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Brüder Des Zorns

Brüder Des Zorns

Titel: Brüder Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Mahlzeit befand. Während Kairn die fade schmeckende Mischung aus Trockenfleisch, Früchten und Korn kaute, dachte er an die Städte des Südens.
    Er hatte sie nie gesehen, aber die Geschichten des Vaters über die wundersamen Länder im Westen und Süden vernommen. Ältere Krieger, die an den zahlreichen Schlachten vergangener Zeiten teilgenommen hatten, beschrieben die wohlhabenden Städte mit ihren Tempeln und öffentlichen Gebäuden, den seltsamen Gebräuchen und den Frauen, welche (laut Aussagen der Krieger) die kraftvollen Nomaden den eigenen überfeinerten Männern vorzogen. Er hätte die Städte gern gesehen und verspürte gelinde Neugier, liebte die endlose Steppe aber aus ganzem Herzen. Sicher, er würde die fremden Länder kennen lernen, aber nächstes oder übernächstes Jahr war früh genug.
    Sein älterer Bruder fühlte ganz anders. Ansa redete kaum jemals von etwas anderem als den Reisen in die Fremde. Er hatte einige Karawanen bis zur Westgrenze nach Omia und zum Schluchtgebiet im Süden begleitet, und das hatte seine Neugier noch gesteigert. Seit zwei Jahren drängte er immer wieder darauf, erneut gen Süden zu ziehen, aber der Vater war in letzter Zeit zu sehr mit der Ostgrenze beschäftigt, um die Wünsche seines Ältesten zu erfüllen.
    Nein, Kairn wollte nach Hause. Er freute sich darauf, die Wüste endlich hinter sich zu lassen.
     
    Beim Verlassen des Kraters stimmten die Arbeiter ein Lied an. Sie trugen Tuniken oder Lendenschurze, die einst weiß gewesen waren, und die meisten besaßen Turbane oder hohe Strohhüte. Die hornigen Fußsohlen schienen die Hitze des Wüstenbodens nicht zu spüren, und immer wieder blitzten beim Singen schneeweiße Zähne in den dunklen Gesichtern auf.
    Ansa drehte sich ein letztes Mal um und winkte. Auf dem Kraterrand stand sein Bruder und erwiderte den Gruß. Dann wandte sich Ansa nach Süden und zwang sich, nicht mehr zurückzuschauen. Er verfluchte die fehlende Abenteuerlust und den Gehorsam des Jüngeren. Ansa sehnte sich nach Freiheit, hätte aber gern Gesellschaft gehabt. Die Brüder standen sich sehr nahe und hatten sich in den letzten Jahren, als ihr Vater sich fast ausschließlich mit den Menschen im Osten und ihren Feuerwaffen beschäftigte, noch enger zusammengeschlossen.
    Wir sind keine Kinder mehr, ermahnte er sich. Hatte nicht auch König Hael sein Leben als Erwachsener so begonnen? Die Geschichte, wie sein Vater mit der ersten Karawane aus Neva über das Gebirge gekommen war und nichts als einen Speer, ein Messer, ein Schwert und ein einziges Cabo besaß, kannte er auswendig. Jetzt war Hael ein König. Allerdings war der Vater ein Visionär, ein Mann, den die Geister liebten. Ansa hatte nicht vor, selbst König zu werden. Er wollte das Leben außerhalb der vertrauten Hügel und Steppen kennen lernen. Im Gegensatz zu Kairn war er schon als Kind ungeduldig und wild gewesen. Er hatte sich bis an die Grenzen der Belastbarkeit getrieben, um das Kriegerhandwerk aufs meisterlichste zu erlernen und schrecklich unter jedem noch so kleinen Misserfolg gelitten. Ein Sturz beim Ringen, über den Kairn lachte, veranlasste Ansa zu tagelangem Schmollen. Dieses kindische Verhalten hatte er abgelegt, sehnte sich aber danach, sich zu beweisen, und sah keinen Sinn darin, noch länger zu warten.
    Das langsame Vorankommen störte ihn außerordentlich. Sie mussten sich dem Schritt der Arbeiter anpassen, zahlreiche Umwege und ein gelegentliches Im-Kreis-Laufen in Kauf nehmen. Immer wieder legte man den Arbeitern Augenbinden an, oder man marschierte während der Nacht. Er wusste, dass diese Vorsichtsmaßnahmen nötig waren, damit der Standort der Mine geheim blieb, aber es war schier unerträglich, eine Reise in zehn Tagen zurückzulegen, die eigentlich in zwei Tagen zu bewältigen war.
    Als der letzte Tag in der Wüste anbrach, hätte Ansa vor Freude weinen mögen. Der Wind trug den Geruch von Wasser und Pflanzen mit sich. Die Cabos der Krieger stießen ihre eigenartig grollenden Freudenlaute aus. Ansa hielt sein Cabo zurück, das vor Ungeduld losstürmen wollte. Liebevoll tätschelte er den Hals des Tieres und beugte sich vor.
    »Ruhig, mein Guter! Wir sind noch meilenweit vom Fluss entfernt. Es wäre unsinnig, einfach loszurennen. Bis heute Abend sind wir da.« Dabei wäre er am liebsten auch einfach davongestürmt.
    Das Nachtlager schlugen sie in der Nähe des ersten Flusses auf, der zum Land der Schluchtbewohner gehörte. Es war nur ein schmaler Fluss, aber nach der

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