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Brüder im Kosmos

Brüder im Kosmos

Titel: Brüder im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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unter Kontrolle. Er sagte: »Wir waren dem Gegner zahlenmäßig weit überlegen, und außerdem überraschten wir ihn. Es war ein Sieg, aber keine Schlacht.«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen«, sagte der Mann der Wache. »Mich interessiert vor allem die Verlustliste. Der Kolonne, die Sie überfielen, gehörten zweihundertdreiundfünfzig Kelgianer an – ich hörte diese Zahl im kelgianischen Basislager –, und diese Lebensform ist, wie Sie wissen, leicht verwundbar. Wie viele wurden getötet, und wo sind die Gefangenen?«
    »Es gab keine Gefangenen.«
    »Sie … Sie töteten alle?«
    Dermod nickte.
    Den Rest des Tages blieb der Mann der Wache stumm. Sein Gesicht war bleich, und er sah nicht gut aus, und er saß so weit wie möglich von Dermod entfernt.
    Auch die vier folgenden Tage blieb er wortkarg. Briggs und Dowling hielten die feindliche Basis unter Luftbeobachtung. Sie meldeten, daß der Feind in Gruppen von ungefähr fünfhundert in den umliegenden Hügeln Manöver abhielt, offenbar zu Ausbildungszwecken. Bis auf den Abend des zweiten Tages, als sie eine beträchtliche Fläche Buschland in Brand gesetzt hatten – sehr wahrscheinlich mit ihren Explosivgeschossen – gab es nichts Ungewöhnliches in den Meldungen.
    An diesem selben Abend hatte Dermod entschieden, daß es nicht länger nötig sei, seine Flugzeuge vor dem Feind zu verbergen, denn Dowling war mit zwei Durchschüssen in der Tragfläche von seinem Flug zurückgekehrt. Dowling, grau vor Angst, hatte Dermod nach der Landung gesagt, daß die Maschine abgestürzt und er getötet worden wäre, wenn die Geschosse eines der Trägerelemente getroffen hätten und explodiert wären, statt die Tragfläche glatt zu durchschlagen. Sein Kollege Briggs pflichtete ihm bei, und alle zwei informierten Dermod, daß sie nicht wieder fliegen würden.
    Es hatte Dermod seine ganze Überredungskunst gekostet, die beiden Flieger zu einer Sinnesänderung zu bewegen, und als sie weiteren Flügen zustimmten, taten sie es nur unter der Bedingung, daß sie ihre Beobachtungen künftig aus größerer Höhe machen würden, wo sie vom Gewehrfeuer der Kelgianer verschont blieben. Meldungen über feindliche Bewegungen waren auch danach genau, aber über die feineren Details – wie etwa über die Waffen, die der Feind zum Ausgleich für seine drei Flugzeuge erhalten hatte – wußte Dermod nichts. Wenn er nur Clifton hätte …
    Alle seine sorgfältig ausgearbeiteten Pläne und Operationen wären zum Scheitern verurteilt, wenn Cliftons Mission erfolglos verlief. Und allmählich begann er den General als ein willensschwaches, ängstliches altes Weib zu verachten und zu hassen: Prentiss schickte ständig Befehle, daß er den Gefangenen zum Lager zurückschicken solle. Offenbar fürchtete er um seine Stellung und wollte irgendeinen verräterischen Handel mit dem Mann der Wache abschließen. Dermod begann sich zu ärgern, daß er sich selbst mit Kopf und Kragen diesem großartigen und wichtigen Kreuzzug zur Befreiung der Galaxis von der Tyrannei der Wache und ihrer politischen Hintermänner gewidmet hatte, denn er hatte mehr als den Verdacht, daß die Masse der Bevölkerung einfach zu apathisch sei, um sich so oder so zu engagieren.
     
    Am fünften Tag nach dem Abmarsch fing der Psychologe wieder zu reden an – beinahe an dem Punkt, wo er das letztemal verstummt war.
    »Sie wissen, Colonel«, sagte er, »daß wir von der Wache weit herumkommen. In unseren Augen sind nahezu alle stark – oder, um ganz ehrlich zu sein, fast genauso stark – der Tod von so vielen Kelgianern berührt mich genauso wie die Abschlachtung einer gleichen Zahl von Menschen. Warum war es nötig, sie alle zu töten? Haben Sie die Absicht, das gleiche wieder zu tun, und wie bringen Sie es fertig, nachts zu schlafen?«
    »Ich will Ihre Fragen in der umgekehrten Reihenfolge beantworten«, sagte Dermod. »Erstens: Das geht Sie nichts an. Zweitens: Ich werde den Feind wieder angreifen, sooft sich die Gelegenheit ergibt. Drittens: Es war nicht notwendig, sie alle zu töten, aber es war das sicherste Verfahren. Außerdem hätte ich meine Männer gar nicht hindern können …«
    »Ich weiß, ich weiß«, unterbrach der Mann der Wache. »Ich habe die Geschichte von Ihnen und Davis und Ihrem Lockmanöver gehört. Aber hätten Sie nicht Befehl geben können, Gefangene zu machen, statt einfach zweihundertdreiundfünfzig Kelgianer abschlachten zu lassen?«
    »Eben nicht«, antwortete Dermod ärgerlich. »Versetzen Sie sich

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