Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder im Kosmos

Brüder im Kosmos

Titel: Brüder im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
Vom Netzwerk:
anderen durch Argumente oder Angst zur Vernunft kommen. Nichts ist so geeignet wie die Todesfurcht, um Leute zur Vernunft zu bringen, und das gilt besonders für die willensschwachen, leicht zu beeindruckenden Typen, die sich vom Gerechtigkeitsfimmel oder dem verwundeten Stolz anderer aufputschen lassen, bis sie glauben, deswegen Krieg führen zu müssen. Und gewöhnlich finden wir heraus, daß der Mann, dessen Stolz gelitten hat, nirgendwo in der Nähe der Front ist, wenn die Kämpfe beginnen …«
    Dermod winkte verärgert ab. »Wir und unseresgleichen auf anderen Planeten sind verfolgte und unterdrückte Gruppen, die von Ihnen offensichtlich als Lebewesen zweiter Klasse angesehen werden, gerade gut genug, um die Dreckarbeit für die anderen zu machen. Wenn wir nicht zu viele wären, würden Sie uns am liebsten auslöschen, weil wir stolz, eigensinnig, unabhängig und wegen dieser Eigenschaften eine Quelle des Verdrusses für Sie sind …«
    »Das ist Unsinn!« sagte der Psychologe heftig. »Jeder von Ihnen kann ein Galaktischer Bürger werden, vorausgesetzt er lernt und zeigt sich fähig, reibungslos mit anderen Lebensformen zu koexistieren.«
    »So?« sagte Dermod trocken. »Warum schraubt man die Anforderungen dann so hoch, daß ein mäßig intelligenter Mensch kaum eine Chance hat, die geforderten Voraussetzungen zu erfüllen?« Er hatte den anderen jetzt durcheinandergebracht, was ihm sehr gefiel. »Übrigens halten nur sehr wenige von uns das Ziel für der Mühe wert«, fügte er hinzu, und dann beendete er die Diskussion, indem er aus dem Fahrzeug kletterte und zu den Verpflegungswagen ging.
    Aber der Psychologe blieb Dermod auf den Fersen und redete auf ihn ein, wann immer er eine Gelegenheit dazu sah. Als Dermod hin und wieder stehenblieb, um ein paar Worte der Ermunterung zu sagen oder mit Gruppen seiner Männer zu scherzen, die jetzt in den spärlichen Schatten trockener Sträucher lagen und saßen und ihre Rationen verzehrten, redete sein ungebetener Begleiter unverdrossen weiter.
    Der gegenwärtige Krieg, so erklärte er, sei von einer sogenannten Handelsdelegation, bestehend aus Nicht-Bürgern von der Erde, ausgelöst worden. Von Rechts wegen sollte niemandem, der nicht Galaktischer Bürger sei, der Umgang mit anderen Lebensformen gestattet werden, aber leider gebe es noch kein entsprechendes Gesetz, und so habe man die Handelsdelegation nach Kelgia reisen lassen. Die kelgianischen Galaktiker hätten natürlich nichts mit ihnen zu schaffen haben wollen, um so weniger, als die Leute von der Erde am Ankauf bestimmter Waffen interessiert gewesen seien, und so seien die Menschen gezwungen gewesen, mit kelgianischen Nicht-Bürgern zu verhandeln. Mißverständnisse durch Unwissenheit, harte Worte und Übervorteilungsversuche von beiden Seiten hätten dann zu einer Auseinandersetzung geführt, in deren Verlauf zwei Menschen und mindestens ebenso viele Kelgianer den Tod gefunden hätten. Außerdem habe es auf beiden Seiten eine Anzahl von Verletzten gegeben. Dieser Vorfall habe bei der Bevölkerung beider Rassen so große Erregung ausgelöst, daß beide Seiten einen Krieg verlangt hätten. Widerwillig habe die Wache diesen Wünschen nachgegeben …
     
    Schließlich konnte Dermod es nicht länger ertragen.
    »Sergeant!« rief er und wartete, während der Mann aufsprang und zu ihm kam. »Stellen Sie diesen Mann unter Bewachung«, fuhr er mit einer Kopfbewegung zum Psychologen fort, »und lassen Sie ihn unter keinen Umständen reden. Wenn er anders nicht zum Schweigen zu bringen ist, töten Sie ihn.«
    Als der Psychologe weggeführt wurde, begriff Dermod mit Verblüffung, daß jedes Wort, das er eben gesagt hatte, sein Ernst gewesen war. Er zitterte vor Zorn, als er sich umwandte, um irgendwo eine schattige Stelle zu finden, wo auch er bis Sonnenuntergang ausruhen könnte, aber nachdem er einen Platz gefunden hatte, fand er es unmöglich, zu schlafen. Jedesmal wenn er seine Gedanken von den zahllosen Einzelheiten des Feldzugs freimachte, schoben sich andere Überlegungen in den frei gewordenen Raum. Er sah die schöne, überzeugende Einfachheit des Planes und konnte keinen Makel daran finden, aber dann stellten sich die Bedenken ein. Angenommen, er wäre erfolgreich und gewönne diesen Krieg, und der General würde dann wieder die Dinge in die Hand nehmen? Welche Unordnung würde diese opportunistische, ängstliche, alte Memme in die Sache hineinbringen …?
     
8.
     
    Im Morgengrauen des nächsten Tages

Weitere Kostenlose Bücher