Buddhas Anleitung für eine glückliche Partnerschaft
Überforderungsgefühlen. Doch selbst eine schwierige Beziehung kann sich schnell erholen, wenn es uns gelingt, unser Miteinander konstruktiv zu gestalten.
Weisheitsgeschichte
Ein Junge fragte den Dorfweisen: »Was ist Hingabe, Meister?« Dieser antwortete: »Mach einfach die Augen auf, schau, staune, zeige Interesse. Die Natur macht es dir vor. Hingabe bedeutet Einverstandensein. Schau dir die Pflanzen an – sie wachsen und gedeihen dort, wo der Samen zufällig hinfiel. Wenn wir Menschen nur bereit sind, uns hinzugeben, solange die Dinge so laufen, wie wir sie gerne hätten – wo ist da das Einverstandensein mit dem, was ist?
Unsere Lebenssituation spiegelt genau das, was wir erzeugt haben. Sind wir damit nicht einverstanden, lehnen wir unsere eigene Schöpfung ab. Nehmen wir an, was ist, werden wir reich.«
Wege aus Ablehnung und Widerwillen
Wenn wir uns darin üben, Mitgefühl und Liebe für uns selbst zu empfinden ( siehe die Tonglen-Meditation [→] ), können wir diese positiven Gefühle nach und nach auch unserem Partner entgegenbringen.
Innere Fülle durch Mitgefühl erlangen
Mitgefühl ist nicht zu verwechseln mit Mitleid. Sind wir mitfühlend, nehmen wir warmherzig, freundlich, aufrichtig und verständnisvoll Anteil an der Gefühlslage und der Situation unseres Partners, ohne uns jedoch sein Leid und seine emotionale Verstrickung zueigenzumachen und mit ihm mitzuleiden (das wäre Mitleid). Wenn wir uns darüber im Klaren sind, wie sich problematische Gefühle und die daraus entstehenden leidvollen Verstrickungen aufbauen, wissen wir auch, was der andere braucht, damit sich diese wieder auflösen können. Wirkliches Mitgefühl geht daher Hand in Hand mit achtsamem Bewusstsein und Weisheit.
Das Beziehungsleben mit Mitgefühl zu gestalten ist allerdings eine besondere Herausforderung – auch unter sogenannten Liebenden! Es ist noch relativ einfach, auf unserem Meditationskissen sitzend Tausende von Menschen in Gedanken zu lieben und ihnen alles Gute zu wünschen. Doch einen einzigen Menschen, unseren Partner, voll und ganz anzunehmen, zu akzeptieren und zu lieben, das stellt sich als schwierig heraus. Jeder Gedanke, jedes Wort und jede Tat birgt jedoch die Möglichkeit in sich, ein Ausdruck der Liebe und des Mitgefühls zu sein. Und gerade hier, mitten im Alltag, im Kontakt mit unserem unperfekten Partner in unserer greifbaren, konkreten Beziehung können wir die Kunst des Liebens sowie Weisheit und echtes Mitgefühl entwickeln.
Sechs Arten, eine mitfühlende Beziehung zu pflegen
In der buddhistischen Schulung gibt es sechs geistige Einstellungen, die uns sehr helfen können, uns über unsere egoistische, ablehnende Haltung hinauszubewegen und mit unserem Partner in liebevollen Kontakt zu treten. Sie werden in Sanskrit »Paramitas« genannt, was übersetzt so viel bedeutet wie »Heilsame Qualitäten« oder »Das, was uns zum anderen Ufer führt«.
Wenn wir sie üben, werden unsere Gewohnheitsmuster erschüttert: Wir brauchen nicht länger festzuhalten, zu verletzen, zu kontrollieren oder ungeduldig Druck auf unseren Partner auszuüben. Konkret sind es die Übungen in Großzügigkeit, Disziplin, Geduld, Begeisterung und Energie, geistiger Sammlung und Weisheit.
Vielleicht stoßen uns diese Begriffe schon beim Lesen unangenehm auf und wir empfinden deutliche Ablehnung. Wir sind es nun mal gewöhnt, kleinlich nachzurechnen, ob der andere auch seinen Teil für die Beziehung beiträgt. Wir lassen uns gehen, weil wir seine Gegenwart als selbstverständlich ansehen. Uns fehlt die Geduld, die immer gleichen Probleme durchzukauen oder seine Eigenheiten weiter zu ertragen. Wir empfinden nur noch Überdruss, da es immer um dieselben Schwierigkeiten geht und wir scheinbar nie vorankommen.
Und wie sollen bitteschön bei all der Wut und Verzweiflung in uns geistige Sammlung, Ruhe und Konzentration zum Tragen kommen? Von Weisheit mal ganz abgesehen … Aus all diesen Gründen ist unsere Beziehung auch das beste Übungsfeld!
Wenn wir etwas nicht wollen, ziehen wir uns auf unsere Ego-Insel zurück, auf der uns niemand mehr erreichen kann. Und hier versauern nicht nur wir, sondern es verkümmert auch unsere Beziehung. Unsere Rückzugstendenzen und unsere Egozentriertheit werden als Gewohnheitsmuster noch mehr gestärkt, und es fällt uns immer schwerer, auf den anderen zuzugehen und wieder Potenzial in die Beziehung einzubringen. Zum Schluss bleibt als Ausweg meist nur die Trennung und dann geht beim nächsten
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