Butter, Brot und Laeusespray
Fliegenfänger abgebildet oder sogar mehrere. Bei der Kringelei rechts oben handelt es sich aber um keine gegenständliche Zeichnung, sondern um etwas ganz anderes, nämlich die Spuren eines Kulifunktionstests. Das Phänomen ist nicht eben selten; bevor die Schreibkraft ans Werk geht, wird der Kuli warmgekritzelt. Wobei der Fliegenfänger durchaus ins Kaufkonzept passen würde, da der Zettel doch ganz offenkundig einem Imbissbesitzer namens Willi gehört. Mit gesunder Ernährung hat Fritten-Willi nix am Hut, vielmehr mit Fett, Öl und Majonaise. Die Lipide sind nicht nur schriftlich festgehalten, sondern befinden sich auch im Karopapier höchstselbst. Der Schmierlappen lässt erahnen, dass es sich bei Willi’s Wurststadel um eine Schmuddelbude handelt; aber keine Panik, Willi weiß dies selber und setzt zum Großputz an, mit Essigreiniger, Zitronenextrakt und Shampoo für die Fettfrisur. Stutzig macht uns allerdings Uhu. Willi mag ein bisserl kauzig sein, aber dass mit Uhu eine nachtaktive Momumentaleule gemeint ist, können wir kaum annehmen. Wahrscheinlicher ist der beliebte Traditionsklebstoff. Ob Willi die im Uhu enthaltenen Lösungsmittel inhaliert? Lassen wir das. Bei der täglichen Internet-Diskussion wies ein pfiffiger Hobbyphysiker darauf hin, dass der Kram auf der Liste durchaus auch zum Bombenbau taugen könnte, speziell dann, wenn man unter «Willi» keinen Imbissbudenbesitzer versteht, sondern Williams Birne, den hochprozentigen Obstbrand. Auch Uhu passt vortrefflich zu dieser Sprengstoffthese, die mich mindestens ebenso sehr überzeugt wie die Frittenfrisurformel. Sind wir einem Verbrechen auf der Spur? Wird da ein Schurkenstück geplant? Haltet ein, ihr Halunken! Vorsichtshalber bin ich sogleich ins nächste Polizeirevier geeilt und habe dem freundlichen Wachtmeister den Zettel und die dazugehörige Terrortheorie unter die Nase gehalten. Der Schutzmann besah den Bombenbauplan ausgiebig, dann mich, dann wieder den Zettel, dann wieder mich, und sagte schließlich, dass man aufgrund eines solchen Verdachts kein Verfahren einleiten könne. «Aber», so schmunzelte er, «es gibt hier in der Stadt tatsächlich einen bekannten Zuhälter namens Shampoo-Willi.»
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Eine Bombe erkennen wir auch auf diesem Zettel, und zwar jene Art Sprengsatz, wie er von den Panzerknackern verwendet wird, um in Dagobert Ducks Geldspeicher einzudringen. Schwarz, rund und mit einer brennenden Lunte versehen. Um das Drohpotenzial dieses Zettels zu maximieren, hat sich zur Bombe ein Bogenschütze gesellt; er zielt auf dem Kopf stehend, gibt sich somit in jeder Lebenslage verteidigungsbereit. Der Verfasser lebt offenkundig in großer Sorge um seine Sicherheit, die Liste dient eventuell der Abschreckung. Jedem Aggressor soll dieses Dokument der Wehrhaftigkeit Angst einflößen, und man fragt sogleich: Wer ist der Böse, dessen Angriff vereitelt werden soll? Und was hat der Bedrohte zu verlieren? «Testogel» ist ein Testosteronpräparat, das solchen Männern verschrieben wird, deren Gemächt nicht mehr in ausreichender Menge das männliche Geschlechtshormon produziert. Wie weit im Falle des Verfassers die Entmännlichung vorangeschritten ist, verrät der Eintrag «Nagellackentferner». Nicht sonderlich riskant ist somit die Annahme, der Verfasser habe Angst um seine Maskulinität. Bedroht wird er entweder vom Klimakterium virile, vom gebleckten Zahn der Zeit oder von einem Testosteronmangel aus ungeklärter Ursache. So oder so: Es drohen Osteoporose, Scheinsopran und Impotenz. Vor diesem Feind hat jedermann Angst, den meisten X Y-Chromosomisten jedoch gelingt es, diese Angst im Alltag zu verdrängen, nur wenige kommen auf die Idee, diesen Feind mit Bomben zu bekämpfen, und nur die allerwenigsten Männer halten gezeichnete Drohszenarien, die auf Einkaufszetteln festgehalten werden, für eine taugliche Maßnahme im höchstpersönlichen Geschlechterkampf.
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Generell lassen viele Einkaufszettel Rückschlüsse auf die Gesundheit ihrer Autoren zu. «Granu Fink» wirkt, so verspricht der Beipackzettel, mit «Delta- 7-Stereolen » lästigem Blasendruck entgegen, Klumpstreu wiederum brachte ich bisher ausschließlich mit Katzentoiletten in Verbindung. Womöglich kriegt man die typischen Beschwerden, die mit häufigem Harndrang einhergehen, am wirksamsten mit einer Kombination aus Delta- 7-Stereolen und Klumpstreu in den Griff. Ferner vertraut der Autor im Kampf gegen den Blasendruck auf die Heilkräfte der Filterzigarette. Zwei
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