Butler Parker Buch 1 - Der Butler setzt auf Sieg!
die Neugier quält. Sie wurden mir vom MI6 empfohlen, mehr weiß ich nicht über Sie.“
„Viel mehr ist auch nicht zu sagen“, wehrte der Butler behutsam ab.
„Aber Sie sind doch kein Mitglied des Secret Intelligence Service.“
„Das kann ich bestätigen.“
„Aber?“
„Ein leichtes Umgruppieren der Buchstaben löst das Rätsel.“
„SIS. Secret Intelligence Service könnte zu ISS oder SSI werden“, überlegte Lady Marbely und spitzte dabei die Lippen.
„Die zweite Variante trifft zu. Special Service International. Eine Gruppierung mit zahlreichen Verbindungen, die rasch und effizient handeln kann.“
„Mehr verraten Sie mir nicht?“
„Das wäre zum derzeitigen Stand unserer Zusammenarbeit nicht zweckmäßig.“
„Und es macht alles nur noch aufregender, James. Wunderbar!“
*
Mister Prince trank seinen Tee, wie er ihn am liebsten mochte: schwarz, ohne Milch, ohne Zucker, mild-aromatischen China Golden Pi Lo Chun. Nach einer Weile griff er zum Telefon. „Prince hier. Ich brauche deine Hilfe, Professor!“
„Das hör ich gern“, antwortete der Angerufene. „Soll ich zu dir kommen, oder willst du dich herbemühen?“
„Ich suche dich auf, wir benötigen vermutlich die Hilfe deiner schlauen Bücher.“
„Auf welches Thema soll ich mich vorbereiten?“
„Lemniskaten“, lautete die Antwort.
Wenig später ließ sich Mister Prince im Rolls-Royce Phantom in die Euston Road fahren. Er bedauerte, dass die National Library vom British Museum in diese kulturlose Backsteinscheune in St Pancras verbannt worden war.
Professor Ronald Hameed sah das anders. Er war der Ansicht, dass sich auch Bibliotheken der modernen Zeit anpassen mussten, mit einem Business- und IP-Center, einem Tonarchiv und digitalisiertem Textmaterial, das weltweit online abrufbar war. Professor Hameeds Office war in einem voll klimatisierten fensterlosen Raum untergebracht. Er begrüßte seinen seltenen Gast mit den Worten: „Du bist doch nicht selbst gefahren?“
„In der Hoffnung, dass die Beantwortung dieser Frage dazu führt, mir deinen vorzüglichen Sherry anzubieten, verneine ich“, erwiderte Mister Prince.
Professor Hameed entkorkte einen dreißig Jahre alten Garvey, schenkte ein und prostete seinem Gast zu. „Die Lemniskate führt dich also zu mir.“
„Zwei Zeichen für Unendlichkeit, in geringem Abstand übereinander. So hat es unser Mann in Deutschland beschrieben.“
„Das ist nichts Erfreuliches.“ Der Professor verzog das Gesicht.
„So zart besaitet, neuerdings, Professor?“
„Ein Fall, mit dem ihr zu tun habt?“, erkundigte sich Hameed.
„Ein Toter in Deutschland ...“
„In Deutschland sterben wie überall viele Menschen. Ich muss dich daran erinnern, dass wir alle irgendwann abtreten müssen. Was ist das Besondere daran?“
„Ein Verwandter der Lady.“
„Du meinst doch nicht ...“
„Doch. Ich meine Amanda Marbely und das bereitet mir Sorgen.“
„Ich teile diese Einschätzung voll und ganz. Noch ein Glas?“
„Das löst das Problem nicht.“
„Aber es erleichtert es womöglich.“
Eine gute Stunde später, auf der Rückfahrt in die Residenz, nahm Mister Prince Kontakt zu Tom Rother vom BND auf und erklärte ihm den Fall, an dem einer seiner Leute arbeitete.
„Wir werden ihm zur Seite stehen“, gab Rother zur Antwort.
„Er wird es als Zeichen mangelnden Vertrauens auffassen.“
„Also verdeckt.“
„Wie es sich für einen Geheimdienst gehört“, bestätigte Mister Prince.
*
Lady Marbelys Chauffeur konnte keine Orangen essen. Sein gebrochener Unterkiefer war mit Schrauben fixiert worden. Die Nahrungsaufnahme beschränkte sich auf Flüssiges und Püriertes.
„Sie sollten die Orangen pressen, James“, schlug die Lady vor. „Die Vitamine werden ihm guttun.“ Dann wandte sie sich an den bleich wirkenden Mann und übersetzte: „James is going to prepare fresh orange juice for you, dearest.“
Der Butler verließ das Zweibettzimmer auf der Unfallchirurgischen Abteilung des Kreisklinikums und begab sich in einen nahe gelegenen Markt, in dem er eine Flasche Orangensaft, Plastikbecher und Trinkhalm sowie hochprozentigen Rum erwarb. Die Orangen verschenkte er an ein Rentnerehepaar, die den vornehm gekleideten Butler dabei verdutzt, aber dankbar anlächelten. Noch vor dem Krankenzimmer vermischte er Orangensaft und Rum.
„Thank you so much“, nuschelte der Chauffeur nach den ersten Schlucken aus dem weißen Becher mühsam. „I think, we'll be friends.“
Lady
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