Brunftzeit
lange nicht am Ende des Weges angekommen und kann manchmal noch ziemlich verärgert, unhöflich und echt gemein sein. Aber zumindest weiß ich jetzt, warum ich so bin. Und immer, wenn ich auf der Straße einen Kerl sehe, der seine Freundin anschnauzt, weiß ich genau, was da los ist.
Ich glaube, Frauen sollten sorgfältig darauf achten, ob ein Mann sich selbst leiden kann, ehe sie die Sache weiter vorantreiben. Sie müssen aber sehr genau hinsehen, weil Männer ihren Selbsthass ausgezeichnet verbergen können. Vertraut mir, Leute. Ich weiß, wovon ich rede.«
Die Wurzeln von Dan C’s Bosheit
Als ich diesen Beitrag las, beeindruckte mich insbesondere Dan C’s Selbsteinschätzung. Es gibt nicht viele Männer, die sich selbst gut genug kennen, um dermaßen präzise und aufrichtig über ihre Persönlichkeit sprechen zu können. Hinzu kommt, dass Dan C. ein guter Freund von mir ist, den ich mag und respektiere; ich fand es daher schwierig, mir vorzustellen, dass er sich überhaupt jemals so benommen hat. Wie aber wurde aus diesem anständigen Kerl überhaupt ein Mistkerl? Oder anders herum: Wie wurde aus diesem Mistkerl überhaupt ein anständiger Kerl?
Während der Mistkerl-Phase kam Dan C’s Seelenleben nicht zur Ruhe. Im Vorfeld war er mehrmals von Frauen verletzt und gedemütigt worden, und diese Erfahrungen machten ihn misstrauisch. Hinzu kamen die damalige unsichere berufliche Situation sowie ein kompliziertes Familienleben, das Krisen und Selbstzweifel nach sich zog. Diese Kombination ist aber nicht nur magenschädlich, sondern sowohl für die Betroffenen als auch für die Menschen, die ihnen nahestehen, sehr gefährlich. (Das können Sie unbesehen glauben – ich kenne die Problematik nur allzu gut).
Für Dan C. lief es darauf hinaus, dass er Minderwertigkeitskomplexe entwickelte. Er verdiente nicht viel Geld, seine beruflichen Träume zerschlugen sich, und außerdem konnte er die von ihm begehrte Frau nicht bekommen. Für seinen Frust fand er zwei Ventile: Alkohol und Frauen. Und im Lauf der Zeit wurde aus ihm, wie er selbst zugegeben hat, ein besonders übler Mistkerl.
Doch heute ist er das nicht mehr. Er bemüht sich ernsthaft, netter zu sein, und wird sich erst wieder auf eine Frau einlassen, wenn er sie wirklich mag. Er ist einige Jahre älter und klüger und dazu noch gesetzter; er reift zum Mann.
Männer sind wie Wein – je reifer, desto besser
Ebenso wie Dan C. habe auch ich eine Phase mit beruflichen Sorgen durchgemacht, in der ich nicht wusste, in welche Richtung das Leben mich führen würde. Ich befürchtete, meineZeit zu verschwenden, nie irgendwo anzukommen, alle, die mich liebten, zu enttäuschen, niemals in der Lage zu sein, eine Familie zu ernähren, und als armes, einsames Überbleibsel zu enden. Ich glaube, in solchen Momenten lernt ein Mensch, was Angst ist. Es war zumindest die stressigste Zeit meines Lebens.
Um mir Mut zu machen, rief ich mir immer wieder folgende Zeilen aus Sonnencreme von Baz Luhrmann ins Gedächtnis:
»Fühlen Sie sich nicht schuldig, wenn Sie nicht wissen, was Sie mit Ihrem Leben anfangen sollen. Die interessantesten Leute, die ich kenne, wussten mit 22 auch nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen sollten. Einige der interessantesten 40-Jährigen wissen es immer noch nicht.«
Dies und das Verfolgen der Serie Entourage (eines der besten Formate, das ich je im Fernsehen gesehen habe) führten dazu, dass meine Lebenseinstellung trotz allem einigermaßen positiv blieb.
In dieser Zeit wollte ich niemandem nahekommen. Ohne meine Freunde, männlich wie weiblich, sowie meine Familie wüsste ich ehrlich nicht, wo ich heute stünde. Aber während mir meine Freunde und meine Familie wichtiger waren (und sind!), als ich es je auszudrücken vermag, fand sich weder in meinem Kopf noch in meinem Herzen Platz für eine Romanze. Ich glaube, es lag daran, dass ich nicht noch verletzlicher werden wollte, als ich ohnehin schon war. Meine Zukunft stand bereits auf dem Spiel – da wollte ich mein Herz lieber aus der Schusslinie halten.
Ich ging zwar mit Frauen aus, wusste aber im Voraus, dass nichts Ernstes passieren würde. Es lag nicht an ihnen, sondern daran, wie ich mich fühlte – ich war weit entfernt von dem glücklichen, entspannten, auf sich selbst vertrauenden Menschen, der ich so gern gewesen wäre. Ich war beim ersten Kennenlernen bezüglich meiner Absichten immer aufrichtig, doch obwohl die Frauen wussten, dass keine Chance auf eineBeziehung bestand, verliebten
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