Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
sich nicht. Vorsichtig
begann der Klippenwälder, Eljazokads verstümmeltes Bein zu reinigen und Siusans
lebens- und schmerzverlängernde Abbindungen zu bewegen. Der Magier wand sich
vor Pein. »Such uns unsere Kleidung«, schnaufte er. »Wir müssen weg von hier.
Die Luft riecht nur nach Leichengas.«
    Bestar kehrte aus dem stinkenden, linkerhand liegenden Nebenraum
zurück. Er hatte alle Kleidung, Ausrüstung und auch Skergatlu über den Armen,
aber er war aschfahl und mußte sich abstützen, um überhaupt noch atmen zu
können, ohne sich übergeben zu müssen.
    Â»Was ist dort?« wollte Eljazokad wissen, der die Antwort schon lange
ahnte und fürchtete.
    Â»Frag nicht«, gab Bestar knapp zurück, eine Formulierung, die
Eljazokad vorhin ebenfalls benutzt hatte. Dann schaffte Bestar sie alle hinaus.
    Tjarka kam im Schatten eines Laubbaumes zu sich. Zum
erstenmal seit Tagen faßten ihre Nasenlöcher wieder frische Luft, einen
herbstlich duftenden Wind. Für einige Momente, als ihr Bewußtsein noch nicht
ganz die Kontrolle über ihren Leib gewonnen hatte, überantwortete sie sich
diesem Wind wie ein welkes Blatt, dem Atemhauch eines gesunden Thost. Dann
schreckte sie auf und glaubte schlagartig zu wissen, wo sie war und in welcher
Lage. Als sie merkte, daß sie sich irrte, entkrampfte sie sich und atmete
weiter.
    Â»Siusan und Tellures sind tot«, erklärte ihr Eljazokad, der selbst
bleich aussah wie ein Gestorbener. »Wir sind außer Gefahr.«
    Â»Aber wir müssen Eljazokad irgendwo hinbringen, wo es Leute gibt und
Heilkundige«, vervollständigte Bestar, während er dem Mädchen Wasser reichte.
»Uns beiden ist, soweit ich das beurteilen kann, körperlich nichts geschehen,
Tjarka. Wir sind nur durstig, hungrig, dreckig und erschöpft. Aber Eljazokad
braucht Hilfe. Er hat alle Schmerzen auf sich genommen.«
    Â»Wie … konnten wir entkommen?«
    Â»Mit Hilfe von zwei Wesen, einem Menschen und einem Kaninchen, die
ich mehr oder weniger unbewußt aus den Provinzen herübergeholt habe«,
erläuterte der Magier. »Erinnerst du dich an Melronia?«
    Â»Ja«, sagte Tjarka beinahe tonlos. »Ich war ich selbst und konnte
steuern, was ich tat. Anders als in einem Traum, wo ich oft nicht beeinflussen
kann, was ich mache. Aber dann … gab es diesen Kampf gegen die Affenmenschen,
und es ging furchtbar zu Ende.«
    Â»Es war kein Traum«, nickte Eljazokad. »Ich habe meine Tagebücher
von dort. Mit gefesselten Händen habe ich wohl kaum träumend während Siusans
Folter Tagebücher verfassen können. Wir waren tatsächlich dort. Für mich waren
es mehr als vier Jahre.«
    Â»Und ich habe in Melronia lesen gelernt«, grinste Bestar. »Zumindest
das, was ich von Eljaz’ Sauklaue entziffern kann, kann ich in seinen
Tagebüchern wirklich lesen. Langsam zwar, aber immerhin.«
    Â»Dein Kopf wurde weggeworfen«, erinnerte Tjarka sich. »Wie ein
trudelnder, kleiner Kürbis. In den roten Schnee.«
    Der Klippenwälder sah Eljazokad ratlos an. »Davon weiß ich nichts.
Jetzt sitzt er jedenfalls wieder fest auf den Schultern. Hoffe ich.«
    Â»Wer von euch hat mich angezogen?«
    Â»Das war ich«, beeilte sich Bestar zu erklären. »Eljaz kann sich
nicht richtig auf den Beinen halten. Ich mußte schnell machen. Kann sein, daß
ich dir dein Hemd linksherum angezogen habe. Tut mir leid.«
    Â»Nein. Ich danke dir.« Tjarkas Gesicht war umwölkt und ernst, als
blinzelte sie gegen die Sonne. »Ihr habt mir das Leben gerettet.«
    Â»Tjarka«, sagte Eljazokad matt, »laß uns nicht um den heißen Brei
herumreden. Wir haben beide ein sehr schlechtes Gewissen dir gegenüber. Wir
sind das Mammut . Wir wußten, was wir taten, als wir
uns in den Thost begaben und in sämtliche Gefahren. Aber wir haben dich mit
hineingezogen, unserethalben wurdest du gefangen, gefesselt und beinahe
gefoltert und Schlimmeres. Wir wissen, daß …«
    Das Mädchen hob eine Hand. »Hör einfach auf, Eljaz. Wenn ihr beide
nicht gewesen wärt, hätte ich mich alleine auf die Fährte der Männer gemacht,
die Fork auf dem Gewissen haben. Dann wäre ich genauso auf Siusans Foltertisch
gelandet, und niemand hätte mich dort rausgeholt. Ihr schuldet mir gar nichts.
Im Gegenteil. Jetzt bringen wir dich nach Anfest, das ist nicht weit von hier.
Dort

Weitere Kostenlose Bücher