Butler Parker Buch 1 - Der Butler setzt auf Sieg!
fahren.“
„Warum nicht gleich, James?“
Der Butler lächelte und machte sich daran, seinen Pflichten nachzukommen.
Der dunkelblaue Maybach Guard war mit speziellen Sicherheitsmerkmalen ausgestattet. Die gepanzerte Karosserie schützte die Insassen sogar vor großkalibrigen Revolvergeschossen. Die Highend-Luxuslimousine erfüllte alle Bedingungen des sogenannten Hochschutzes, die in der europäischen Widerstandsklasse B4 festgelegt waren. Dies bestätigte das staatliche Beschussamt in Ulm mit einem amtlichen Zertifikat. Der Wagen war zusätzlich mit einem geschützten Tank, einer Notlaufbereifung und einem Alarmsystem ausgestattet, das alle Türen verriegelte und über eine Gegensprechanlage die Kommunikation nach außen gewährleistete. Die Farbe der Lederpolsterung im Inneren wurde laut Prospekt des Maybach Centers of Excellence in Sindelfingen als Vesuvius Black beschrieben. Im Kühlschrank im hinteren Teil des Fahrzeuges befand sich eine Champagnerflasche, eine kleine Aufmerksamkeit des Herstellers.
Der Butler entfernte die Radkappen, um den sicheren Sitz der Radmuttern zu überprüfen, dann gab er grünes Licht. Die erste Fahrt mit dem neuen Wagen konnte beginnen. Die 612 PS machten sich bemerkbar. Der Maybach glitt durch die einsetzende Dämmerung Richtung Nordosten. Bei Netphen wurden die Straßen enger und führten bergauf durch waldreiches Gebiet. An einer Lichtung, von der aus man auf die Lichter der Stadt blicken konnte, hielt der Butler und öffnete die Champagnerflasche. Lady Marbely, sichtlich zufrieden, lud ihn ein, ebenfalls ein Glas zu trinken. „Man fühlt sich so allein, wenn man niemandem zuprosten kann.“
Der Butler deutete einen Schluck nur an. Er war sich der Verantwortung bewusst, die er als Fahrer hatte.
Lady Marbely sprach einen Toast aus. „Ich trinke auf unseren Sieg, den wir anstreben ... hier im Siegerland.“ Dann zertrümmerte sie zum Erstaunen des Butlers die noch halb volle Champagnerflasche an einer der rechten Seitentüren. „Wozu kauft man für teures Geld einen gepanzerten Wagen?“ Sie lachte vergnügt. „Mich quält eine Frage, James. Warum heißt das Siegerland Siegerland? Der Name hat doch hoffentlich nichts mit der Zeit des Nationalsozialismus zu tun. Sie wissen schon: Sieg Heil und so.“
„Da kann ich Sie beruhigen, Milady. Die Stadt Siegen und das Siegerland leiten ihren Namen vom Fluss Sieg her, der hier in der Nähe entspringt.“
„Wo? Das interessiert mich jetzt.“
„Dazu müssten wir ein Stück weit wandern, Milady.“
„Ich bin bereit.“
Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten sie die ummauerte Quelle der Sieg. Lady Marbely trank von dem Wasser, das aus dem Berg herausrann. „Dennoch muss ich weiter fragen, James“, sagte die Lady dann.
„Allerdings kann ich nicht garantieren, immer die Antwort zu wissen.“
„Ich versuche es. Warum heißt die Sieg Sieg?“
„Ein Wort keltischen Ursprungs, für den schnellen Fluss, heißt es.“
„Ich verstehe. Ein erhebendes Gefühl, am Ursprung eines Flusses zu stehen! Ich genieße das. Es gibt mir Kraft und Zuversicht. Und das habe ich Ihnen zu verdanken, James. Ich danke Ihnen dafür.“
„Sehr gerne! Ich tue, was ich kann, Milady.“
„Sehen Sie, das haben wir gemeinsam. Wir gehen den Dingen auf den Grund. Also, auf unseren Sieg im Siegerland!“
„Wir setzen auf Sieg“, erwiderte der Butler ernst. „Und wir werden ihn erringen, wenn es uns gelingt, den Dingen auf den Grund zu gehen.“
3.
„Und was erwartet uns heute?“, fragte Lady Marbely, als sie auf dem Hotelparkplatz hielten. „Was sagt Ihr kleines schlaues Buch dazu?“
Der Butler zückte sein iPad. „Besichtigung der Fabrik in Siegen, mit den beiden Geschäftsführern, zehn Uhr Vormittag.“
„Das ist alles? Wie langweilig“, beklagte sich die Lady und deutete ein Gähnen an.
„Um etwas zur Ruhe zu kommen, würde ich von weiteren Schritten Abstand nehmen, wie etwa dem Besuch der Villa Andreae in Königstein.“
„Dann machen wir es, James. Am Nachmittag besichtigen wir die Villa.“
Der Butler seufzte.
Eine Stunde später hatten sie das alte Fabrikgebäude erreicht. Die Hallen in der Oberen Kaiserstraße wirkten desolat. Der Butler fragte sich, ob sie hier richtig waren, als zwei Männer auf den Maybach zukamen. Der düstere Herr Obermann und der stetig lächelnde Herr Henschel.
„Ich ersuche die Herren um einen Überblick“, sagte Lady Marbely nach der Begrüßung. „Ich würde gerne einen ersten Eindruck
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