Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
psychologischer oder medikamentöser Hilfe, um nicht den Fehler
seines Vaters zu wiederholen. In seinen letzten zehn Jahren, sowie in den
nächsten Paar entwickelte der junge Mann eine fast krankhafte Hassliebe zu dem
Tod. Er zahlte monatlich Spenden für verschiedene medizinische Forschungen, die
speziell das Ziel verfolgten, das Sterben zu bezwingen. Nach einer Zeit, als er
eingesehen hat, dass sein Beitrag zur Rettung der Menschen zu gering war,
schmiss er sein Biologiestudium und fing ein neues an. Nur drei Jahre später
wurde aus ihm ein Doktor der Wirtschaftswissenschaften. Er machte eine rasche
Kariere bei einem medizinisch-biologischen Forschungsinstitut und besetzte mit
nur achtundzwanzig Jahren eine leitende Stelle im Vorstand. Fünf Jahre lang
sorgte der Mann für den wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Erfolg des
immer größer werdenden Unternehmens. Drei Nobelpreise gewannen verschiedene
Forschungsteams unter seiner Leitung, zwei für Physiologie und Medizin und
einen für den neuen Forschungsbereich des Instituts Physik. Er brachte nicht
nur seinen Mitarbeitern Erfolg, Anerkennung und einen gewissen Wohlstand,
sondern baute auch ein eigenes kleines Vermögen auf. In seiner direkten
Umgebung wurde er genauso geliebt, wie gefürchtet; geliebt für seine Leistungen
und seinen Umgang mit Menschen und gefürchtet wegen genau denselben Gründen.
Jedes einzelne Genie des Instituts fühlte sich ihm geistig unterlegen. Zu
keinem von denen hatte er eine engere Beziehung aufgebaut. Niemand wusste
wirklich, was in seinem Kopf vorgeht, sowie niemand wirklich voraussagen
konnte, was er als Nächstes tut.
Dreizehn Jahre nach dem Tod von Toranosuke Kamikaze haben
seine beiden Kinder Emiko und Takeo Kamikaze den letzten Entwurf ihres Vaters
veröffentlicht. Ab diesem Jahr sollte Toranosuke jahrzehntelang für den größten
Künstler aller Zeiten gehalten werden. Einige vergöttern ihn noch bis heute.
Dreizehn Jahre nach dem Tod der Frau und der Tochter der Hauptfigur dieser
Geschichte an dem letzen Septembersonntag fand ihn die Polizei in seiner
Wohnung starr in einem Sessel sitzend mit einer brennenden Zigarette in der
Hand. Direkt hinter dem Sessel lag ein noch warmer dennoch toter Körper eines
Mitarbeiters des Instituts...
.Die letzten Missverständnisse der freien Marktwirtschaft.
_.Was ist das?
.Das war der Titel seiner Doktorarbeit. Ich fand, sie war
mehr ein Manifest, als ein wissenschaftliches Werk.
_.Das Ende des Zwangsmaterialismus und die effektive
Umstellung auf Informations- und Dienstleistungsgesellschaft.
.Und was ist das? Hört sich wie eine Parole an.
_.So ungefähr klang sein Beitrag, für den er seinen
Nobel-Gedenkpreis für Wirtschaftswissenschaft erhielt.
.Na schön. Was ist danach mit ihm passiert ... nach meinem
Tod?
_.Nach deinem ... Tod ... schloss er einen Kompromiss mit
den Behörden. Er bezahlte eine beträchtliche Kaution, bekam Ausgangssperre mit
Überwachung und unterschrieb ein Geständnis. Im Gegenzug dazu durfte er ein
Penthaus mit einem Ausblick über die ganze Stadt beziehen und bekam einen
dreimonatigen Prozessaufschub. Wer hätte das gedacht; rechtzeitig zu
Weihnachten ließ er ein Buch von sich veröffentlichen, das keinen Titel trug.
Überhaupt stand Nichts weder auf dem Bucheinband, noch auf der Titelseite, es
gab weder ein Inhaltsverzeichnis, noch Angeben zu den Herausgebern, sondern
ausschließlich den Text. Der Einband, sowie alle Seiten des Buches hatten die
Farbe Mittelgrau. Es war das perfekte Mittelgrau, was viele Photographen schon
allein aus diesem Grund dazu veranlasste das Buch zu kaufen. Die Schrift hatte
die weiße beziehungsweise die schwarze Farbe. In seinem Werk hat er sich gegen
die abgestandenen Konventionen ausgesprochen, im Speziellen gegen das
judikative Bestrafungssystem. Er sah die Gesellschaft so weit, dass sie nach
dem Verzicht auf körperliche Bestrafung, auch die Bestrafung des Geistes
einstellen kann. Eine Gesellschaft, die einen Menschen zuerst zu einem
Verbrechen bewegt, um ihn danach für die eigenen Fehler zu verurteilen, wäre
nur halb so zivilisiert, wie die Eine, die die eigenen Fehler einsieht und sich
beim Menschen vielleicht sogar entschuldigt. Ein Gericht sollte nicht über den
Verbrecher urteilen, sondern über die Umstände und Gründe des Verbrechens sowie
über die Möglichkeiten, den Opfern der Untat inklusive des Verbrechers selbst
zu helfen. Viele dachten, dass er mit diesem Buch Straffreiheit für sich
erreichen
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