Du weißt doch überhaupt nichts.«
    »Aber du«, sagte Leo gefährlich leise, »nicht wahr?«
    Leo ging auf ihn zu und legte ihm den Gewehrlauf an die Stirn. »Was hast du mit meinen Töchtern gemacht?«
    Hinner warf den Kopf in den Nacken und lachte: »Wer zuerst ejakuliert, hat gewonnen, was?«
    Konrad trat von hinten auf Leo zu, riss ihm das Gewehr aus der Hand und richtete es auf meinen Bruder.
    Ich hatte Recht gehabt. Sie hatten Hinner unterschätzt und Konrad auch. Hinner und Konrad waren nicht nur Blutsbrüder, Thor, Konrad und Hinner machten seit Jahren Geschäfte miteinander. Wahrscheinlich hatten Thor und Konrad Hinner geschmiert, damit er ihnen Zugang zu den Angeboten für die Bauaufträge verschaffte. Doch dafür deckte man doch keinen Vergewaltiger und Mörder, dachte ich.
    Kortner wirbelte herum und richtete seine Pistole auf Konrad.
    Mein Vater richtete sein Gewehr weiterhin auf Hinner.
    »Du hast in deinem Leben zwei Fehler gemacht, Leo«, sagte Konrad in die Stille, die entstanden war. »Du und Hinner, ihr habt Koslowski hier früher beobachtet. Und du hast meine Schwester wahrscheinlich sogar hier unten zwei Tage lang gefangen gehalten und sie dann so zugerichtet, dass es aussah, als wäre Koslowski der Täter. Das war dein erster Fehler, Leo. Denn es gibt nur deine Spermaspuren in ihrem Mund. Das aber ist unmöglich, wenn ein anderer sie zwei Tage misshandelt hätte. Dein zweiter Fehler ist, dass du zurückgekommen bist.«
    Er hatte Recht, dachte ich. Wäre ich nicht so von Leos Unschuld besessen gewesen, hätte ich das vielleicht auch erkannt, als ich es gelesen hatte. Aber ich hatte diese Tatsache einfach ausgeblendet.
    Mein Vater stöhnte auf, und ich sah in sein schmerzverzerrtes Gesicht.
    »Bevor ihr kamt, hat Hinner gestanden, dass ihr beide Koslowski hier beobachtet habt«, sagte Konrad zu Leo. »Ihr wusstet, dass er seine Opfer hierherschleppte.«
    Hinner wand sich. Leo starrte Konrad ungerührt an.
    »In dem Fall sagt Hinner die Wahrheit, und ihr habt euch beide einen dabei runtergeholt.«
    Jetzt wurde Leo blass.
    Hinner lachte scheppernd.
    »Und weißt du, woher ich weiß, dass du Claudia umgebracht hast?«
    Hinner lachte nicht mehr. »Sag’s ihm endlich«, sagte er, »und dann nimm mir die verdammten Fesseln ab. Mir reicht’s nämlich langsam.«
    »Claudia war bei Hinner. Richtig. Aber Hinner kam nach seinem Gespräch mit ihr zu mir. Er sagte, ich sollte meine Schwester besser davon abhalten, Gerüchte in die Welt zu setzen, er hätte was mit

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