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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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ein Heiler werden kann. Ich
bitte dich.«
    Ganija schüttelte mißbilligend den Kopf. »Deine Pergamente stellen
meine Welt als Ort des Schreckens dar. Niemand wird sich für uns einsetzen,
wenn er dies liest.«
    Â»Doch. Es steht vieles Wichtige darin. Wohin die Götter gegangen
sind, nachdem sie den Kontinent verlassen haben. Daß Etridti Djuzul gar nicht
existiert, sondern nur eine Furcht darstellt, die man bekämpfen muß. Daß Krieg
die Völker verblendet und in den Irrsinn führt. Daß es möglich ist, Schlösser
zu errichten, die bis in die Wolken reichen. Daß die Menschen im
Geweihwasserdorf ehrlich und rein sind wie Schmetterlingsmenschen. Daß es noch
Mammuts gibt. Daß es noch Mammuts gibt! «
    Ganija schaute zu Boden. Dann riß er Eljazokad die Papiere aus der
Hand und stopfte sie zu seinen Waffen unter den Kapuzenumhang. »Komm jetzt.
Sonst gehe ich allein.«
    Mit dem Kopf voran schlüpfte der Blauhaarige durch den glitschigen
Tunnel. Eljazokad folgte ihm und hielt wegen des Gestanks den Atem an.
    Auf der anderen Seite befand sich die schummerige, von
Wurzelgeflecht ausgefranste Folterkammer. Tellures lachte und lachte und wehrte
sich gegen den blutverschmierten Ganija, der mit verrückten Klingen auf ihn
eindrang. Eljazokad kroch aus Siusans Leichnam hervor, der als zerstörter
Klumpen Fleisch und Knochen am Boden lag. Tjarka war glücklicherweise in
gnädiger Ohnmacht auf ihrem verschmutzten Tisch zusammengesackt. Vielleicht war
sie schon seit Stunden ohnmächtig, denn sie sah abgemagert und entkräftet aus
wie Bestar. Bestar brüllte und rüttelte wie ein Tier an seinen Fesseln, als er
den Blauhaarigen auftauchen sah. Eljazokad sah auf sich selbst herab, seinen
gefesselten, zerstörten, sterbenden Leib. Wie in der Höhle
des Alten Königs , in der er auch auf seinen eigenen Leichnam
hinuntergeblickt hatte. Aber diesmal mußte er zurück. Er spürte schon, wie es
ihn hinriß. Er zündete all die magische Energie, die er nicht für das Mädchen
Saien verbraucht hatte, um seinen Leib zu heilen, während Tellures lachend
starb, als würde er gekitzelt, und Bestar in seinen Fesseln rüttelte und
brüllte, als hätte er vollkommen den Verstand verloren.

17

Das Tageslicht
    Die ersten Augenblicke, die Eljazokad wieder in seinem
Körper verbrachte, waren vollkommen schmerzfrei. Danach fraßen urplötzlich
zwanzig Hyänen mit Säurespeichel sein rechtes Bein, das linke wurde von einer
Herde durchgehender Rinder untergepflügt und mehrmals gebrochen, während
Termiten mit winzigen Sägen in seinem Unterleib Kolonien errichteten.
Eljazokads Wimmern klang beinahe wie das Lachen von Tellures. Dann riß er sich
zusammen. Er war über vier Jahre von seinem Körper getrennt gewesen. Ein
Körper, der noch dazu erst vor verhältnismäßig wenigen Wochen von der Höhle des Alten Königs als Doppelgänger angefertigt worden
war. Er würde sich jetzt nicht von etwas dermaßen Unbeträchtlichem wie diesem Körper fertigmachen lassen.
    Es half, daß die Heilmagie tatsächlich anschlug und Schmerzkanäle
verschloß.
    Â»Bestar! Bestar! Bestar!«
    Erst Eljazokads dritter Ruf brachte den nackten Klippenwälder zum
Innehalten.
    Â»Eljaz? Eljaz, ihr Götter, du lebst! Ich dachte, du bist längst …«
    Â»Es geht mir gut«, log Eljazokad röchelnd. »Ich habe Heilmagie
gelernt. Du brauchst keine Angst zu haben. Es ist ausgestanden. Ganija ist …
auf unserer Seite.«
    Â»Wie kann der auf unserer Seite sein? Er war doch hinter den Walen
her! Wir haben gegen ihn gekämpft!«
    Ganija war inzwischen mit Tellures fertig und richtete sich auf. Er
und Bestar maßen sich mit finsteren Blicken.
    Â»Frag nicht. Ganija, hast du meine Pergamente? Sind sie hier?«
    Der Blauhaarige wischte seine besudelten Klingen an einem
herumliegenden Stoffknebel ab, steckte sie weg und zog die Tagebücher des
Magiers unter seinem Gewand hervor. »Alles da. Das Tor von Bauscheld schließt
sich wieder. Es gibt kein ewigwährendes Tor. Nicht, solange ich etwas dagegen
tun kann.« Er zeigte Eljazokad die Tagebücher, dann legte er sie auf einen
Schemel. Eljazokad nickte, soweit seine gelockerte Halsfessel das zuließ,
während Bestar immer noch vergeblich versuchte, mit seiner ihm verbliebenen
Körperkraft die Lederbänder zu sprengen.
    Â»Mach ihn

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