Brunftzeit
sie sich, was alles viel komplizierter machte, als mir lieb war. Und obwohl ich offen gewesen war, fühlte ich mich schuldig, weil ich ihnen Schmerz zugefügt hatte.
Damals – es war kurz nach meinem dreißigsten Geburtstag – fühlte ich mich wie ein unvollendetes Werk und wurde in der Folge zu jemandem, den man durchaus als Mistkerl beschreiben könnte. Zwar log ich nicht und führte auch niemanden an der Nase herum, aber ich war egoistisch und gefühlsmäßig unnahbar.
Doch ich wuchs an meinen Schwierigkeiten, lernte mich selbst immer besser kennen, und irgendwann Anfang dreißig hatte ich das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Ich hatte mehr Vertrauen in das, was ich tat und ruhte mehr in mir selbst. Ein großer Teil dieser neuen Zufriedenheit lag in meiner Arbeit begründet. Seit meinem Uni-Abschluss ist meine Arbeit mehr für mich gewesen als lediglich die Möglichkeit, Geld für den Bierkonsum des nächsten Monats zu verdienen, ich konnte mich noch nie nur um des Verdienstes wegen für einen Job verdingen, weil ich mich einer Arbeit nämlich nur dann wirklich widmen kann, wenn ich begeistert davon bin.
Das war schon immer eine meiner Schwächen, aber glücklicherweise fand ich irgendwann meine Bestimmung, konnte mich für meine Arbeit begeistern und wurde glücklicher, als ich viele Monate lang gewesen war.
Schon kurz darauf hörte ich auf, ein Mistkerl zu sein.
Dan C. und ich lernten, uns selbst zu lieben – wie niedlich!
Spaß beiseite: Ich habe durch diese Erfahrung gelernt, dass die alte Weisheit, man müsse erst sich selbst lieben lernen, ehe man andere lieben kann, Wort für Wort stimmt. Ich werde darauf später noch einmal zurückkommen, aber ich möchte sie hier schon erwähnen, damit Sie bemerken, dass dieser Prozesssowohl bei Männern als auch bei Frauen stattfindet. Interessant ist, dass es zwar fraglos positiv für einen Menschen ist, sich selbst lieben zu lernen, dass aber niemand mit dem Vorgang zu tun haben will, ehe er nicht das Ende des Lernprozesses erreicht hat. Und auch das trifft auf Menschen beiderlei Geschlechts zu.
Mistkerl Nummer drei – ein prima Kerl
Gordon war immer schon ein netter Kerl. Er hatte ernsthafte Beziehungen, viele weibliche Freunde und ging nicht fremd. Er war ein glücklicher Mensch.
Doch plötzlich änderte sich alles.
Nacheinander gingen mehrere Beziehungen in die Brüche, und Gordon hatte das Gefühl, von den jeweiligen Frauen schlecht behandelt worden zu sein. Die Vorfälle schwächten sein Selbstvertrauen. In Verbindung mit seinem Alter – er war ungefähr fünfundzwanzig und dabei, sich beruflich hochzuarbeiten – wurde aus Gordon ein Spieler. Er schlief sich kreuz und quer durch alle Betten und hatte belanglose Techtelmechtel mit Frauen, die er wer weiß wo aufgabelte. Da er clever, witzig und sehr angenehm ist, fiel ihm das Aufreißen nicht schwer.
Genau wie Dan C. und ich aber baute auch Gordon Mauern um seine Seele. Niemand konnte ihm wirklich nahekommen. Und genau diese distanzierte, aber im Grunde nette Persönlichkeit führte dazu, dass jede Frau, mit dem er ausging, sich in ihn verliebte – Frauen können Mistkerlen nun einmal nicht widerstehen.
Für diese Frauen war Gordons Herz eine Burg, die es zu erobern galt. Dabei hatten sie nur ein Problem: Gordon war absolut nicht bereit, die Tore zu öffnen.
Und genau das ist ein Mistkerl – eine Burg mit starken, hohen Mauern. Eine Frau kann nur hinein, wenn der Bewohnerim Innern der Burg beschließt, die Tore zu öffnen. Die Chancen, den Burgbewohner zu überzeugen , die Tore zu öffnen, sind verschwindend gering. Zwar werden sie irgendwann wieder aufgemacht, aber erst dann, wenn es dem Burgherrn passt. Er muss sich bewusst oder unbewusst dafür entscheiden.
Sie allerdings haben nicht die geringste Chance, die Tore zu einem Ihnen genehmen Zeitpunkt zu öffnen. Das hat nichts mit Ihnen persönlich zu tun – ich bin sicher, Sie sind entzückend –, sondern liegt ausschließlich in der Funktionsweise von Männern begründet. In manchen Lebensphasen sind wir nicht erreichbar, ganz gleich, wer an unsere Tore klopft. Niemand darf rein.
Fakt ist, dass fast alle Mistkerle irgendwann erwachsen werden. Aber Sie können sie nicht dazu zwingen.
Wenn sich die Tore schließlich öffnen
Ebenso wie Dan C. ist auch Gordon ein intelligenter, netter, reifender Mensch. Wenn er irgendwann seine Tore wieder öffnet, kann sich die Frau, die er willkommen heißt, wirklich glücklich schätzen. Er wird sie
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