Butler Parker Buch 1 - Der Butler setzt auf Sieg!
Tagen eine andere geworden. Das Blockhaus wurde niedergebrannt, meine Stiefmutter erschossen, und ich werde des Mordes verdächtigt, weil ...“
„Weil“, unterbrach ihn der Butler, „auf der Waffe, mit der Ihre Stiefmutter getötet wurde, Ihre Fingerabdrücke gefunden wurden.“
„Das ist richtig.“
„Und wie erklären Sie sich das?“, fragte der Butler streng.
„Ich habe dafür leider keine Erklärung“, entgegnete der junge Mann. „So sehr ich darüber nachdenke, so wenig verstehe ich das Geschehen.“
„Es macht nur Sinn“, fuhr der Butler fort, „wenn Sie der Kopf, das Gehirn, dieses Bundes 88 wären, der aus Machtgier letztlich die eigenen Leute hinters Licht führen wollte ...“
„Unsinn“, unterbrach ihn die Lady. „Dann säße er nicht hier, sondern hätte sich längst in Sicherheit gebracht. Auch ihm wurde übel mitgespielt.“
Stefan Obermann starrte stumm auf die matt glänzende Tischplatte.
„Haben Sie einen Verdacht?“, fragte der Butler.
„Nein!“ Der junge Mann schüttelte heftig den Kopf.
Etwas zu heftig, wie der Butler fand. „Ich schlage vor, Sie helfen uns, alle betreffenden Ereignisse zu rekonstruieren. Sie wollen doch freikommen, oder?“
„Natürlich. Ich bin unschuldig. Das Verhältnis zu meiner Stiefmutter war nicht gerade herzlich, doch ich hatte keinerlei Grund, sie zu töten. Ich habe überhaupt niemanden getötet und werde es auch nie tun.“
„Und Sie wollen, dass der wahre Täter gefunden und zur Verantwortung gezogen wird?“, fuhr der Butler fort.
Stefan Obermann stöhnte auf und schwieg. Lady Marbely nahm seine zitternden Hände in ihre und bat ihn, sich zu erinnern. Und schließlich begann der junge Mann zu erzählen. Zuerst langsam, dann schneller, beinahe atemlos. Nur, als er von seiner Fahrt zum Haus der Mutter berichtete, geriet er ins Stocken.
„Sie verschweigen uns etwas, Stefan“, drängte Milady. „Sie wissen viel mehr, als Sie zugeben. Sie haben vom ehemaligen Führerhauptquartier gewusst, Sie ...“
„Ich möchte nichts mehr sagen“, gab sich Stefan Obermann entschlossen.
„Ist auch nicht nötig. Sie haben uns bereits genug verraten!“ Der Butler erhob sich.
Lady Marbely blickte nachdenklich in die traurigen Augen des jungen Mannes. Als sie später mit James gemeinsam wieder im Auto saß, meinte sie: „Er hat Angst um seine Freundin. Sie befindet sich in großer Gefahr.“
„Das sehe ich ebenso, Milady“, stimmte ihr der Butler zu.
„Also, was machen wir?“
„Wir suchen Ruth Henschel.“
Lady Marbely sah den Butler von der Seite an. „Was verbergen Sie vor mir?“
„Ich bin mir nicht sicher, Milady, ob Sie das wirklich wissen wollen.“
„Nur Mut, James!“
„An einem anderen Ort. Ich fühle mich hier nicht besonders wohl.“
„Was schlagen Sie vor?“
„Ihr Interesse hier in Deutschland gilt doch den Märchen und Liedern. Ich schlage Ihnen vor, einen Menschen aufzusuchen, der sich damit intensiv beschäftigt.“
„Und wer ist das?“
„Doktor Helga Winter, eine Psychotherapeutin.“
„Und was hat das mit unserem Fall zu tun?“
„Sie ist Ruth Henschels Ausbilderin.“
„Das heißt, sie kann uns helfen, Ruth zu finden.“
„Ich denke schon. Ein Besuch kann jedenfalls nicht schaden.“
*
„Sie kann nur körperlich Gesunde therapieren“, stellte Lady Marbely fest, als sie an der Seite des Butlers die Treppe in das zweite Geschoss des Gründerzeithauses erklomm. „Lassen Sie sich doch Zeit, James! Ich bin ja völlig außer Atem.“
Die Tür zur Praxis von Doktor Helga Winter, lic. Phil. (Dipl.) Psychologin, Klinische Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin , wie das blank polierte Messingschild verhieß, stand einen Spaltbreit offen.
Ein angenehmer Duft von Bienenhonig empfing Lady Marbely und den Butler. Die hohen Räume und die edle Einrichtung des Warteraums vermittelten einen beabsichtigt seriösen Eindruck. Auf einem runden Tischchen, neben einigen Fachzeitschriften, stand eine Jugendstilvase mit grün knospenden Zweigen.
Die gepolsterte Tür zum Behandlungsraum öffnete sich, eine dunkelhaarige schlanke Frau, Mitte sechzig, kam der Lady und dem Butler entgegen. Freundlich schüttelte sie ihnen die Hände. „Schön, dass Sie zu mir gefunden haben.“
Der Butler bedankte sich bei der Psychotherapeutin, dass sie sich so kurzfristig Zeit für ein Gespräch nahm.
„Es ist mir ein Vergnügen, über Märchen zu sprechen. Auskünfte über Klienten oder Kollegen kann ich allerdings
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