Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder im Kosmos

Brüder im Kosmos

Titel: Brüder im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
Vom Netzwerk:
Überraschungen die Kelgianer aufwarten können. Ich hoffe, daß dieser Krieg sehr rasch enden wird, wenn das Heldentum des Hysterikers mit dem Mut der in der Enge getriebenen Ratte zusammenprallt.«
    »Da erhoffen Sie viel«, sagte Dermod ärgerlich. »Passen Sie auf: Ich will Ihnen genau erklären, was ich für morgen geplant habe, nur daß Ihre Enttäuschung nicht zu groß sein wird, wenn Ihre Hoffnungen sich nicht erfüllen …« Er sagte dem anderen, daß es ungefähr zwanzig Kilometer voraus ein langes, trogförmiges Tal gebe, das in Nordsüdrichtung verlaufe. Seine Luftaufklärung habe gezeigt, daß sich in dem Tal drei Ausbildungsgruppen von Kelgianern befänden, zwei kleinere und eine ziemlich große, insgesamt etwa neunhundert Kämpfer stark. Das gebirgige Land würde ihm erlauben, seine Streitkräfte unbemerkt an das Tal heranzuführen, aber um doppelt sicher zu sein, daß er das Überraschungsmoment auf seiner Seite hätte, werde er seine Leute nachmittags ausruhen und sie erst während der Nacht in ihre Positionen einrücken lassen.
    Das erste und dritte Bataillon würden am Nordende des Tals in Stellung gehen und bei Tagesanbruch südwärts vordringen. So würden sie zuerst auf einen kleineren Trupp von hundertfünfzig oder zweihundert Kelgianern stoßen, und wenn sie diesen Gegner nicht völlig vernichteten, würden die Überlebenden auf den zweiten Trupp zurückfallen, der auch klein sei. Die in Panik fliehenden Reste der zwei Trupps würden dann in den dritten und größten Haufen rennen und ihn mit ihrer Panik infizieren. Ginge alles nach Plan, so würde es zu einer allgemeinen, kopflosen Flucht zum Südende des Tals kommen, wo das zweite Bataillon zwischen den Felsen und in den Trockenschluchten die Fliehenden erwarten würde.
    Und um die Sache in Gang zu halten, würden Abteilungen des vierten Bataillons zu beiden Seiten an den Talhängen stationiert werden, um die flüchtenden Kelgianer unter Beschuß zu nehmen und Handgranaten auf jene zu werfen, die an den wenigen Stellen, wo ein Aufstieg möglich sei, aus dem Tal zu klettern suchten. Ferner werde das vierte Bataillon sich aller Beobachter annehmen, die der Feind etwa über dem Tal postiert hätte, obwohl er, Dermod, nicht damit rechne, weil die Kelgianer in dieser und der kommenden Woche bestimmt noch keinen Angriff erwarteten.
    »Sie werden natürlich nicht alle getötet«, sagte Dermod. »Ich hoffe, daß einige wenige entkommen und Schrecken und Mutlosigkeit unter den übrigen Gegnern verbreiten werden. Das würde unsere späteren Kämpfe um einiges leichter machen.«
    Der Mann der Wache schwieg lange, dann sagte er zögernd: »Kelgia ist ein hochzivilisierter, kultivierter und wissenschaftlich fortgeschrittener Planet. Siebenundfünfzig Prozent seiner Bewohner sind Galaktische Bürger. Ihre Gegner sind nur die kelgianischen Gegenstücke Ihrer selbst, aber sie haben Gedanken und Gefühle, die von Ihnen verstanden und geteilt werden können. Sie kennen wie wir Ehe und familiäre Beziehungen, was beweist, wie nahe sie uns stehen. Macht Ihnen der Gedanke, so viele von diesen intelligenten Wesen ums Leben zu bringen, gar nichts aus?«
    Dermod sagte abweisend: »Krieg ist ein schmutziges Geschäft.«
    »Das geben Sie also zu?« sagte der Psychologe. »Aber haben Sie immer so gedacht? Oder dachten Sie, daß Krieg etwas Aufregendes und Romantisches sei?«
    Dermod antwortete nicht.
    »Sie sind ein sehr ungewöhnlicher und talentierter Mann, Colonel Dermod«, fuhr der andere fort. »Ich würde sogar sagen, daß Sie nicht sind, der zu sein Sie vorgeben, daß es Ihnen irgendwie gelungen ist, die Identität mit dem wirklichen Dermod zu tauschen …«
     
    Plötzlich rasten Dermods Gedanken zurück zu jenem Abschnitt von Raum und Zeit, wo er an Bord einer Düsenverkehrsmaschine gewesen war. Eine Explosion im Laderaum hatte den Rumpf aufgerissen und die Steuerung lahmgelegt, und der Pilot hatte versucht, seine abstürzende Maschine abzufangen und im Meer notzuwassern. Im Sitz neben ihm war ein schmächtiges, ziemlich schüchternes Individuum namens Jonathan Dermod gewesen, das über sein Vorhaben gesprochen hatte, die Offizierslaufbahn zu beschreiten. Der junge Mann war beim Aufprall der Maschine in die See getötet worden, und aus irgendeinem Grund – vielleicht mit der Idee, seine Angehörigen zu benachrichtigen – hatte er Dermods Identitätsplakette an sich genommen. Aber als er entdeckt hatte, daß es keine Angehörigen gab und daß keiner der

Weitere Kostenlose Bücher