Burke 2 - Strega
– die Ärzte würden sie nie ganz richten können. Der Freak hatte seinen Mund weit geöffnet, bereit zu einem verzweifelten Schrei, als er die Pistole fünf Zentimeter vor seinem Gesicht sah. Der Schrei erstarb – er wollte das nicht.
»Mark«, erklärte ich ihm, »hör mir gut zu. Ich kenne deinen Namen, deine Adresse, deine Versicherungsnummer ... ich kenne alles. Falls das hier je wieder passiert – falls du bloß mit einer Schere an eine Zeitung rangehst oder wieder einen Anruf machst –, geh ich hin und zieh dir die Augen mit ’ner Kombizange aus dem Kopf und verfüttere sie dir. Hast du kapiert?«
Der Freak blickte mich an, sein Körper funktionierte, doch um sein Hirn stand es schlecht. Alles, was er sagen konnte, war: »Bitte ...« Das war nicht genug.
»Mark, wenn du in die Notaufnahme kommst, erklärst du ihnen besser, daß du dich selbe verletzt hast, klar? Ziehst du da jemand anderen rein, dann bist du Hackfleisch. In ’ner knappen Minute sind wir hier weg. Du kannst noch fahren, und der Schmerz geht vorbei. Aber wenn du je den Schmerz vergißt, kommt ’ne Masse mehr davon nach, okay?«
»Ja«, sagte der Freak.
»Oh, eine Sache noch«, erklärte ich ihm, »ich muß sichergehn, daß du’s nicht vergißt, Mark. Und, wie gesagt, der Schmerz geht vorbei. Also hinterlaß ich dir was als ständiges Andenken an dein kleines Kriegsspiel von heute.«
Der Blick des Freaks wurde irr, als ich das Schlachtermesser aus meinem Mantel zog und zu seiner auf dem Baumstumpf ruhenden Hand runterschaute.
»Beweg dich nicht«, sagte ich ihm, aber er zuckte mit der Hand zurück und versuchte davonzulaufen. Mit einem gebrochenen Bein kann man nicht davonlaufen. Diesmal ließen wir ihn brüllen.
Max schleppte ihn zum Hackblock zurück und drückte den Unterarm des Freaks runter wie mit einer Schraubzwinge.
»Siehst du jetzt, was du dir angetan hast, Mark?« fragte ich ihn.
»Du hast aus einem hübsch sauber gebrochenen Bein eine komplizierte Fraktur gemacht. Zappelst du jetzt zuviel rum, dann verlierst du locker den Arm statt bloß eine Hand, okay?«
Der schleimige Geruch des Freaks mischte sich mit dem von Urin, als er die Kontrolle über sich verlor. Er gab Geräusche von sich, aber das waren keine Worte. Max griff sich die Fingerspitzen des Freaks und streckte seine Hand für mich aus. Ich hob das Schlachtermesser hoch über meinem Kopf und ließ es runtersausen. Der Freak schnappte nach Luft und wurde ohnmächtig.
Ich schlug mit dem Messer vorbei, blickte wieder zu Max. Augenblicklich griff er die Hand des Freaks und streckte sie wieder, aber ich winkte ab. Wenn der Freak aus dem, was ihm bereits passiert war, nichts gelernt hatte, war er jenseits von allem, was wir tun konnten.
Zeit zu gehen. Max las mit einer Hand die beiden Kartons mit Dreck auf, und wir machten uns auf den Weg zur Blende zurück.
Ich zog das Fenstergitter raus und trug es zu dem versteckten Plymouth. Weitere zehn Minuten, und wir stießen aus dem Wald auf die Fahrbahn. Ich ließ Max im Auto und benutzte einige Äste, um die Reifenspuren zu verwischen.
Weitere fünf Minuten, und wir verschwanden auf dem Inter-Boro und steuerten gen Brooklyn.
Damit hätte alles vorbei sein sollen, abgesehen vom Geldfassen. Von einem Mann wie Julio kriegt man keine Asche im voraus – es ist respektlos. Außerdem weiß ich, wo er wohnt, und alles, was er von mir hat, ist eine Münztelefonnummer in Mamas Restaurant.
Ich gab ihm drei Wochen und rief dann von einem Münztelefon bei meinem Büro die Tankstelle an. Von dem Telefon muß man frühmorgens anrufen – es gehört den Treuhandhippies, die in dem Loft unter mir wohnen. Im Allgemeinen bleiben sie die ganze Nacht auf und werkeln an ihren halbärschigen Selbstverwirklichungsversuchen, und normalerweise knacken sie erst reichlich nach Mitternacht weg und träumen von einem Marihuana-Paradies, wo alle Menschen Brüder sind. Gut, daß sie nie U-Bahn fahren. Ich zahle keine Miete für das Obergeschoß, und ich habe das auch nie vor, es sei denn, der Hausherr verkauft das Gebäude. Sein Sohn tat vor ein paar Jahren einigen Leuten etwas wirklich Dummes an, und ich gab die Information nicht weiter als bis zum Hausherrn. Wie ich ihm einmal erklärte, hat das Obergeschoß massenhaft Raum, um Informationen wie diese zu lagern, aber falls ich in eine kleinere Bude umziehen mußte ... man kann nie wissen.
Ich mißbrauche das Privileg nicht – bleibe nie länger als eine Minute am Telefon, keine
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