Burke 2 - Strega
ganzen Gewicht dran, während ihre Teufelsaugen Blitze auf mich abfeuerten. »Du bist mein«, sagte sie.
Ich begegnete ihren Blicken – etwas tanzte da drin – etwas, das niemals einen Partner haben würde. »Ich hab meine Arbeit getan«, erklärte ich ihr und blieb, wo ich sicher war. »Ich bin fertig.«
»Du kannst nicht von mir weggehen«, flüsterte sie.
»Vergiß es, Strega.«
»Du sprichst meinen Namen aus – du denkst, du kennst mich.
Du kennst mich nicht.«
»Ich kenne dich. Und verschwende nicht deine Zeit und lauf zu Julio – es gibt nichts, was er tun kann.«
Strega erkannte ein Stichwort zum Abgang, wenn sie es hörte.
Sie ließ meine Jacke los, wandte mir den Rücken zu, hielt sich mit einer Hand am Bettpfosten fest.
»Ja, Julio«, sagte sie. »Mein edler Onkel Julio – der großartige und gute Freund meines Vaters.«
Sie wandte mir ihr Gesicht zu. »Wer, glaubst du, hat mich gelehrt, hübsch artig zu sein, während er im Stuhl saß – ein braves kleines Mädchen zu sein?«
»Was?« sagte ich. Ich hatte ein Leben lang Erfahrung damit, mir keinen Gedanken auf dem Gesicht anmerken lassen, doch bei Strega funktionierte es nicht Sie beantwortete die Frage, die ich nie stellte.
»Julio. Damals war ich noch Peppina. Ich liebte jeden. Vor allem Julio – er war so gut zu mir. Als er mit mir anfing, verriet ich ihn meinem Vater«, sagte sie, ihr Gesicht glich dem eines kleinen Kindes.
»Was hat er gemacht?«
»Was er getan hat? Er hat mich mit einem Riemen verprügelt, weil ich üble Geschichten über Julio erzähle. Julio der Heilige. Für meinen Vater war er ein Heiliger ... wegen des Geldes und aus Furcht. Und ich ging wieder zu Julio.«
Ich blickte sie bloß an, beobachtete ihre Augen. Kaltes Feuer.
Haß.
»Sie unterrichteten mich – Geld und Furcht. Sie unterrichteten mich gut. Eines Tages war ich nicht mehr die dumme, fröhliche Peppina.«
Im Geiste sah ich Julio, wie wir das letzte Mal miteinander geredet hatten. Ich wußte jetzt, warum er so aussah. »Deswegen wollte Julio, daß ich das ... das Bild für dich besorge?«
»Julio tut heute, was ich möchte. Sie tun alle, was ich möchte.
Geld und Furcht.«
»Jina ...«
»Strega. Für dich Strega. Und wenn du zu mir zurückkommst, immer noch Strega.«
»Ich komme nicht zurück«, sagte ich und klemmte mir die Hutschachtel unter den Arm, schützte mich mit dem Geld vor der Kälte.
Eine Träne quoll aus ihrem Auge, rann ihr die Backe runter.
»Ich habe meine Mia«, sagte sie, die Stimme tot wie der Clown in dem großen, weißen Haus, »und ich habe mich. Mich werde ich immer haben.«
»Ich hab mehr als das«, dachte ich, als ich rausging und der kalte Wind um meinen Rücken wirbelte. Sein Kind behütend.
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